Stapelfeld/Hamburg. Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn investiert rund 13 Millionen Euro. Platz ist für maximal zehn Unternehmen.
Das Straßenschild mit dem Namen Minervabogen ist bereits verankert. Rund 30 Meter davon entfernt befinden sich drei aneinandergereihte Container, daneben sind dicke Rohre gestapelt. Zwei große Sandhügel und plattgewalzter Boden zeugen davon, dass die beiden schweren Geräte, ein Raupenfahrzeug sowie ein Bagger, im Einsatz gewesen sind. Die Erschließung des neuen Gewerbegebiets in Stapelfeld hat begonnen. Läuft alles nach Plan, ist man im Frühjahr soweit, dass die Voraussetzungen geschaffen sind für Unternehmensansiedlungen. Soll heißen: Lastwagen können die Grundstücke ansteuern.
Bislang wurden 5000 Kubikmeter Erde abgetragen. „Als nächstes kommt eine Drainage, Anfang Juni wollen wir mit den Kanalarbeiten anfangen“, sagt Bauleiter Peter Sprung. Im Abstand von 50 Metern werden dann Schächte gesetzt, zehn sind es insgesamt. Für die Erschließung ist die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) zuständig. Sie plant mit einem Investitionsvolumen von rund 13 Millionen Euro. Die Summe beinhaltet auch den Flächenerwerb. Mehr als sieben Hektar hat sich die WAS gesichert und damit weniger als ursprünglich vorgesehen. Mit einem Landwirt gab es keine Einigung.
Hamburg/Stormarn: Gemeinsames Gewerbegebiet wird erschlossen
Maximal zehn Firmen sieht Geschäftsführer Ulf Hahn auf dem Areal. „Wir haben so viele Anfragen, könnten demnach das Vier- der Fünffache unterbringen“, sagt Stormarns oberster Wirtschaftsförderer. Mit dem Verkauf der Grundstücke hat er noch nicht begonnen. Gute Chancen, die Konkurrenz auszustechen, haben vor allem Firmen aus dem Maschinenbau und der Medizinbranche. Hahn hat das Projekt von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zertifizieren lassen mit dem „Gold Standard“. Es geht um Ökologie und Nachhaltigkeit. Für die Gebäude bedeutet das: Sie müssen Gründächer haben und Solaranlagen. Der Bereich ist an den Öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen. Nahe der Einfahrt werden Bushaltestellen errichtet.
Stapelfeld ist Bestandteil des ersten länderübergreifenden Gewerbegebiets von Hamburg und Schleswig-Holstein. In der Hansestadt entsteht zurzeit im Anschluss an den seit 1992 existierenden Merkurpark der 34 Hektar große Victoriapark, den der Ahrensburger Unternehmer Klaus-Peter Jebens entwickelt. Der Abschnitt in der rund 1800 Einwohner zählenden Gemeinde heißt Minervapark, von dem ein kleiner Teil auf dem Terrain des Nachbarn liegt.
Das Projekt wurde offiziell 2017 auf den Weg gebracht. Der damalige Wirtschaftssenator der Hansestadt, Frank Horch (parteilos), Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) und Landrat Henning Görtz unterzeichneten eine Absichtserklärung. Es wurde vereinbart, dass auf Hamburger Gebiet begonnen wird, weil Jebens für die Haupterschließungsstraße verantwortlich ist.
WAS trägt Kosten für Umbauten auf Ortsdurchfahrt
In Stapelfeld klatschten aber nicht alle vor Freude in die Hände. Als die Gemeindevertretung im Februar 2019 den Bebauungsplan absegnete, gab es auch Gegenstimmen. Politiker sorgten sich um zu viel Verkehr auf der Ortsdurchfahrt. Daraufhin verpflichtete sich die WAS, Kosten für Umbauten zu tragen. Was gemacht wird, steht immer noch nicht fest. Zudem wird die Alte Landstraße in Fahrtrichtung Hamburg auf einem 1,6 Kilometer langen Abschnitt zweispurig. Die Rampen an der A-1-Anschlussstelle in Stapelfeld bekommen eine zusätzliche Abbiegespur. Bund und Land tragen die Kosten.
Die Gemeinde war in einer guten Verhandlungsposition. Sie ist schuldenfrei und nicht zwingend auf zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen angewiesen. Für die WAS war insbesondere die Haltung eines Landwirts ein Problem, was zu Verzögerungen führte. Hahns Vorgänger Detlev Hinselmann biss sich an dem Bauern die Zähne aus, wollte er doch 14 Hektar auf Stormarner Gebiet erschließen. Der neue Mann an der Spitze der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft, seit 15. Juli 2021 im Amt, wird keine Anstrengungen mehr unternehmen, den Acker zu kaufen.
Womöglich wird der Bebauungsplan trotzdem ausgereizt. Wie berichtet, ist Jebens im Rennen. Er wird unterstützt vom früheren WAS-Chef Norbert Leinius, der im Unternehmen des Ahrensburgers als Berater tätig ist. Dem Vernehmen nach sind die Verhandlungen mit dem Landwirt auf der Zielgeraden.
Die Erschließung auf Stapelfelder Seite ist laut Hahn so geregelt, dass die Flächen des Landwirts mitgedacht sind. Die WAS verfährt in dem Ort genauso wie bei der Erweiterung des Gewerbegebiets in Barsbüttel. Die oberste Asphaltschicht der Straße Minervabogen wird erst aufgetragen, wenn die Gebäude errichtet sind. Hahn hofft, dass Materialknappheit jetzt nicht zu weiteren Verzögerungen führt.