Barsbüttel. E-Werk Sachsenwald legt Ergebnisse einer ersten Prüfung der Gebäude vor. Das Investitionsvolumen beträgt geschätzt 220.000 Euro.
Die Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule am Soltausredder mit aktuell 1003 Jungen und Mädchen ist der größte Energieverbraucher unter den gemeindeeigenen Liegenschaften in Barsbüttel. Strom liefert unter anderem eine kleine Fotovoltaikanlage, allerdings ist die Menge überschaubar. Das soll sich ändern. Geplant ist der Ausbau von Modulen sowie deren Anbringung auch auf Dächern der beiden Grundschulen. Es könnte sogar recht zügig gehen, wenn es keine Probleme bei der Beschaffung gibt und die Prüfung der Statik ohne böse Überraschungen verläuft.
Dass Barsbüttel zur Energiewende beitragen will und vermehrt regenerative Quellen wie die Sonne nutzen möchte, ist Konsens unter den Fraktionen. Doch wo will man die Offensive starten? Die Verwaltung schlägt dafür die drei Lehranstalten vor und hat sich Expertise geholt, ohne vorerst Geld ausgeben zu müssen. Eine erste Einschätzung zur Eignung der Gebäude machte das E-Werk Sachsenwald kostenlos. Barsbüttel zählt zu den Gesellschaftern des Unternehmens mit Sitz in Reinbek.
Module auf Schuldächern speisen auch Strom ins Netz ein
Vertriebsleiter Moritz Manthey hat den Entscheidungsträgern ein 17 Seiten umfassendes Dokument vorgelegt mit vielen Zahlen, erklärte diese im jüngsten Planungsausschuss. Bestandteil ist unter anderem eine Nutzungsprognose über einen Zeitraum von 20 Jahren. Das Ergebnis: Die Solaranlagen sind wirtschaftlich sinnvoll. Die Traglast der Dächer müsste aber noch einmal genauer untersucht werden. „Bei normaler Bausubstanz kenne ich nur wenige Fälle, wo die Statik nicht ausreicht“, sagt Manthey. Die Module seien auch leichter geworden. Er rät der Gemeinde, die Energie vornehmlich für den Eigenverbrauch zu verwenden. Zu bestimmten Zeiten wird Strom erzeugt, den die Einrichtungen just in diesem Moment gar nicht benötigen. Ein Teil könnte demnach ins Netz eingespeist werden. Was auch klar ist: Der komplette Bedarf wird auf diese Weise nicht gedeckt, in späten Abend- und Nachtstunden wäre man nach wie vor auf ein Versorgungsunternehmen angewiesen.
Manthey hat das mithilfe eines Diagramms am Beispiel der Kirsten-Boie-Grundschule gezeigt. Für die Lehranstalt präferiert er eine 50-Kilowatt-Peak-Anlage. Die Maßeinheit bezeichnet die maximale Leistungskraft unter Standardbedingungen. Laut Prognose werden so pro Jahr rund 45.000 Kilowattstunden erzeugt bei einem tatsächlichen Verbrauch von 65.000. Zum Eigenbedarf steuert die Solaranlage 29.000 Kilowattstunden bei, der Rest könnte ins Netz eingespeist werden. Per anno spart die Gemeinde im Vergleich zu heute bis zu 9300 Euro. Die Summe hängt von der Entwicklung der Strompreise ab. Das E-Werk geht in seiner Kalkulation mittelfristig von einem Rückgang aus.
Tennisclub hat Hallendach bereits verpachtet
Das Investitionsvolumen für die Solarmodule gibt das Unternehmen mit 60.000 Euro an, für die Instandhaltung sind jedes Jahr 650 Euro fällig. Auf dem Dach der Gemeinschaftsschule empfiehlt Manthey eine 100-Kilowatt-Peak-Anlage für rund 120.000 Euro, für die Grundschule in Willinghusen die 30er- Variante bei Kosten in Höhe von 40.000 Euro. Von einer Verpachtung der Dachflächen rät der Experte ab. So hat es zum Beispiel der Barsbütteler Tennisclub mit seiner Halle gemacht. Selbst bauen würde das Reinbeker Unternehmen die Fotovoltaikanlagen nicht. Die Projekte müssen ohnehin ausgeschrieben werden.
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Um Aufträge erteilen zu können, ist jetzt die Politik gefragt. Im Dezember sind Haushaltsberatungen. Dabei werden Summen für diverse Vorhaben festgelegt. Die Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) möchte die 220.000 Euro verankern und alle Schulen mit Solarmodulen ausstatten. „Wir brauchen zwingend erneuerbare Energien für den Eigenverbrauch. Das Bewusstsein ist bei sämtlichen Parteien vorhanden“, sagt Fraktionschef Rainer Eickenrodt. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Henri Schmidt signalisiert ebenfalls Zustimmung. Sein Pendant von der SPD, Hermann Hanser, sagt: „Grundsätzlich sollte man das so tun, wenn es finanzierbar ist. Allerdings haben wir einen außerordentlich schwierigen Haushalt, können den Kreditrahmen nicht überziehen.“ Allein für die Erhöhung der Gesellschafteranteile am E-Werk Sachsenwald müsse Barsbüttel rund 1,5 Millionen Euro aufnehmen. „Und die Gemeinschaftsschule möchte 60.000 Euro für iPads“, so Hanser.
Wählergemeinschaft BfB hofft auf Windradpark in der Gemeinde
Ende 2021 hatte die Gemeinde 21 Millionen Euro Schulden. Im Ranking der Stormarner Kommunen bedeutet das Platz zwei hinter Reinbek. Und die Summe wird steigen. Für Grünen-Fraktionschefin Angela Tsagkalidis ist das kein Grund, die Solaranlagen in die Warteschleife zu schicken. „Ich bin dafür, es auf jeden Fall zu machen. Eine Etappen-Lösung wäre falsch.“ Kleine Projekte in Sachen Energiewende hat Barsbüttel bislang nicht nur an der Gemeinschaftsschule umgesetzt. Auf dem Dach der Kindertagesstätte Guipavasring befindet sich eine Solarthermieanlage, die Wärme für Wasser liefert.
Wie berichtet, hofft die BfB auf den großen Durchbruch bei den erneuerbaren Energien mit einem Windradpark in Barsbüttel. Ob das geschieht, ist offen. Es müsste es eine politische Mehrheit geben. Und noch viel wichtiger: die Ausweisung eines Vorranggebiets durch das Land im novellierten Regionalplan, der voraussichtlich erst 2027 steht. Bis dahin geht es nur mit Fotovoltaikanlagen voran. Nach Informationen dieser Redaktion erwägt Möbel-Höffner-Inhaber Kurt Krieger eine solche auf seinem Gelände und hat die Verwaltung bereits informiert. Er ist auf die Politik angewiesen. Die entscheidet, ob der Bebauungsplan geändert wird.