Glinde. Partei will Arbeitsgruppe in Glinde gründen, die ein Nutzungskonzept entwickelt. Bürgerinitiative soll mit am Tisch sitzen.
Kaufen oder weiter verkommen lassen? Glindes Grüne haben sich klar positioniert, wollen, dass die Stadt bei der Suck’schen Kate zuschlägt. Bürgermeister Rainhard Zug wird voraussichtlich im Juli Gespräche mit dem Eigentümer führen. Doch was macht die Kommune im Fall eines Erwerbs mit dem Kulturdenkmal? Die Partei will gewappnet sein und möchte eine Arbeitsgruppe einrichten, die ein Nutzungskonzept entwickelt. Jede Fraktion soll einen Vertreter abstellen, ebenso die Verwaltung sowie die Bürgerinitiative. Dieser Vorschlag ist zugleich eine Forderung an CDU, SPD und FDP, sich ihrer Haltung anzunehmen. Und er soll eine Botschaft vermitteln: Die Grünen drängen auf die Übernahme des 1855 erbauten Hauses.
Für den Hauptausschuss am 21. Juni haben sie den entsprechenden Antrag für die Arbeitsgruppe gestellt, die öffentlich beraten soll. Auf Begeisterung stößt das nicht wirklich. „Ich bin gespalten, wir haben bereits so viele Termine mit den Ausschüssen und Fraktionssitzungen“, sagt CDU-Fraktionschef Rainer Neumann. Man könne das Thema auch im Bauausschuss unterbringen. „Es fällt mir ohnehin schwer, dem Projekt zuzustimmen“, sagt der Politiker mit Blick auf eine erste Offerte. Der Katen-Eigner hatte für die marode Immobilie 550.000 Euro aufgerufen und will eine Beteiligung, sollte Glinde einen Teil des Grundstücks für mehr als diese Summe veräußern.
Die Sanierung kostet geschätzt zwei Millionen Euro
Die Parteienvertreter sind sauer auf den Geschäftsmann aus Hamburg-Bergedorf, weil er nach dem Kauf 2012 eine Sanierung versprochen hatte mit dem Zusatz, er wolle selbst einziehen. Stattdessen steht das Gebäude leer, der Zustand verschlechtert sich von Jahr zu Jahr. Auf Anordnung der Denkmalschutzbehörde setzte der Eigner Stützbalken an die Außenwand, damit das Gebäude nicht zusammenbricht. Vor Kurzem wurden eingeschlagene Fenster und Türen mit Holzleisten abgedichtet.
Im Haushalt sind zwar 600.000 Euro für den Katen-Kauf verankert. Das soll aber nichts heißen. So sagt die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Marlies Kröpke: „Ich habe Zweifel, dass wir das Geld für eine vollständige Sanierung haben. Glinde muss Straßen erneuern, investiert viel in Schulen.“ Das reetgedeckte Fachwerkhaus an der Dorfstraße auf Vordermann zu bringen, kostet geschätzt zwei Millionen Euro. Ein Nutzungskonzept hätte laut Kröpke schon viel früher auf den Weg gebracht werden müssen. „Wir wollten das Gebäude damals erwerben, die anderen Parteien nicht“, ergänzt die Sozialdemokratin. Glinde hatte ein Vorkaufsrecht. Das Vorhaben der Grünen mit der Arbeitsgruppe findet sie aber gut.
Das Gebäude steht auf einem 2500-Quadratmeter-Grundstück
Die FDP-Fraktion sieht hingegen keine Notwendigkeit. Deren Chef Thomas Kopsch schlägt folgenden Ablauf vor: „Die Bürgerinitiative kann Vorschläge aufschreiben, mit denen sich dann die Ausschüsse befassen.“ Ideen wurden von dieser Seite bereits kommuniziert. So könnte die Suck’sche Kate ein Café werden oder ein Begegnungszentrum. Die Rede war auch von der Unterbringung eines Stadtschreibers. „Man könnte auch Kammerkonzerte abhalten. Auf jeden Fall soll es offen für Bürger und Bürgerinnen sein“, sagt Jan Schwartz.
Der 63-Jährige ist Sprecher der Bürgerinitiative, Grünen-Stadtvertreter und treibende Kraft in der Partei beim Katen-Projekt. Den Aufwand der Arbeitsgruppe hält Schwartz für überschaubar. „Im ersten Schritt gilt es, Ideen zu bündeln und dann eine Prioritätenliste zu erstellen. Dafür dürften zwei Treffen reichen.“ Danach seien die Ausschüsse gefragt. „Es geht nicht um Parteipolitik, sondern darum, einen Identifikationspunkt für Glinde zu erhalten“, sagt er über sein Engagement.
Um die Sanierung des Gebäudes zu finanzieren, bringt er ein Wohnungsprojekt auf dem hinteren Teil des Grundstücks ins Spiel. Dafür müsste der Bebauungsplan geändert werden. Das Areal ist rund 2500 Quadratmeter groß. Schwartz hat in der Vergangenheit zahlreiche Aktionen initiiert, um auf den Verfall der Suck’schen Kate aufmerksam zu machen. Dazu gehören Demonstrationen und Unterschriftensammlungen. 2019 ermutigten die Grünen auf einer Veranstaltung Teilnehmer, Büsche und Bäume auf dem Gelände zurückzuschneiden. Rund 30 Bürger griffen zu Heckenscheren.