Barsbüttel. Der Fraktionsvorsitzende Henri Schmidt nimmt bis 18-Jährige unter seine Fittiche und verrät, was sie bei ihm lernen können.

39, 29 und 32 Jahre – so alt sind die Köpfe des Spitzentrios der Barsbütteler CDU für die Kommunalwahl am 14. Mai. Fraktionschef Henri Schmidt führt die Liste an vor Sabrina Meiferts und Thomas Nickel. Die Partei ist personell gut aufgestellt – und will das auch in den kommenden Legislaturperioden sein. Deshalb agiert sie vorausschauend und hat ein neues Instrument eingeführt, um junge Menschen für Politik zu begeistern. Sie startet ein Mentoring-Programm über sechs Monate für zwölf bis 18 Jahre alte Schüler.

„Es wird eine Mischung aus kommunalpolitischen Inhalten inklusive der Teilnahme an Sitzungen, beruflicher Orientierung und Rhetorik beinhalten. Der Mindestaufwand liegt bei einer Stunde pro Woche“, sagt Schmidt, der jene Person, die den Zuschlag erhält, unter seine Fittiche nehmen wird. Bewerbungen können ab sofort per E-Mail an cdu@henri-schmidt.de geschickt werden. Die Christdemokraten planen vorerst mit einem Schüler oder einer Schülerin pro halbes Jahr. Bei erhöhter Nachfrage will die Partei das Programm jedoch ausweiten. Schmidt hat Kollegen in der Hinterhand, die sich Interessierten annehmen würden.

Schmidt wurde bei der Bundeswehr zum Presseoffizier ausgebildet

Zu den Vorzügen einer Teilnahme sagt der Fraktionsvorsitzende: „Man lernt das Verhandeln und sich rhetorisch richtig auszudrücken. Selbst wenn die jungen Menschen durch unsere Aktion nicht in die Politik gehen, hat die Sache für sie einen positiven Effekt.“ Schmidt wird den Schülern Kommunikationsstrategien beibringen, mit ihnen Vor- und Nachgespräche zu Fraktions- und Ausschusssitzungen führen. Sie werden hautnah erleben, wie es in der Partei zu einer Entscheidungsfindung bei Themen kommt, Kompromisse gemacht werden. Meinungen sind nicht immer identisch.

Schmidt wurde bei der Bundeswehr zum Presseoffizier ausgebildet, trat der CDU 2004 bei und leitete sechs Jahre das Büro des früheren Wandsbeker Bundestagsabgeordneten Jürgen Klimke. Dieser sei einer seiner Mentoren gewesen. Er habe bei Klimke viel gelernt und profitiere davon. Heute ist der Barsbütteler Prokurist eines Softwareunternehmens und führt 100 Mitarbeitende in vier Ländern.

Das parteiinterne Mentoring-Programm ist eine Art Notlösung. Eigentlich wollten die Christdemokraten den Schulterschluss mit den anderen Fraktionen und ein solches Projekt unter Federführung der Gemeinde initiieren. Angedacht war eine Kooperation mit der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule. Zielgruppe: Jungen und Mädchen der Klassen neun bis 13. Einen entsprechenden Antrag hatte die Partei im jüngsten Ausschuss für Schule, Kultur und Soziales (SKS) gestellt. Zu einer Abstimmung kam es nicht, weil das Dokument nach den ersten Stellungnahmen zurückgezogen wurde. Schmidt sagt dazu: „Wir waren überrascht, dass die anderen Fraktionen krampfhaft Argumente gesucht haben, um das Projekt zu verhindern.“ Dabei habe man die Gestaltung bewusst sehr offen gehalten. Details zur Durchführung, unter anderem die Dauer sowie Anzahl der Plätze, sollte das Gremium festlegen.

Für die Wählergemeinschaft hat ein anderes Projekt Priorität

„Scheinbar wollten uns die anderen Fraktion im Wahlkampf den Erfolg nicht gönnen. Das Projekt liegt uns aber sehr am Herzen, weshalb wir den Antrag nach der Kommunalwahl erneut einbringen werden“, sagt Schmidt. Das ist natürlich seine Sichtweise. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Angela Tsagkalidis sagt: „Wir finden den Vorschlag gut, würden aber bei der Projektplanung einiges ändern.“ Sie wünscht sich eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern des SKS-Ausschusses, Vertretern der Gemeinschaftsschule, des Jugendbeirates sowie des Kreisjugendrings und dem Jugendpfleger Barsbüttels.

Dass der Antrag zum falschen Zeitpunkt gestellt wurde, ist auch Meinung der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB). „Erst muss geklärt sein, ob Verwaltung und Schule die entsprechenden Kapazitäten haben“, sagt Karin Eickenrodt. „Über solch ein Projekt muss außerdem in der Schulkonferenz entschieden werden.“ Für die stärkste Kraft in der Gemeinde hat der Aufsatzwettbewerb zur Stärkung der politischen Bildung Jugendlicher Priorität. Die Idee stammt von der Wählergemeinschaft. Im März 2019 gab es grünes Licht von der Gemeindevertretung mit 19 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung.

Zwei Monate später traf sich eine Arbeitsgruppe, der Bürgermeister Thomas Schreitmüller und Bürgervorsteher Peter Eckwerth (BfB) angehörten. Es ging um Detailplanung. Vorgeschlagen wurde Folgendes: Teilnahmeberechtigt sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von zwölf bis 21 Jahren. Der Kreis umfasst auch Auszubildende und Personen, die ihre Lehre abgeschlossen haben. Die Themen werden jedes Jahr von einer Jury festgelegt. Beiträge sind in schriftlicher Form sowie per Videodreh möglich. Die Gemeinschaftsschule ist eng eingebunden. Im darauffolgenden Jahr sollten die jungen Menschen von März bis Oktober Zeit haben, ihre Werke zu erstellen. Doch dann kam Corona und machte einen Strich durch die Rechnung. Erst jetzt wird das Projekt wieder angegangen.

Schmidt wäre gern zweigleisig gefahren unter Gemeinderegie. Stattdessen machen die Christdemokraten beim Mentoring-Programm jetzt einen Alleingang mit der Begründung, man habe keine Zeit zu verlieren. Die CDU ist in Barsbüttel hinter BfB sowie SPD drittstärkste Kraft und hat den Anspruch, wieder die Spitzenposition einzunehmen. Sie wirbt insbesondere mit jungem Personal um die Gunst der Wähler, sieht sich mit dieser Strategie auf dem richtigen Weg. Das Durchschnittsalter der Fraktion ist nach dem Debakel bei der Kommunalwahl 2018 von 67,5 auf jetzt 47,6 Jahre gesunken.