Oststeinbek. Bau von Bürokomplex und 83 Wohnungen hat noch nicht begonnen, Interessenten haben schon angefragt oder sich registrieren lassen.

Die Erschließung wird im März abgeschlossen sein mit dem Auftragen der letzten Asphaltschicht. Bevor der erste Stein im Oststeinbeker Willipark für Gebäude gesetzt ist, vergehen aber noch einige Monate. Trotzdem verzeichnen die Investoren schon eine hohe Nachfrage – nach Wohnungen und Büroflächen. Sie bewerben das kombinierte Quartier zwischen Willinghusener Weg, Querweg und Hamburger Kamp im Norden der Gemeinde mit ihrem Nachhaltigkeitskonzept inklusive diversen Sharing-Angeboten. Ein weiteres Plus: Das Areal befindet sich nahe der Feldmark und zugleich in Sichtweite des Ostkreuz-Centers mit großem Kaufland-Supermarkt, Möbelhaus, Apotheke, Friseur, Reisebüro, Tankstelle sowie einem Fitnessstudio.

Christian Stölken baut den 19 Meter hohen Bürokomplex mit seinen fünf Geschossen. Der IT-Unternehmer aus Großhansdorf zieht dort selbst ein. Er beschäftigt in seiner Firma IP Dynamics, die ihre Zentrale noch an der Billstraße in Hamburg hat und Standorte in sechs weiteren deutschen Städten plus einen in Luzern (Schweiz) unterhält, 125 Menschen. Zwei Ebenen benötigt der Geschäftsmann. „Meine Idealvorstellung sind zwei weitere Unternehmen, maximal sollen es drei sein“, sagt Stölken. Er hat bereits Gespräche mit fünf Mietinteressenten geführt, darunter zwei aus Oststeinbek. Außerdem gab es lose Anfragen. Stölken steht nicht unter Zeitdruck beim Abschließen von Verträgen. Baubeginn ist erst im Frühjahr 2024, bis zur Fertigstellung sind dann zwölf bis 18 Monate angesetzt. Das Investitionsvolumen soll die 20-Millionen-Euro-Grenze nicht überschreiten.

2000-Quadratmeter-Garten als Ort für Begegnungen

Im Gebäude gibt es nicht nur 5000 Quadratmeter Bürofläche, sondern auch eine Cafeteria im Erdgeschoss. Diese betreibt Stölken ebenfalls, lässt das Essen von einem Gastro-Experten anliefern. Er verspricht erschwingliche Preise. „Es wird durchgehend warme Mahlzeiten geben.“ Unter dem Haus befindet sich eine Tiefgarage über zwei Etagen mit 100 Stellplätzen. 30 Prozent davon haben eine Ladestation für Elektroautos. Car- und E-Bike-Sharing, Gründächer, jede Menge Fahrradstellplätze, ein gemeinsames Energiekonzept mit Blockheizkraftwerk und Solaranlagen für Büro- und Wohngebäude – Klimaschutz ist im Willipark im großen Umfang mitgedacht. Bestandteil des Quartiers ist zudem ein 2000-Quadratmeter-Garten als Ort für Begegnungen.

Die Erschließung für den Willipark ist weit vorangeschritten.
Die Erschließung für den Willipark ist weit vorangeschritten. © René Soukup

Wie viel Beton und Holz Stölken anteilig verwenden wird bei seiner Immobilie, hängt vom Förderprogramm mit dem Namen „Klimafreundliches Bauen“ ab, das das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium noch vorbereitet. Zweiter Investor in dem Gebiet ist die Baugesellschaft Vakon, die für die Wohnungen zuständig ist. 83 Einheiten für Senioren werden erstellt – 30 Eigentums-, 27 Mietwohnungen zu marktüblichen Preisen sowie 26 öffentlich geförderte. Ältere Menschen aus dem Ort haben zuerst Zugriffsrecht. Sollte es durch diese Klientel nicht zu einer Komplettauslastung kommen, wird für angehörige Senioren von Oststeinbekern und Ortsansässige aller Altersklassen geöffnet. Sind dann immer noch Wohnungen frei, hat jedermann die Chance auf eine Bleibe. So wurde es im städtebaulichen Vertrag mit der Gemeinde geregelt.

Die Mietwohnungen werden zuerst gebaut

Noch ist Vakon nicht in die Vermarktungsphase eingestiegen und der Vergabezeitpunkt damit offen. Über die Homepage kann man aber per Kontaktformular sein Interesse hinterlegen, sich also registrieren lassen. „Wir haben bislang rund 150 Anfragen“, sagt Geschäftsführer Stefan Kohl. Er geht von einem Investitionsvolumen zwischen 25 und 30 Millionen Euro aus. Auf 1,1 Hektar verteilen sich acht Mehrfamilienhäuser mit maximal drei Ebenen plus Staffelgeschoss. Die Wohnungen sind rund 50 bis 145 Quadratmeter groß. Ursprünglich sollten es sogar 90 sein. Im dritten Quartal 2023 plant Kohl den Baubeginn, zuerst die Mieteinheiten nahe dem Bürohaus. In einem zweiten Schritt werden die Eigentumswohnungen angegangen. Hier gibt es ebenfalls eine Tiefgarage mit 60 Plätzen.

Das Grundstück hat Vakon von Stölken gekauft, der die Wohnungen ursprünglich selbst bauen wollte, sich schließlich auf das 2265-Quadratmeter-Firmenareal beschränkte. Er hat dem Quartier dessen Namen gegeben mit Blick auf die Familiengeschichte. 1919 kaufte der Stormarner Landwirt Johann Karl Wilhelm Wulf, der Willi genannt wurde, das Feldstück Breeden mit der Nummer 30. Es wurde innerhalb der Familie vererbt. 1982 ging die Ackerfläche in das Eigentum von Hans-Egon Heinrich Willy Wulf über, dem Vater von Stölkens Ehefrau Martina.

Im Norden der 8900-Einwohner-Gemeinde entsteht nicht nur der Willipark. Dort wächst Oststeinbek weiter. Ein angrenzendes 3,8-Hektar-Feld Richtung Sportplatz wurde zum erweiterten Gewerbegebiet umfunktioniert. Eigentümer ist der Unternehmer Marcus Scheck. Er möchte ein großes Unternehmen in den Ort locken. Vor mehr als zehn Jahren hatte der Geschäftsmann die Allianz im Visier, Gespräche waren weit fortgeschritten. Auf einer Bürgerinformationsveranstaltung sagte der damalige Rathauschef Karl Heinz Mentzel, man sei schon verlobt in Anspielung auf den bevorstehenden Vertragsabschluss. Im Sommer 2010 sagte der Vorstand des Versicherungskonzerns ab.

Auf dem Feld vor der neuen Gewerbefläche nahe dem Breedenweg ist zudem ein Wohnquartier mit 250 Einheiten geplant. Im Mai dieses Jahres hatte sich die Mehrheit der Politik für diese Dimension ausgesprochen, als die städtebauliche Grundausrichtung festgelegt wurde. Danach wurde ein Gutachten erstellt, um der Frage nachzugehen, ob die Verkehrssituation ein solches Volumen zulässt. Das Ergebnis: ja. 2023 soll der Politik der Entwurf des Bebauungsplans zur Abstimmung vorgelegt werden.