Oststeinbek. Gutachten gibt grünes Licht für die Pläne hinter dem Breedenweg in Oststeinbek. Das Konzept sieht auch 84 Sozialwohnungen vor.
Es ist ordentlich was los in Oststeinbek. Neben dem Kunstrasenplatz wird gerade eine neue Grundschule gebaut, wenige Hundert Meter weiter Richtung Stadtgrenze zu Hamburg entsteht der Willipark – 90 Seniorenwohnungen, jeweils 30 werden als Mietobjekte angeboten, sind öffentlich gefördert oder stehen zum Verkauf, und ein rund 19 Meter hoher Bürokomplex. Dazwischen soll ein großes Quartier entstehen. Im Mai dieses Jahres hatte sich die Mehrheit der Politik für 250 Wohneinheiten ausgesprochen, als die städtebauliche Grundausrichtung festgelegt wurde. Ob die Verkehrssituation das zulässt, war jedoch fraglich. Deshalb wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben. Das Ergebnis liegt jetzt vor: Eine Umsetzung mit diesem Volumen ist möglich.
Angefertigt wurde das Dokument von der Ingenieurgesellschaft Masuch + Olbrisch. Die Experten haben in Sachen Verkehr einen Prognosehorizont bis 2035 gewählt und dabei auf Daten der vergangenen 15 Jahre zurückgegriffen. Sie kommen zu folgendem Schluss: Ein Wohnareal hinter dem Breedenweg soll über den Barsbütteler sowie Willinghusener Weg erschlossen werden. „Für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer sind zusätzliche Anbindungen vorzusehen. Im Plangebiet selbst sollte eine verkehrsberuhigte Gestaltung mit Mischverkehrsflächen zur Förderung der Sicherheit und Aufenthaltsfunktion angestrebt werden“, heißt es unter Punkt sieben im Resümee. Eine Öffnung der Sackgasse Querweg wird nicht als nötig erachtet.
Neues Wohnquartier in Oststeinbek: Gemeinde wird Bürger frühzeitig beteiligen
Der Knotenpunkt Möllner Landstraße/Barsbütteler Weg erreicht inzwischen zwar die Grenzen seiner Kapazität, doch selbst mit dem neuen Quartier wird er auch in Hauptverkehrszeiten nicht als überlastet eingestuft. Rund 2900 Fahrzeuge pro Tag sind auf dem vorderen Abschnitt des Barsbütteler Wegs gezählt, in der Weiterführung zum Sportplatz nur noch 550. Auf dem Willinghusener Weg im Bereich der im Bau befindlichen Erschließungsstraße zum Willipark nennt das Gutachten 8000 Autos und Lastwagen. Die verkehrstechnische Untersuchung wird den Politikern im Bauausschuss am kommenden Montag als Informationsvorlage präsentiert.
„Im nächsten Schritt müssen wir uns um Lärm- und Entwässerungsgutachten kümmern. Der Entwurf für den Bebauungsplan wird frühestens Ende 2023 ausgelegt“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer. Davor sei eine Bürgerversammlung geplant als vorzeitige Beteiligung. Es gibt nicht nur in der Politik kritische Stimmen. Eine Initiative will dort kein Wohngebiet. Sie hatte sich auch gegen das erweiterte Gewerbeareal direkt dahinter gewehrt. Ihr Eilantrag für ein Normenkontrollverfahren nach dem Beschluss des Bebauungsplans war vom Oberverwaltungsgericht Schleswig abgelehnt worden. Schließlich akzeptierte die Gruppe das Urteil, sah von weiteren juristische Schritten ab. Neuer Ärger ist denkbar.
Das Konzept sieht 84 Sozialwohnungen vor
Den Aufstellungsbeschluss für den B-Plan hinter dem Breedenweg hatte Oststeinbeks Bauausschuss bereits im Februar 2020 gefasst. Er hat aber keinen bindenden Charakter, sondern ist als Absichtserklärung zu verstehen. Vorausgegangen war eine Projektvorstellung der Firma Bauland aus Bad Bramstedt, die das 4,7-Hektar-Areal erschließen und Grundstücke dann verkaufen will an zum Beispiel Wohnungsunternehmen. Das Konzept beinhaltet 168 Mietwohnungen, die Hälfte davon öffentlich gefördert, 40 Eigentumswohnungen, 16 Reihen-, zwölf Einfamilien- und sieben Doppelhäuser. Demnach verteilen sich die Wohnungen auf zehn Gebäude, Grundstücke für Einfamilienhäuser sollen 600 Quadratmeter groß sein, beim Mittelreihenhaus sind es 210 Quadratmeter. Mehr als 700 Menschen könnten in dem Quartier ein Zuhause finden.
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Mit der städtebaulichen Grundausrichtung, abgesegnet mit den Stimmen von SPD und Wählergemeinschaft OWG, ist nicht automatisch verbunden, dass es genau so gemacht wird. Änderungen sind sogar wahrscheinlich. Es gibt Befürworter des Quartiers, die keine Einfamilienhäuser haben wollen. Andere wiederum stören sich am Volumen. „Rund 250 Einheiten sind mir persönlich zu viel. Wir haben bei uns aber unterschiedliche Meinungen dazu“, sagt OWG-Fraktionschef Rudi Hametner. Bei einem Punkt ist sich die Gruppe einig: Sie möchte, dass angrenzende Straßen an ein Nahwärmenetz im Neubaugebiet angeschlossen werden. Die SPD hatte die Größe des Projekts mit Aussicht auf 84 Sozialwohnungen nicht infrage gestellt. Einheiten mit günstigen Mieten für junge Menschen und Familien sucht man in der 8900-Einwohner-Gemeinde derzeit vergebens.
Keine hohen Gebäude direkt am Barsbütteler Weg
Die CDU will das Areal hinter dem Breedenweg erstmal so belassen wie es ist. „Wenn überhaupt, sehen wir das Wohnquartier zu einem späteren Zeitpunkt und schon gar nicht in dieser Dimension“, sagt der Fraktionsvorsitzende Patrick Klose. Man habe diverse kleine Vorhaben im Rahmen der Innenverdichtung, sei bei der Infrastruktur etwa bei Schule und Kindertagesstätten schon jetzt an der Grenze. „Meine Partei ist dagegen, den Bedarf von Hamburgern zu decken“, sagt der Kommunalpolitiker. Er geht davon aus, dass sich zahlungskräftige Menschen aus der Hansestadt um die Grundstücke in Oststeinbek reißen würden. Willipark und die jüngst erstellten 80 Seniorenwohnungen an der Brückenstraße nahe der Feuerwehrwache reichen den Christdemokraten vorerst aus.
Bürgermeister Hettwer berichtet von einer Videokonferenz mit dem Planer sowie einem Bauland-Vertreter in der vergangenen Woche. Das Unternehmen kennt den Inhalt des Verkehrsgutachtens und ist natürlich erleichtert. Jetzt kann das Quartier konkretisiert werden – in Absprache mit der Politik. Was diese nicht möchte, sind hohe Gebäude direkt am Barsbütteler Weg gegenüber den Häusern der Anwohner.
Bauausschuss Oststeinbek, Montag, 21. November, 19.30 Uhr, Begegnungsstätte, Möllner Landstraße 24 a