Barsbüttel. CDU schlägt Format vor. Gemeindevertreter sollen als Mentoren fungieren, Jugendliche die Fraktionssitzungen der Parteien besuchen.

Die Wahl des neuen Jugendbeirats in Barsbüttel ist nicht zum ersten Mal verschoben worden. Zu wenig Bewerber hatten sich gemeldet. Jetzt will man es im Mai erneut versuchen. Wenige Kilometer weiter in Glinde war ein solches Gremium ebenfalls beabsichtigt. Daraus wurde nichts aus dem identischen Grund. Zumindest gibt es dort eine Arbeitsgruppe, die Interessen von Jungen und Mädchen vertritt. Die Lust auf Kommunalpolitik ist bei den jüngeren Menschen allgemein weiterhin gering. Das wollen die Parteien in Barsbüttel ändern. Die CDU macht jetzt einen konkreten Vorschlag, wie das gelingen soll. Ihr schwebt ein Projekt über rund zwei Monate vor, bei dem Teilnehmer einen Mentor zur Seite gestellt bekommen.

Henri Schmidt, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten, will Schülern der Stufen neun bis 13 ein Angebot machen, ihnen tiefere Einblicke ermöglichen. Er würde gern die Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule einbeziehen. Die Bildungseinrichtung am Soltausredder ist beliebt, was der steigende Zulauf belegt. Aktuell werden 1003 Mädchen und Jungen unterrichtet. Die Gemeinde hat die Lehranstalt bereits erweitert. Jugendliche können hier Abitur machen, die Fachhochschulreife nach der zwölfte Klasse, den mittleren sowie ersten allgemeinbildenden und Förderabschluss.

Christdemokraten loben früheres Projekt mit Zehntklässlern

Mit Rektor Thorsten Schöß-Marquardt hat Schmidt über eine Kooperation gesprochen. Der will sich noch mit dem Kollegium abstimmen, berichtet der Politiker. Auch ist es für die CDU vorstellbar, dass die Gemeinde das Projekt im Alleingang führt. „Die Sache soll parteipolitisch unabhängig laufen“, sagt der Fraktionschef. Das Vorhaben hat er in einem Antrag verfasst für den Ausschuss für Schule, Kultur und Soziales (SKS). Die nächste Sitzung ist erst im kommenden Jahr am 24. Januar.

Schmidt erinnert an ein Projekt vor der Corona-Pandemie mit Zehntklässlern der Gemeinschaftsschule. Die Initiative sei damals von den Schülern ausgegangen. „Alle Fraktionen haben sich beteiligt. In einer Arbeitsgruppe wurde der Neubau der Feuerwehrwache im Ortsteil Willinghusen behandelt.“ Das Feedback sei grandios gewesen. Den Jugendlichen hat die Arbeit demnach viel Spaß gemacht. Diese Erfahrungen haben die Christdemokraten ermuntert, etwas Neues aufzusetzen.

Sie möchten, dass die Schüler sich eines wichtigen Themas widmen und dazu alle Ausschüsse besuchen, wo darüber diskutiert und abgestimmt wird. Dazu soll jeder Unterstützung erfahren von einem Mentor aus der Gemeindevertretung. Und natürlich dürfen die Jugendlichen bei den Fraktionssitzungen dabei sein. Volle Transparenz ist das Credo. Das Projekt ist nicht als Eintagsfliege gedacht, soll jedes Jahr wiederholt werden.

Aufsatzwettbewerb soll mit Verspätung durchgeführt werden

„Das ist auf jeden Fall wünschenswert“, sagt Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel, die stärkste Kraft im Ort ist. Die Gruppe würde sich freuen, jüngere Mitstreiter zu gewinnen. In der Mehrzahl engagieren sich Rentner in der BfB. Sie hatte sich in der Vergangenheit ebenfalls dafür eingesetzt, die politische Bildung von Jugendlichen zu fördern. Der Idee eines jährlichen Aufsatzwettbewerbs für Jungen und Mädchen an der weiterführenden Schule stimmte die Gemeindevertretung im März 2019 zu. Zwei Monate später sprachen Politiker mit Bürgermeister Thomas Schreitmüller, der als Schirmherr vorgesehen war, über die Ausgestaltung. Für Platz eins wurde ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro vorgeschlagen. Dazu wurden Jury-Mitglieder bestimmt.

Umgesetzt wurde das Projekt dann aber nicht. „Die Belastung des Schulbetriebs war durch Corona zu hoch. Wir werden das aber wieder aufnehmen“, sagt Jan Greve, Fachdienstleiter Bildung und Kultur im Rathaus. Womöglich fährt Barsbüttel demnächst zweigleisig, um jungen Menschen die Mitarbeit im Jugendbeirat oder in einer Partei schmackhaft zu machen. Auch die Grünen haben Sympathie für das Ansinnen der Christdemokraten. „Wenn wir Schüler, Politik und Verwaltung zusammenbringen, bin ich voll dabei. Über die konkrete Umsetzung will ich aber diskutieren“, sagt die Fraktionsvorsitzende Angela Tsagkalidis.

Co-Vorsitzender der SPD ist erst 21 Jahre alt

Ähnlich klingt das bei den Sozialdemokraten. Die Ortsvorsitzende Marion Meyer sagt: „Es ist in unserem Sinne, junge Menschen sollen in die Politik.“ Sie nennt die jüngst gegründete Juso-Gruppe in Barsbüttel. Die SPD beweist zudem, dass es keinen hohen Alters bedarf, um eine Führungsposition zu übernehmen. So trägt der 21-jährige Jan Wegel Verantwortung als Co-Vorsitzender. Die Partei hat eine Doppelspitze.

Schmidt zählt mit seinen 39 Lenzen ebenfalls noch nicht zu den alten Haudegen. 2004 begann er mit seinem Engagement in der Kommunalpolitik, übernahm im Mai 2018 den CDU-Fraktionsvorsitz. Unter seiner Führung sind die Christdemokraten deutlich jünger geworden. Lag das Durchschnittsalter der Fraktion vor der vergangenen Kommunalwahl bei 67,5 Jahren, ist man nun bei 47,6 angelangt. Von 15 Mitgliedern sind nur noch drei über 60. Das Küken ist Philip Pudlich mit 19 Jahren. Der junge Mann mischte schon mit, als er noch die Gemeinschaftsschule in Barsbüttel besuchte. Im Ausschuss für Schule, Kultur und Soziales (SKS) fühlt er sich gut aufgehoben. Ihn störe, dass in der Gesellschaft Dinge vielfach kritisiert und keine konstruktiven Verbesserungsvorschläge gemacht würden. „Man darf nicht nur klagen und muss anpacken, um zu verändern“, sagte er dieser Redaktion Anfang 2022. Mehr junge Menschen mit dieser Einstellung – das wünschen sie sich in Barsbüttel fraktionsübergreifend.