Oststeinbek. Gewerbekomplex kostet rund 20 Millionen Euro. Auf dem Areal im Norden der Gemeinde entstehen zudem 90 Seniorenwohnungen.

Er wird alle Gebäude in der näheren Umgebung überragen, der rund 19 Meter hohe Bürokomplex im Norden von Oststeinbek. Die Immobilie ist Bestandteil des sogenannten Williparks mit 90 Seniorenwohnungen und hat fünf Geschosse. Der IT-Unternehmer Christian Stölken hat in diesen Tagen das Exposé für sein Gewerbeprojekt fertiggestellt. Es umfasst 20 Seiten und dient der Gewinnung von Mietern. Drei oder vier Firmen sollen sich auf die Ebenen verteilen. Derr Einzug ist fürs Frühjahr 2025 geplant. Das Investitionsvolumen schätzt der Bauherr auf 20 Millionen Euro.

Ursprünglich wollte Stölken auch die Wohnungen erstellen, verkaufte dann aber einen Teil des Ackers an die Baugesellschaft Vakon. Sie schafft auf einer 1,1 Hektar großen Fläche acht Mehrfamilienhäuser mit maximal drei Ebenen plus Staffelgeschoss. Die Wohnungen sind rund 50 bis 145 Quadratmeter groß. Jeweils 30 werden als Mietobjekte angeboten, sind öffentlich gefördert oder stehen zum Verkauf. Die Mieteinheiten bleiben im Bestand von Vakon. Baubeginn soll Anfang 2023 sein, ein Jahr später will Stölken loslegen.

Tiefgarage mit 100 Pkw-Stellplätzen erstreckt sich über zwei Ebenen

Christian Stölken verlegt die Zentrale seines Unternehmens IP Dynamics nach Oststeinbek.
Christian Stölken verlegt die Zentrale seines Unternehmens IP Dynamics nach Oststeinbek. © René Soukup

Er arbeitet eng mit Vakon-Geschäftsführer Stefan Kohl zusammen. „Wir haben ein gemeinsames Energiekonzept mit Blockheizkraftwerk und Solaranlagen, werden ein eigenes Nahwärmenetz für den Park bauen“, sagt Stölken. Natürlich stimmen sich die beiden auch bei der Erschließung ab, womit das Unternehmen Strabag beauftragt wurde. Fachkräfte sind bereits im Einsatz, mit Vermessungen beschäftigt. Und es werden Bodenproben entnommen. „In den nächsten Wochen rücken dann auch die Bagger an“, sagt Stölken. Der Willipark wird an den Willinghusener Weg angebunden, der von der Möllner Landstraße ins Gewerbegebiet führt.

Das neue Quartier bekommt einen 2000-Quadratmeter-Garten, der den Menschen in den Büros sowie Wohnungsmietern und -eigentümern zur Verfügung steht. Stölken setzt unter sein Gebäude eine Tiefgarage mit zwei Etagen und 100 Pkw-Stellplätzen. 30 Prozent davon werden mit einer Ladestation für Elektroautos ausgestattet. Das ist aber nur der Anfang. „Später werden alle eine Wallbox haben“, sagt der Unternehmer. Auch im Außenbereich gibt es Stromtankstellen und acht bis zehn Abstellmöglichkeiten für die Autos von Mitarbeitern der Firmen. Stölken möchte in der Garage Parkplatz-Sharing umsetzen. Seine Idee: Anwohner mieten Bereiche von abends bis zum nächsten Morgen, tagsüber stehen dort Fahrzeuge der vor Ort arbeitenden Menschen. Fest steht bereits, dass er Car- und E-Bike-Sharing offeriert.

Bürogebäude hat im Erdgeschoss Cafeteria und Gemeinschaftsküche

Seinen Komplex baut Stölken im energieeffizienten KfW-40-Standard. Am Kubus aus dem Exposé wird er nichts mehr verändern. Überlegungen, vom Plan abzurücken, gibt es bei der Fassadengestaltung. Womöglich werden an den Außenwänden noch Solarplatten angebracht. Diese gibt es auf dem begrünten Dach. Auch die Terrassen auf den Etagen werden bepflanzt. Die Bürofläche ist mit 5000 Quadratmetern angegeben. Im Erdgeschoss mit seinem Foyer gibt es Konferenzräume, die allen offen stehen, eine Cafeteria sowie eine Gemeinschaftsküche.

In den vier Etagen darüber sind die Büros. Zwei Geschosse wird Stölken selbst nutzen. Die Zentrale seines Unternehmens IP Dynamics ist derzeit an der Billstraße in Hamburg. Er beschäftigt 130 Mitarbeiter, 40 davon in der Hansestadt. Weitere Standorte sind Berlin, München, Dortmund, Hannover, Stuttgart, Wiesbaden sowie Luzern in der Schweiz. Die Firma bietet Softwarelösungen an, größter Kunde ist die Bundesagentur für Arbeit. Stölken hat vor allem Aufträge aus der Versicherungsbranche.

Der Willipark und das erweiterte Gewerbegebiet sind in einem Bebauungsplan gefasst.
Der Willipark und das erweiterte Gewerbegebiet sind in einem Bebauungsplan gefasst. © Hamburger Abendblatt | Frank Hasse

Der 49-Jährige führte schon lose Gespräche mit potenziellen Mietern. „Die eigentliche Vermarktungsphase beginnt allerdings erst jetzt, weil vorher noch kein Exposé vorhanden war.“ Spätestens Ende dieses Jahres will er Gewissheit haben, wer in sein Gebäude zieht. „Auf jeden Fall möchte ich innovative Firmen aus der IT-Branche.“ Stölkens Areal im Willipark ist 2265 Quadratmeter groß. Die Fläche ist in einen Bebauungsplan mit dem erweiterten Gewerbegebiet auf einem angrenzenden Acker gefasst. Das finden nicht alle Oststeinbeker gut.

Mit der Stölken-Vakon-Kombination hat eine Bürgerinitiative kein Problem, aber Unternehmen auf dem benachbarten Feld will sie nicht. Die Gruppe beanstandet unter anderem Lärmemissionen und die Oberflächenversiegelung, wirft der Gemeinde vor, beim Verkehrsaufkommen mit falschen Kriterien gearbeitet zu haben. Nachdem der B-Plan beschlossen war, stellte sie beim Oberverwaltungsgericht Schleswig einen Eilantrag für ein Normenkontrollverfahren. Dieser wurde vor Kurzem abgelehnt.

Der Name Willipark kommt nicht von ungefähr. Die Bezeichnung hat einen geschichtlichen Hintergrund: 1919 kaufte der Stormarner Landwirt Johann Karl Wilhelm Wulf, der Willi genannt wurde, das Feldstück Breeden mit der Nummer 30. Das Grundstück wurde innerhalb der Familie vererbt. 1982 ging es in das Eigentum von Hans-Egon Heinrich Willy Wulf über, dem Vater von Stölkens Ehefrau Martina.