Oststeinbek. Bauprojekt mit 90 Wohnungen sollte ausschließlich an einheimische Senioren vermietet werden. Doch nun gibt es Anpassungen am Konzept.

90 Wohnungen in acht Gebäuden ausschließlich für einheimische Senioren, je ein Drittel wird verkauft, zu marktüblichen Preisen vermietet und öffentlich gefördert angeboten: Das war das Konzept für den sogenannten Willipark im Norden Oststeinbeks. Jetzt wurde es geändert. Der Beschluss im jüngsten Hauptausschuss war einstimmig. Die Kommunalpolitiker wollen das Quartier unter bestimmten Voraussetzungen auch für andere Altersgruppen öffnen und haben sich dafür auf einen Drei-Punkte-Plan geeinigt. Nun muss die Gemeinde noch den Investor, die Baugesellschaft Vakon, überzeugen. Das scheint machbar. „Das Unternehmen ist prinzipiell bereit“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer.

Wie berichtet, fürchten die Parteienvertreter, dass sich die Anlage nicht allein mit älteren Menschen füllen lässt. Grund für die Annahme ist die Entwicklung an der Brückenstraße nahe der Feuerwehrwache, wo das Unternehmen Semmelhaack derzeit 80 Mieteinheiten baut, wovon 24 Sozialwohnungen sind. Auch sie waren für ortsansässige Personen ab 60 Jahre gedacht. Man ging von einer schnellen Belegung aus. Die Realität ist eine andere. Viele Interessenten sprangen ab, nun partizipieren auch Auswärtige. In Zahlen: 75 Prozent der Wohnungen sind vergeben, darunter 19 mit günstigen Mieten, davon drei an Nicht-Oststeinbeker. Im zweiten Segment sind bislang neun Bleiben an Senioren aus anderen Kommunen gegangen. Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung, ist trotzdem zufrieden, weil die Nachfrage Einheimischer jüngst wieder gestiegen sei.

Bürgerinitiative klagt gegen die Gemeinde

Der Willipark ist in einem Bebauungsplan mit dem erweiterten Gewerbegebiet gefasst.
Der Willipark ist in einem Bebauungsplan mit dem erweiterten Gewerbegebiet gefasst. © Hamburger Abendblatt | Frank Hasse

„Nach den Erfahrungen an der Brückenstraße kann ich mir nicht vorstellen, dass die Wohnungen im Willipark allein an Oststeinbeker Senioren gehen“, sagt Rudi Hametner, Fraktionsvorsitzender der örtlichen Wählergemeinschaft (OWG). Die Politik hat Verwaltungschef Hettwer beauftragt, den städtebaulichen Vertrag mit Vakon zu modifizieren. Außerdem wurde bei der Wohnungsvergabe eine Priorisierung festgelegt. Demnach haben angehörige Senioren von Oststeinbekern und Ortsansässige aller Altersklassen Zugriff, wenn eine Komplettauslastung durch das ursprünglich angesprochene Klientel nicht möglich ist.

Sollten dann immer noch Wohnungen frei sein, hat jedermann die Chance auf einen Einzug. Zudem soll die Verwaltung eine Aufklärungskampagne für gefördertes Wohnen starten, insbesondere Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr, Beschäftigten in Pflegeberufen lokaler Anbieter und Personal in Kinderbetreuungseinrichtungen Möglichkeiten zum Erhalt eines Wohnberechtigungsscheins aufzeigen.

Die SPD war ohnehin immer für ein gemischtes Wohngebiet und setzt den Fokus jetzt auf junge Familien mit Kindern. Sie möchte dementsprechend große Sozialwohnungen für Drei- bis Vier-Personenhaushalte. „Die öffentlich geförderten Einheiten haben nur ein oder zwei Zimmer, deswegen schlagen wir einen Tausch mit frei finanzierten vor. Die Kubatur der Gebäude steht ja fest, da lässt sich nichts mehr ändern“, sagt der Fraktionsvorsitzende Thomas Mielcarek. Ein entsprechender Antrag seiner Partei fand im Hauptausschuss eine Mehrheit.

Mindestens 50 Prozent der Dächer werden begrünt

Darüber will der Sozialdemokrat am kommenden Montag auf einer Klausurtagung mit einem Vakon-Geschäftsführer sprechen, der dann wiederum den Politikern das Energie- und Mobilitätskonzept detailliert erläutert. Das Unternehmen plant auf dem 1,1 Hektar großen Areal unter anderem Carsharing samt Elektrotankstellen, will Fotovoltaik-Anlagen installieren. Mindestens 50 Prozent der Dächer werden begrünt.

Die Häuser haben maximal drei Ebenen plus Staffelgeschoss, Wohnungen sind von rund 50 bis 145 Quadratmeter groß und Gebäude durch Lauben­gänge miteinander ver­bunden. „Der großzügig angelegte Hof lädt zu gemeinsamen Aktivitäten ein“, heißt es auf der Internetseite der Firma. Zum Willipark gehört auch ein Bürokomplex, den der Großhansdorfer IT-Unternehmer Christian Stölken entwickelt. Seiner Familie gehörte der Acker zwischen Querweg, Hamburger Kamp und Willinghusener Weg. Einen Teil davon hat sie an die Baugesellschaft verkauft.

Das Willipark-Projekt ist in einem Bebauungsplan mit der Erweiterung des Gewerbegebiets gefasst. Eine Bürgerinitiative will die Ansiedlung von Firmen auf dem angrenzenden Feld verhindern. Sie zweifelt die Rechtmäßigkeit des B-Plans an, klagt gegen die Gemeinde. Der Eilantrag für ein Normenkontrollverfahren ist beim Verwaltungsgericht in Schleswig laut Sprecher Hans-Helmut Luther bereits eingereicht. Überraschend ist dieser Schritt keineswegs. Die Gruppe hatte der Politik schon lange damit gedroht, ihre Bedenken in mehreren Gesprächen geäußert. Sie fand aber kein Gehör. Vakon plant den Baubeginn Ende dieses Jahres oder Anfang 2023.