Stapelfeld. Körber-Konzern hat Interesse am Minervapark, dem neuen Gewerbegebiet an der Stadtgrenze. Diese Alternativen stehen zur Auswahl.

Es wäre ein Coup für Stormarn und die Gemeinde Stapelfeld: Hauni als neues Unternehmen im 1800-Einwohner-Ort – das scheint zumindest möglich. In der vergangenen Woche bestätigte der in Hamburg ansässige Körber-Konzern öffentlich sein Interesse an einem Umzug in den sogenannten Minervapark.

Ein Alternativstandort ist in Harburg auf einer bereits hergerichteten Fläche im Stadtteil Neuland direkt an der Autobahn 1. Als sicher gilt: Hauni will seine Mitarbeiter 2025 in einem Neubau unterbringen. Diese Vorgabe kann die kleine Kommune erfüllen, denn die Erschließung wird 2023 beendet sein.

Körber-Konzern: Hauni-Standort Stapelfeld?

„Es ist zwar nicht final geklärt, aber wahrscheinlich wird Stapelfeld bevorzugt“, sagt Christopher Jebens. Er ist an zwei Firmen beteiligt, die jüngst sieben Hektar Ackerland gekauft hatten, die zum Gewerbeareal gehören. Sie heißen „PE Minerva Park Nord“ sowie „PE Minerva Park Süd“. Jene Fläche und einen weiteren Hektar, der sich im Eigentum der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) befindet, hat Körber laut Jebens ins Auge gefasst.

Vor etwa einem dreiviertel Jahr habe der Konzern ihn erstmals kontaktiert. Das nächste Gespräch sei noch nicht terminiert. „Aber bis Ende des Jahres soll sich Körber entscheiden“, sagt der Unternehmer. Probleme, seine Gewerbefläche an den Mann zu bringen, dürfte Jebens nicht haben. Die Nachfrage ist höher als das Angebot – wie überall in Stormarn, wo neue Areale für Firmen geschaffen werden.

WAS erschließt Gewerbeareal auf Stormarner Gebiet

Seinen Optimismus, Hauni nach Stapelfeld zu bringen, begründet er so: „Die Anbindung ist besser als in Neuland, insbesondere beim Öffentlichen Personennahverkehr. Und eine A-1-Anschlussstelle gibt es hier auch. Zudem haben wir Vorteile bei der Nahversorgung. Die Grundstücke sind günstiger als in Hamburg, und der Gewerbesteuerhebesatz ist geringer.“ Dieser liegt in Hamburg bei 470 Prozent, in Stapelfeld sind es nur 300. Eine Sicherheit, dass das so bleibt, gibt es zwar nicht. Aber die Chancen stehen gut. Bürgermeister Jürgen Westphal von der örtlichen Wählergemeinschaft sagt: „Die Gemeindevertretung hat keine Ambitionen, den Hebesatz für Gewerbesteuer zu erhöhen.“ Auch durch das Geld der Firmen steht die Kommune finanziell bestens da. Sie ist schuldenfrei. „Wir haben gut gewirtschaftet“, sagt Westphal.

In Stapelfeld und dem Bezirk Wandsbek entsteht zurzeit das erste grenzübergreifende Gewerbegebiet der Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg. In der Hansestadt wird neben dem seit 1992 existierenden Merkurpark der 34 Hektar große Victoriapark errichtet. Der 14-Hektar-Abschnitt auf Stormarner Terrain heißt Minervapark, von dem wiederum ein kleiner Teil auf dem Terrain des Nachbarn liegt. Klaus-Peter Jebens, der Vater von Christopher Jebens, erschließt den Bereich in Wandsbek, auf Seiten Schleswig-Holsteins ist dafür die WAS zuständig.

Sie wollte die komplette Ackerfläche in Stormarn erwerben, kam aber nicht mit einem Landwirt zusammen. Lange schien es so, als sollte der Bebauungsplan in Stapelfeld nicht ausgereizt werden. Wie berichtet, machten dann Jebens und seine Geschäftspartner das Rennen. Er sagt: „Wir haben dem Körber-Konzern ein Angebot als Projektplaner gemacht, sind interessiert, das Firmengebäude zu bauen und dieses zu vermieten.“

Betriebsrat macht sich für Verbleib in Bergedorf stark

Hauni mit seinen mehr als 2000 Mitarbeitern wurde am 1. September 2022 zur Körber Technologies GmbH. Die Gründung war 1946 in Bergedorf. Neben den Firmenhallen an der Kurt-A.-Körber-Chaussee gibt es auch eine Niederlassung in Schwarzenbek im Kreis Herzogtum Lauenburg. Für den Technologiekonzern arbeiten weltweit rund 12.000 Menschen an mehr als 100 Standorten. Hauni produziert unter anderen Zigarettenmaschinen, ist führender Anbieter von Analyse- und Messinstrumenten für die Tabak-, Hanf- und Vapingindustrie. Der Konzern will mehr als 100 Millionen Euro investieren in eine „Fabrik der Zukunft“.

Ihm wurde auch eine Fläche im Forschungs- und Innovationspark an der A 25 in Bergedorf angeboten. Diese ist eigentlich geeignet. Nur hat die Sache einen Haken: Ein Neubau wäre frühestens 2026 bezugsfertig. Deshalb werde man sich mit der Detailplanung auf die verbleibenden beiden Optionen fokussieren, verkündete Körber.

Körber-Konzern: Der Unmut in Bergedorf ist groß

Der Unmut ist groß in Bergedorf bei Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Der Hauni-Betriebsrat will sich mit einem Umzug nach Stapelfeld oder Harburg nicht abfinden, fordert einen Verbleib. Das Bezirksamt bleibt am Ball. „Sollte Körber Bergedorf noch eine Chance geben, werden wir alles in die Wege leiten, das Unternehmen zu halten“, sagte Vize-Chef Ulf von Krenski vor wenigen Tagen dieser Redaktion.

Dass Christopher Jebens mit dem Landwirt übereingekommen ist, hat er übrigens auch Norbert Leinius, bis 2016 WAS-Geschäftsführer, zu verdanken. Der ist Berater im Unternehmen von Klaus-Peter Jebens und hatte viel Vorarbeit geleistet.