Barsbüttel. Redakteurin Juliane Minow hat ihren Garten wieder abgegeben. Zeit, ein Fazit zu ziehen. Lässt sich mit Selbstversorgung Geld sparen?

Wo ich vor ein paar Wochen noch geackert und Kartoffeln aus der Erde gezogen habe, grasen dieser Tage Hühner über die Erde. Die Gartensaison ist vorbei – und damit auch unsere Serie Abendblatt ackert. Ich habe meinen Mietgarten des Unternehmens Meine Ernte auf dem Milchhof Wriggers in Barsbüttel wieder abgegeben. In den vergangenen Monaten ist dort auf meinen 45 Quadratmetern einiges passiert. Ich habe Highlights (die Ernte meiner riesengroßen Monsterzucchini) und Lowlights (die Kartoffelkäfer fallen ein) erlebt. Zeit, ein Fazit zu ziehen: Wie war der mehrmonatige Ausflug ins Gärtnerleben? Hat es sich gelohnt? Und: Lässt sich gerade angesichts steigender Lebensmittelpreise mit dem Selbstversorger-Gemüse sogar Geld sparen?

Der beste Tipp vom Experten: Bloß nicht zu viel gießen

Als ich im Mai meinen Mietgarten im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen übernommen hatte, wusste ich noch nicht, was mich erwartete. Um möglichst viel richtig zu machen, hörte ich mich bei erfahrenen Gärtnern um: Wie bepflanzt man ein Gemüsebeet? Welche Sorten vertragen sich? Wie oft sollte man gießen? Ein Teil meines Gartens war, wie bei den Mietgärten von Meine Ernte üblich, bereits bepflanzt: Mit Salat, Kohlrabi, Möhren, Zwiebeln, Kartoffeln und mehr. Ich bestückte den noch freien Teil meines Beetes unter anderem mit Tomaten, Rosenkohl, Mais und Süßkartoffel – und wartete.

Schon nach wenigen Wochen fing das Gemüse an zu wachsen.
Schon nach wenigen Wochen fing das Gemüse an zu wachsen. © Juliane Minow

Wo zunächst kaum mehr als schwarze Erde zu sehen war, traute ich schon einige Wochen später meinen Augen kaum: Das Gemüse wuchs und gedieh. Und das, obwohl oder vielleicht sogar weil ich einen Tipp von Kai Wriggers beherzigte, der beim Milchhof Wriggers für die Mietgärten zuständig und selbst erfahrener Gärtner ist: Bloß nicht zu viel gießen. Daran habe ich mich streng gehalten. Manchmal ehrlich gesagt auch deshalb, weil ich es vergaß. Der „Plan“ ist offensichtlich aufgegangen. Schon bald stand ich vor einer Herausforderung, die ich nicht hatte kommen sehen: Wie gehe ich mit diesen Unmengen an Gemüse um?

Gemüse ernten, putzen und verarbeiten ist ganz schön viel Arbeit

Ich stellte fest: Gemüse ernten, putzen und verarbeiten ist ganz schön viel Arbeit. Bei den Mengen, die ich teilweise schubkarrenweisen aus meinem Garten holte, war Planung gefragt, um möglichst alle Lebensmittel zu verwerten und nichts schlecht werden zu lassen. Tatsächlich finde ich, dass mir das erstaunlich gut gelungen ist.

In Sachen Rezepte fragte ich unter anderem die erfahrene Barsbütteler Kleingärtnerin Olga Weinberg um Rat und kochte außerdem spontan Eigenkreationen aus dem, was ich hatte. Es gab Ratatouille, Steckrübenmus, Gemüsepfannen aus Spinat, Mangold und Zwiebeln, Zucchinipuffer, Ofengemüse, Tomatensoßen und -suppen in sämtlichen Varianten, Süßkartoffelcurry und vieles mehr.

Lässt sich mit einem Garten zur Selbstversorgung sogar Geld sparen?

Sogar alle melonengroßen Kohlrabiköpfe snackte ich nebenbei als Rohkost weg, ohne etwas wegwerfen zu müssen. Erst vor einigen Tagen kam das letzte frische Gemüse aus dem Garten auf den Tisch: Selbst geernteter Grünkohl zusammen mit selbst geernteten Kartoffeln. Davon steht noch ein großer Karton im Keller. Das restliche Gemüse habe ich verkocht, eingekocht oder an Leserinnen und Leser gegen eine Spende abgegeben. Der Erlös der Aktion ging an die Ahrensburger Tafel.

Abendblatt-Leserin Romina Heymings (r.) freute sich über frisches Gemüse. Der Erlös der Spenden ging an die Ahrensburger Tafel.
Abendblatt-Leserin Romina Heymings (r.) freute sich über frisches Gemüse. Der Erlös der Spenden ging an die Ahrensburger Tafel. © Alexander Sulanke

Ich habe also in den vergangenen Monaten richtig gut gegessen: frisches Gemüse ohne Schadstoffe und in Bioqualität. Das ist aber nicht alles: Ich habe es nicht im Detail ausgerechnet, aber: Es kann gut sein, dass ich Geld gespart habe, weil ich eine Menge Lebensmittel nicht im Supermarkt kaufen musste, sondern frisch aus dem Garten geerntet habe. Zu aktuellen Zeiten, in denen Lebensmittelpreise in die Höhe schießen und die Inflationsrate bei über zehn Prozent liegt, müssen viele Menschen ihr Geld zusammenhalten. Kann ein Garten da Abhilfe schaffen?

