Bad Oldesloe. Zahl der Firmenpleiten in Stormarn steigt. Anders sieht es bei Privatinsolvenzen aus. So hoch sind Betroffene im Schnitt verschuldet.
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Stormarn ist im vergangenen Jahr gestiegen. Das geht aus einer aktuellen Abfrage des Statistikamtes Nord bei den Amtsgerichten hervor. Demnach meldeten im vergangenen Jahr 50 Betriebe im Kreis Insolvenz an, sechs Prozent mehr als 2021. Das ist der dritthöchste Wert aller 15 Kreise und kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein nach Pinneberg (54) und Segeberg (52). 350 Arbeitnehmer in Stormarn waren von den Insolvenzen direkt betroffen.
Allerdings verzeichneten andere Kreise einen deutlich höheren Anstieg der Unternehmenspleiten. Im Herzogtum Lauenburg etwa stieg die Zahl um 60 Prozent, in Nordfriesland um 57 Prozent. Die durchschnittlichen Verbindlichkeiten der betroffenen Firmen in Stormarn belaufen sich auf 908.260 Euro, das ist der mit Abstand höchste Wert landesweit. Zum Vergleich: In der Stadt Kiel, die auf Rang zwei folgt, liegen die durchschnittlichen Forderungen pro Unternehmen bei 611.718 Euro.
Unternehmensinsolvenzen: Landesweit 3068 Arbeitnehmer betroffen
Beim Blick auf die Zahlen muss jedoch beachtet werden, dass im wirtschaftsstarken Stormarn mit der Lage zwischen Hamburg und Lübeck vergleichsweise viele Firmen ihren Sitz haben. Die relative Quote an Unternehmenspleiten je 10.000 Firmen liegt deshalb mit 48 genau im Landesschnitt und im Mittelfeld der Kreise. Spitzenreiter ist hier das Herzogtum Lauenburg mit einer Quote von 60. Landesweit wurden 2022 520 Unternehmenspleiten gezählt, 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Betroffen waren 3068 Arbeitnehmer. Am häufigsten wurden mit 106 Verfahren Insolvenzen für Unternehmen im Baugewerbe gemeldet.
Es ist das erste Mal seit zwei Jahren, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Schleswig-Holstein wieder steigt. Die Fallzahl bleibt aber niedriger als direkt vor der Corona-Pandemie 2019 (787 Fälle) und im ersten Corona-Jahr 2020 (534 Fälle). Auch im längerfristigen Vergleich bleibt der Wert gering: In den Jahren 2012 bis 2021 wurden laut Statistikamt im Durchschnitt 856 insolvente Unternehmen pro Jahr gemeldet.
Umgekehrte Entwicklung bei den Privatinsolvenzen
Umgekehrt ist die Entwicklung im Bereich der Privatinsolvenzen. Für 2022 haben die schleswig-holsteinischen Amtsgerichte 2938 entschiedene Anträge von Privatpersonen auf eine Verbraucherinsolvenz gemeldet, ein Rückgang von 20 Prozent gegenüber 2021. In dem Jahr gab es laut Statistikamt allerdings auch einen Nachholeffekt, weil viele Betroffene ihren Insolvenzantrag 2020 wegen einer ab 2021 zu erwartenden Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens zurückgestellt haben dürften. Abgesehen von der Ausnahme vor zwei Jahren gab es demnach zuletzt 2005 weniger als 3000 Anträge auf Privatinsolvenz.
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Stormarn schneidet hier besonders gut ab: 94 Verbraucher meldeten 2022 im Kreis Insolvenz an, nirgendwo sonst waren es weniger. Das bedeutet ein Minus von 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nur in Ostholstein war der Rückgang mit 47 Prozent noch deutlicher. Auch gemessen an der Einwohnerzahl steht der Kreis mit 38 (Landesschnitt: 99) Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner am besten dar.
Verbindlichkeiten der Stormarn sind höher als der Landesschnitt
Die durchschnittlichen Verbindlichkeiten der betroffenen Stormarner sind allerdings höher als in anderen Kreisen: Sie belaufen sich auf 46.691 Euro, der Landesschnitt liegt bei 37.744 Euro. Insgesamt mussten laut Statistikamt im vergangenen Jahr 2938 Personen im Schleswig-Holstein Privatinsolvenz anmelden, 20 Prozent weniger als in den zwölf Monaten zuvor.