Glinde. Die Liberalen fühlen sich bestärkt. Was passiert mit dem Kulturdenkmal? Allein die Sanierung kostet zwei Millionen Euro.

Bürgerdialog haben die Liberalen ihr Format genannt. Dafür waren sie mit einem Stand in der Glinder Marktpassage vertreten. Das Ziel: herauszufinden, wie die Bevölkerung zu einem Kauf der Suck’schen Kate durch die Stadt steht. Wie berichtet, kommt die Politik bei dem Thema nicht weiter, diskutiert seit Monaten in Ausschüssen sowie einer extra eingerichteten Arbeitsgruppe. Die FDP sieht ein solches Projekt kritisch. „Wir fühlen uns in unserer Meinung bestärkt“, sagt Fraktionschef Thomas Kopsch über das Ergebnis der Umfrage. 77 Personen haben Kärtchen ausgefüllt, vier weitere eine E-Mail geschrieben. 80 Prozent lehnen einen Erwerb des 1855 erbauten Reetdachhauses ab.

Weil es sich um keine repräsentative Umfrage handelt, ist ihre Aussagekraft natürlich beschränkt. Auch verfügen einige der Befragten offenbar nicht über Hintergrundinformationen. Mehrere forderten kurzerhand „Abreißen“. Das ist gar nicht möglich, weil es sich bei der Immobilie um ein Kulturdenkmal handelt. Am Glühweinstand der Christdemokraten in der City ist die Kate ebenfalls Gegenstand von Gesprächen zwischen Kommunalpolitikern und Bürgern, berichtet der Bauausschussvorsitzende Stefan Nowatzki. Er sagt: „Die Mehrheit will den Kauf nicht, insbesondere jüngere Menschen.“ Für seinen Parteikollegen Rainer Neumann, der die Fraktion führt, kommt das nicht überraschend. Er sagt allerdings: „Ich wehre mich dagegen, Bürger zu befragen, wenn schwierige Entscheidungen anstehen.“

Der Eigentümer verlangt 550.000 Euro

Im Fall der Kate haben Parteienvertreter Bauchschmerzen mit Blick auf das Investitionsvolumen, um das marode Gebäude wieder auf Vordermann zu bringen. Der Eigner verlangt 550.000 Euro inklusive des rund 2500 Quadratmeter großen Grundstücks. Zwei Millionen Euro kostet die Sanierung. Ein Nutzungskonzept gibt es noch nicht, nur Vorschläge. Die bisherigen zwei Treffen der Arbeitsgruppe hinter verschlossenen Türen waren ergebnislos. „Die anderen kommen aber mehr und mehr auf unsere Position“, sagt Kopsch über seine Eindrücke.

Vor allem die Grünen hatten sich in der Vergangenheit für einen Kauf stark gemacht. Inzwischen sind Jan Schwartz und seine Frau Petra Grüner nicht mehr in Glinde aktiv wegen ihres Umzugs nach Oststeinbek. Sie waren treibende Kräfte. Nun hört es sich anders an. Der neue Fraktionsvorsitzende Lüder Lückel sagt: „Wir haben ein heterogenes Meinungsbild, wollen auf einer internen Sitzung im Januar Argumente austauschen.“

Sozialdemokraten fordern groß angelegte Bürgerbefragung

Eine Option ist, den hinteren Teil des Areals an einen Investor zu verkaufen, der dort Wohnungen erstellt. So könnte die Katensanierung zumindest in Teilen refinanziert werden. Dafür müsste dann der Bebauungsplan geändert werden. Mit den Sozialdemokraten ist das nicht zu machen. „Entweder halten wir das Areal in städtischer Hand oder lassen es ganz sein“, sagt der Fraktionsvorsitzende Frank Lauterbach. Die SPD fordert eine groß anlegte Bürgerbefragung im kommenden Jahr, will aber erstmal abwarten, was beim dritten Treffen der Arbeitsgruppe herauskommt. Es ist noch nicht terminiert.

Im Haushalt 2022 sind für den Katenkauf 600.000 Euro mit einem Sperrvermerk versehen. Die Summe soll auch im kommenden Jahr zur Verfügung stehen. Dass Glinde sich überhaupt mit einer Übernahme beschäftigt, liegt an dem Eigner. Der Unternehmer hatte sich das Haus 2012 zugelegt, wollte es sanieren und selbst einziehen. Stattdessen lässt er das Gebäude verkommen.