Barsbüttel. Seit Mai bewirtschaftet das Abendblatt in Barsbüttel einen „Redaktionsgarten“. Erstes Gemüse ist geerntet. Expertin gibt Rezepttipps.

„Wo hast du die denn geklaut?“, fragen meine Kollegen, als sie die Bilder von meinen riesigen Kohlrabiköpfen sehen. So richtig kann ich ja selbst kaum glauben, was ich da geerntet habe. „Die schmecken bestimmt total holzig“, lautet eine weitere Einschätzung. Doch das Gegenteil ist der Fall: Mein Kohlrabi schmeckt mindestens genauso gut wie der aus dem Supermarkt – wenn nicht sogar besser, weil intensiver.

Mit dem Beginn der Erntezeit stehe ich in unserem Redaktionsgarten – eine Parzelle auf dem Hof des Barsbütteler Landwirts Kai Wriggers, die ich seit Mai zu bewirtschaften versuche, – auf einmal auch vor der Frage: Wie verwerte ich denn nun eigentlich das ganze Gemüse, das hier so wächst? Was kann man aus Radieschen, Bohnen, Mangold, Spinat und Brokkoli Schönes kochen? Und zwar so, dass möglichst nichts wegkommt?

Aus Spinat und Mangold wird in Sojasoße eine vegane Mahlzeit

Hatte ich mir im Vorfeld viele Sorgen darum gemacht, meinen Garten zu pflegen und die Pflanzen am Leben zu erhalten, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig zu gießen, richtig Unkraut zu jäten und Schädlingen keine Chance zu geben, hatte ich an die Frage, wie ich das ganze Gemüse verwerte, kaum Gedanken verschwendet – auch, weil ich mir so viel Ernteerfolg gar nicht zugetraut hätte.

Doch auf einmal stehe ich da mit sechs Kohlrabiköpfen, jeder von ihnen so groß wie mein eigener Kopf, mit Radieschen, Mangold und Co., die allesamt gegessen werden wollen. Doch zunächst muss alles gründlich gewaschen und von Erde befreit werden. Das ist schon einmal nicht ganz unaufwendig. Doch das Kochen gestaltet sich dann am Ende doch recht unkompliziert. Spinat und Mangold brate ich mit Olivenöl, Zwiebeln und Knoblauch an, lösche das Ganze mit Sojasahne ab und würze mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver und Oregano. Zusammen mit Kartoffeln serviert ist das schon mal eine sehr leckere, nahrhafte Mahlzeit, die zufällig auch noch vegan ist.

Kohlrabi, Radieschen und Salat gibt es als Rohkost dazu

Sowohl Mangold als auch Spinat schrumpfen beim Braten so sehr zusammen, dass ich am Ende tatsächlich keine Schwierigkeiten habe, die Ernte beider Gemüsesorten für den Eigenbedarf aufzubrauchen. Kohlrabi, Radieschen und Kopfsalat können wunderbar als Rohkost geknabbert oder zu Salat verarbeitet werden. Zu zweit hatten mein Freund und ich bislang keine Schwierigkeiten, meine Ernte aufzubrauchen. Falls das doch mal der Fall sein sollte, freuen sich Freunde oder Familie über frisches Gemüse. Außerdem gibt es mancherorts die Möglichkeit zum Foodsharing, sodass die Lebensmittel weitergegeben werden können.

Olga Weinberg liebt die Gartenarbeit seit Kindertagen.
Olga Weinberg liebt die Gartenarbeit seit Kindertagen. © Juliane Minow | Juliane Minow

Absolute Expertin im Verarbeiten ihres eigenen Obstes und Gemüses ist Olga Weinberg. Die Barsbüttelerin hat seit zehn Jahren einen Kleingarten im Kleingärtnerverein Barsbüttel. In ihrem Garten finden sich neben allen möglichen Gemüsesorten von Zucchini und Tomate über Kartoffeln bis hin zu Sauerampfer auch zahlreiche Obstbäume und -sträucher, von denen sie Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Erdbeeren, Äpfel und Kirschen erntet.

Die Ernte aus dem Kleingarten versorgt die ganze Großfamilie

„Meine Eltern hatten immer einen Garten“, sagt Weinberg, die seit Kindertagen begeistert mit anpackt. Die Arbeit im Garten macht ihr großen Spaß. Das ist aber nicht der einzige Grund für ihr Hobby: „Ich habe eine große Familie, vier Kinder und sechs Enkel“, sagt die Kleingärtnerin. Mit der Ernte aus ihrem Garten versorgt sie regelmäßig ihre Verwandten. Probleme, keine Abnehmer für ihr Obst und Gemüse zu finden oder dieses nicht verwerten zu können, hat sie deshalb nie.

„Eines meiner Lieblingsrezepte ist Gemüseragout“, verrät sie. „Dafür muss man einfach nur Zucchini, Zwiebeln, Tomaten und Möhren in kleine Stücke schneiden, in Öl anbraten und mit Salz, Pfeffer und Sambal Oelek würzen.“ Auch beim Grillen kommt ihr Gemüse häufig zum Einsatz. Zum Beispiel gefüllte Zucchini oder Champignons vom Grill isst sie gern.

Ein Garten hält fit und regt zur Arbeit an der frischen Luft an

„Auch im Ofen gebacken kann man die Ernte gut verwerten“, sagt Weinberg. Eine besondere ihrer Pflanzen, nämlich eine Kreuzung aus Knoblauch und Schnittlauch, nutzt sie gern, um Maultaschen zu würzen. Seit zwei Jahren ist Olga Weinberg im Ruhestand. Seitdem kommt sie fast jeden Tag in ihren Garten – meistens zum Arbeiten, manchmal aber auch zum Entspannen. „Ein Garten hält fit und bringt einen raus an die frische Luft“, sagt sie. Ihren Mann hat sie mittlerweile angesteckt mit ihrer Gärtnerbegeisterung. Doch er ist längst nicht der einzige Gast im Garten. Weinberg: „Am Wochenende kommen oft meine Kinder und Enkelkinder vorbei. Ich genieße die Zeit mit ihnen hier sehr.“