Glinde. Eigentümer des Kulturdenkmals will jetzt Klarheit. Arbeitsgruppe hat sich getroffen. Uneinigkeit in der Politik. Wie es weitergeht.
Das Angebot liegt auf dem Tisch: 550.000 Euro will der Eigentümer der Suck’schen Kate von Glinde für das marode Kulturdenkmal haben. Die Kommunalpolitiker überlegen, wie eine Sanierung finanzierbar ist und ob die Stadt überhaupt zugreifen soll. Es wurde extra eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Parteien eingerichtet, die sich auch mit Nutzungsmöglichkeiten beschäftigen soll. Jetzt war das erste Treffen im Rathaus unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es dauerte rund 90 Minuten. Das Ergebnis: Alles ist offen. Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr. Im Oktober muss eine Entscheidung gefällt werden. Denn der Geschäftsmann aus Bergedorf möchte im November, spätestens aber einen Monat später, Gewissheit haben.
Nach Informationen dieser Redaktion präsentierte Bürgermeister Rainhard Zug der Gruppe mit zehn Politikern – jeweils zwei von Grünen und CDU sowie drei von SPD und FDP – eine Chancen-Risiko-Analyse. Er skizzierte mehrere Szenarien. Option Nummer eins: Man lässt die Finger davon. Oder Glinde entwickelt das Grundstück selbst. Es umfasst rund 2500 Quadratmeter, für eine weiteres Gebäude müsste Baurecht geschaffen werden. Die dritte Variante: Die Stadt erwirbt das Areal und veräußert es an einen Investor, der sich verpflichtet, die Kate auf Vordermann zu bringen. Denkbar ist zudem ein Teilverkauf der Fläche. Mit den Einnahmen könnte Glinde die 1855 erbaute Immobilie dann sanieren. Das wird aber teuer. Eine Kostenschätzung der Verwaltung beläuft sich auf rund zwei Millionen Euro.
2016 wurden Stützbalken an die Außenwand des Gebäudes gesetzt
„Wir wollen das Gebäude nicht“, sagt Barbara Bednarz, stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende. Auch Marlies Kröpke von der SPD möchte von dem Projekt Abstand nehmen: „Meine Partei hat einen Grundsatzbeschluss gefasst, keine städtischen Grundstücke zu verkaufen. Und alles in Eigenregie zu stemmen, ist für Glinde zurzeit nicht finanzierbar.“ Ihre Fraktion sei allerdings gespalten. „Wir Sozialdemokraten wollten eine Bürgerbefragung, aber dafür bleibt nun keine Zeit mehr.“
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann, ebenfalls Mitglied des Arbeitskreises, schlägt andere Töne an. „Aus eigener Kraft kann die Stadt nicht alles umsetzen. Wir müssen irgendwie gegenfinanzieren. Ich persönlich würde auf einen Investor setzen.“ Die Grünen verfolgen seit Langem eine einheitliche Linie, wollen unbedingt kaufen und das Haus vor dem Verfall retten. „Ich hoffe, dass die Parteien zusammenfinden. Glinde muss die Chance ergreifen, schließlich ist es ein Gebäude mit hohem Identitätswert für die Stadt“, sagt Jan Schwartz. Der Grünen-Politiker ist Mitbegründer einer Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt einsetzt. Er wünscht sich die Suck’sche Kate als Treffpunkt für die Bevölkerung.
Die Stadt machte 2012 von dem Vorkaufsrecht keinen Gebrauch
Es gibt seit Jahren viel Ärger um die Immobilie. Der Bauunternehmer kaufte das reetgedeckte Fachwerkhaus an der Dorfstraße 2012, versprach eine Sanierung und selbst einzuziehen. Glinde hatte seinerzeit ein Vorkaufsrecht und machte davon keinen Gebrauch. Der Geschäftsmann setzte seine Ankündigung nicht um, lässt das Haus verkommen.
Die Denkmalschutzbehörde ist machtlos. Sie kann den Mann nicht verpflichten, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Das Gebäude muss lediglich standsicher sein. Deshalb setzte der Eigner vor sechs Jahren Stützbalken an die Außenwand. Er ignorierte später Nachbesserungsforderungen des Kreises, musste ein sogenanntes Zwangsgeld zahlen. 2017 schien ein Wendepunkt zu sein: Der Geschäftsmann wartete mit der Baugenehmigung für die Sanierung auf. Arbeiter hatte er dann aber nicht beauftragt.
Eigentümer pocht jetzt nicht mehr auf Klausel im Vertrag
Der Politik wurde es zu bunt. Sie erwog ein Enteignungsverfahren. Es wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Erfolgschancen auszuloten. Die waren eher gering, weshalb man diese Option wieder verwarf. Dann zogen die Entscheider einen Kauf in Erwägung, im Haushalt sind 600.000 Euro mit einem Sperrvermerk deklariert. Bürgermeister Zug verhandelte mit dem Eigentümer, der sich bereit erklärte, das Gebäude an die Stadt abzugeben. Die Sache hatte jedoch einen Haken: Für den Fall, dass die Kommune einen Teil des Areals für über 550.000 Euro weiterverkauft, pochte der Unternehmer auf Partizipation und verlangte 60 Prozent des Mehrerlöses. Die Geltungsdauer im Vertrag sollte auf zehn Jahre festgesetzt werden.
Diese Bedingung war für die Politik inakzeptabel. Inzwischen ist der Eigner zurückgerudert. Wie geht es weiter? Am 25. Oktober trifft sich die Arbeitsgruppe ein zweites Mal. Zug will bis dahin mögliche Investoren ansprechen und neue Zahlen vorlegen. Am 27. Oktober ist die Sitzung der Stadtvertretung. Dann kann die Politik die Weichen stellen für einen Kauf der Suck’schen Kate. Sie müsste den Sperrvermerk aufheben, damit der Bürgermeister den Vertrag signieren kann. Dem Vernehmen nach hat er für November einen Termin mit dem Eigner vereinbart.