Meine Ernte bietet in der kommenden Saison auch Gärten in Moorwerder an

Ja, sagt Natalie Kirchbaumer. 2009 gründete sie gemeinsam mit Wanda Ganders das Unternehmen Meine Ernte. Es möchte Menschen ermöglichen, sich mit ihrem eigenen Gemüse selbst zu versorgen. Dafür bietet es Gärten zur saisonalen Miete an, die bereits mit Gemüse bestückt sind. Im Herbst geben die Gärtner den Garten wieder ab. 2010 startete das Unternehmen mit Sitz in Bonn mit 250 Kunden. Mittlerweile haben über 30.000 Menschen an bundesweit etwa 30 Standorten bei Meine Ernte gegärtnert. Neben Barsbüttel können in der Nähe auch in Norderstedt Gärten gemietet werden.

Natalie Kirchbaumer blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück: „Insgesamt haben wir bundesweit in dieser Saison 3500 Gärten vermietet, sodass mehr als 10.000 Gärtner und Gärtnerinnen mit uns gegärtnert haben. Das macht uns sehr stolz“, so die Unternehmerin. Im Raum Hamburg wurden 350 Gärten vermietet. Im kommenden Jahr sollen es noch mehr werden. Kirchbaumer: „Wir freuen uns, dass wir ab dem nächsten Jahr auch im Hamburger Süden in Moorwerder die Mietgärten anbieten werden.“

Zwei bis drei Stunden pro Woche sollte man für die Gartenarbeit einplanen

Und lässt sich durch das Gärtnern nun auch Geld sparen? Ein 45 Quadratmeter großer Gemüsegarten kostet 229 Euro, einer mit 90 Quadratmetern 439 Euro pro Saison. Kirchbaumer: „Viele Gärtner und Gärtnerinnen berichten uns, dass Sie einen deutlich höheren Ertrag ernten, als sie für den Mietgarten bezahlen.“ Diesen Eindruck habe ich selbst auch.

Selbst geernteter Grünkohl und selbst geerntete Kartoffeln: Aus der Ernte ließen sich viele leckere und frische Gerichte kochen.
Selbst geernteter Grünkohl und selbst geerntete Kartoffeln: Aus der Ernte ließen sich viele leckere und frische Gerichte kochen. © Juliane Minow

Damit die Rechnung aufgeht, muss allerdings auch einiges beachtet werden: „Wichtig ist, dass der Gemüsegarten regelmäßig gepflegt wird, also der Boden gelockert, das Unkraut entfernt und gegossen wird. Wir empfehlen etwa zwei bis drei Stunden Zeit pro Woche einzuplanen“, sagt die Gartenexpertin. Und: „Viele Gärtner säen oder pflanzen Gemüse nach, sobald sie etwas geerntet haben. Zudem säen sie schnellwachsende Kulturen wie Radieschen oder Pflücksalat neben Kulturen die längere Zeit benötigen, wie Gurke, Zucchini oder Kartoffeln. So wird der Platz optimal genutzt.“ Auf der Internetseite von Meine Ernte ist unter anderem die Erfolgsgeschichte von Familie Kitzing zu lesen, die aus ihrem 45 Quadratmeter großen Garten 454 Kilogramm Gemüse geerntet hat. Nach meiner eigenen Erfahrung halte ich das für gut möglich.

Auch, wer keinen grünen Daumen hat, kann sein eigenes Gemüse anbauen

Wie lautet also das Fazit meiner persönlichen Gartensaison? Auch, wer keinen grünen Daumen und kaum Erfahrung im Garten hat, kann mit ein bisschen Unterstützung erfolgreich sein eigenes Gemüse anbauen. Die Arbeit ist aber wirklich nicht zu unterschätzen und nimmt eine Menge Zeit in Anspruch. Nicht zu vergessen, dass ich mit dem Mietgarten ja fast schon ein Rundum-Sorglos-Paket bekommen habe. Mit einem eigenen Schrebergarten, in dem die Arbeit nicht im Oktober endet, wäre ich als Anfängerin wahrscheinlich wirklich überfordert gewesen.

Und, ganz ehrlich: Gartenarbeit ist okay, wird aber auch nicht mein Lieblingshobby. Ich habe mich hauptsächlich über das wirklich leckere und frische Gemüse gefreut. Wer aber auch noch echten Spaß am Ackern hat – ich habe gehört, das soll es geben –, für den ist Gärtnern aus meiner Sicht wirklich ein schönes Hobby, mit dem man auch noch Geld sparen und allerhand Leckeres auf den Tisch zaubern kann. Eine Win-Win-Win-Situation also.