Stapelfeld. Für das Unternehmen sollte der Bebauungsplan im Gewerbegebiet geändert werden. Nun bleibt es in Bergedorf. Das sorgt für Kritik.
Aus der Traum: Hauni wird nun doch nicht in den Minervapark nach Stapelfeld ziehen. Wie berichtet, haben sich Vorstandsetage und Mutterkonzern Körber für einen Verbleib in Bergedorf entschieden. In der Stormarner 1800-Einwohner-Gemeinde war man fest von einer Ansiedlung ausgegangen und hatte die Planungen dementsprechend geändert. Es herrscht Entsetzen und hagelt Vorwürfe. Bürgermeister Jürgen Westphal von der örtlichen Wählergemeinschaft sagt über die Stimmung in der Gemeindevertretung am Montagabend und in Richtung des Unternehmens: „Wir waren alle verwundert. Die Vorgehensweise hat nichts mit einem hanseatischen Kaufmann zu tun. So geht man nicht mit Partnern um.“
Auf der Gremiumssitzung wollte sich Westphal eigentlich die Zustimmung holen, um einen Letter of Intent zur Verkehrsplanung im Ort zu unterzeichnen. Neben der Gemeinde sollten auch Landrat Henning Görtz für den Kreis sowie Ulf Hahn, Geschäftsführer der für die Erschließung zuständigen Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), signieren. Das Dokument ist gekoppelt an die Änderung des derzeit gültigen Bebauungsplans – für Hauni hätte unter anderem ein Baufenster vergrößert werden müssen. Nun ist das Schriftstück hinfällig. Westphal nahm die Vorlage von der Tagesordnung.
Tempo der Erschließungsarbeiten wurde für Hauni reduziert
In dem Letter of Intent, einer Absichtserklärung, ist zu lesen, welche Aktionen zur Verkehrsberuhigung auf der Ortsdurchfahrt umgesetzt worden wären: Rückbau der beidseitig versetzten Busbuchten an den Haltstellen Reinbeker Straße und Heinrich-Ruge-Straße zum Bushalt am Fahrbahnrand, an beiden Ortseinfahrten auf der Kreisstraße 107 Fahrbahnteiler oder eine Verschwenkung der Spur, dazu eine bis zu 2,5 Meter Breite Insel auf dem Grootredder direkt an der Einmündung zur Hauptstraße. Für diese Arbeiten hätte die WAS nochmals 450.000 Euro bereitgestellt. Die identische Summen hatte sie schon 2019 zugesagt. Diese sollte die Gemeinde nun als ihren Eigenanteil ansetzen.
Statt 900.000 Euro stellt die WAS jetzt nur die Hälfte davon zur Verfügung. „Damit wird man all diese Maßnahmen nicht umsetzen können“, sagt Hahn. Das Verkehrsthema muss also neu aufgerollt werden. „Wir waren von der Qualität unserer Fläche überzeugt und nach den Gesprächen mit Hauni optimistisch“, so Hahn. Für das Unternehmen habe man extra das Tempo der Erschließungsarbeiten reduziert. Richtig sauer ist Christopher Jebens. Er ist an zwei Firmen beteiligt, denen sieben Hektar im Minervapark gehören. Sowohl auf seinem als auch auf WAS-Gebiet sollte die „Fabrik der Zukunft“ mit einem Investitionsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro entstehen. Hauni produziert unter anderem Zigarettenmaschinen, ist führender Anbieter von Analyse- und Messinstrumenten für die Tabak-, Hanf- und Vapingindustrie.
Christopher Jebens kritisiert Unternehmensvorstand
„Wir sind ob der Entwicklung extrem enttäuscht, haben alles für eine Ansiedlung möglich gemacht. Es ist nicht mit offenen Karten kommuniziert worden“, kritisiert Jebens. Der Geschäftsmann legt gegen den Hauni-Vorstand nach: „Er hat immer signalisiert, dass wir die Nummer eins im Rennen sind. Von einem Festhalten an Bergedorf war nie die Rede gewesen.“ Zur Diskussion stand ein Alternativstandort in Harburg auf einer bereits hergerichteten Fläche im Stadtteil Neuland direkt an der Autobahn 1. Die Hauni, seit September Körber Technologies GmbH genannt, hat laut Jebens viel Arbeit und hohe Kosten verursacht. Er spricht von mehreren Hunderttausend Euro für die Planung. Bürgermeister Westphal drückt sein Unverständnis auch so aus: „Am 28. November hat ein Unternehmensvertreter das Projekt im Bau- und Umweltausschuss vorgestellt, und jetzt kommt plötzlich die Absage.“ Hinter vorgehaltener Hand macht folgende These die Runde: Hauni habe Stapelfeld nur benutzt, um die Dinge in Bergedorf voranzutreiben.
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Vor drei Monaten hatte der Vorstand den bevorstehenden Wegzug aus Bergedorf auf einer Betriebsversammlung verkündet. Mitarbeiter und Betriebsrat kämpften um den Verbleib im Bezirk. Unter anderem wurde die Kampagne „Hauni gehört nach Bergedorf“ gestartet, die als Petition bereits rund 6000 Menschen unterzeichnet haben. Nun also das klare Bekenntnis auch der Entscheider des Unternehmens zum Bezirk: Der Umzug von der Kurt-A.-Körber-Chaussee in den sogenannten Innovationspark an der A-25-Anschlussstelle Bergedorf soll Ende 2026 sein.
Firmen sollen in Stapelfeld 2024 bauen
In Stapelfeld wird man keine Probleme haben, das Gewerbeareal mit Firmen zu bestücken. Die Nachfrage ist groß. Jene, die den Zuschlag erhalten, werden wahrscheinlich nicht so viel Gewerbesteuer zahlen, wie es Hauni gemacht hätte. Das ist ein Wermutstropfen, allerdings wirtschaftet die Gemeinde gut und ist nach wie vor schuldenfrei.
Derzeit entsteht in dem Ort und im Bezirk Wandsbek das erste grenzübergreifende Gewerbegebiet der Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg. In der Hansestadt wird neben dem seit 1992 existierenden Merkurpark der 34 Hektar große Victoriapark errichtet. Der 14-Hektar-Abschnitt in Stormarn heißt Minervapark, von dem wiederum ein kleiner Teil auf dem Terrain des Nachbarn liegt. Klaus-Peter Jebens, der Vater von Christopher Jebens, erschließt den Bereich in Wandsbek.
Auf Stormarner Gebiet sollen die ersten Immobilien 2024 gebaut werden. Hahn hat vor allem Firmen aus dem Maschinenbau und der Medizinbranche im Fokus. Das Gewerbe-Projekt ist von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen mit dem „Gold Standard“ zertifiziert. Es geht um Ökologie und Nachhaltigkeit. Gebäude müssen Gründächer und Solaranlagen haben. Die WAS verfährt in Sachen Erschließung genauso wie bei der Erweiterung des Gewerbegebiets in Barsbüttel. Die oberste Asphaltschicht der Straße Minervabogen wird erst aufgetragen, wenn die Gebäude errichtet sind.