Reinbek/Wentorf. Buhck-Gruppe baut das unter Denkmalschutz stehende Verlagsgebäude in Reinbek umfassend um. So geht es weiter.
Ein halbes Jahr ist nach der Entkernung auf der Baustelle im ehemaligen Rowohlt-Neubau am Völckers Park nichts mehr passiert. Doch jetzt sieht man, es geht voran: Die Handwerker sind dabei, die Glasfassade im Erdgeschoss zu montieren. Jedes Detail wird mit dem Denkmalschutz abgestimmt, auch die Aufstockung um ein viertes Geschoss hat die Denkmalschutzbehörde genehmigt.
Die mittlerweile gut fünf Millionen Euro schwere Investition der Buhck-Gruppe in ihren künftigen Firmensitz in Reinbek nimmt Gestalt an. Wie berichtet, hatten sich die beiden Geschäftsführer des Unternehmens, die Brüder Thomas und Henner Buhck, gemeinsam mit Heiner Roskothen, Geschäftsführer von Pipping Immobilien, 2020 dazu entschlossen, das ehemalige Rowohlt-Gelände zu kaufen und zu entwickeln. Während Pipping im älteren Trakt von 1960 einen Unternehmer-Campus mit Café verschiedenen Firmen als Büro anbieten will, zieht Buhck mit etwa 50 Mitarbeitern seiner Verwaltung in das zwischen 1968 und 1970 erbaute Gebäude am Völckers Park ein. Der Skelettbau mit vorgehängter Glasfassade steht auf Betonpfeilern teils im Gewässer des Parks, öffnet sich dort ins Grüne.
Schon Fritz Trautwein hatte ein viertes Stockwerk geplant
Beim Besuch der Baustelle mit dem Bauherren Thomas Buhck und dem beauftragten Architekten Matthias Weber kann man dort heute im dritten Stock – auf dem ehemaligen Dach – herumspazieren. „Glücklicherweise haben wir in den Archiven Entwürfe des Architekten Fritz Trautwein aus den 60er-Jahren entdeckt, in denen unser oberes Stockwerk bereits vorgesehen war“, sagt Matthias Weber – eine wertvolle Argumentationshilfe beim Denkmalschutzamt. Die Untere Denkmalschutzbehörde überprüft die Einhaltung der Auflagen im Wochenrhythmus.
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„Den zuerst geplanten Einzugstermin im ersten Quartal 2023 können wir allerdings nicht mehr halten“, sagt Thomas Buhck. „Wir werden voraussichtlich im zweiten Quartal einziehen.“ Denn die ersten Angebote im Stahlbau hätten „jenseits von Gut und Böse“ gelegen. Sie hätten die veranschlagten Kosten um das Zwei- und Dreifache übertroffen. Hinzu kam ein Mangel an freien Prüfingenieuren, die beispielsweise Statik oder Brandschutz überwachen, wie Matthias Weber berichtet. „Da sind der auslaufende Bauboom und der Krieg zusammengekommen“, bestätigt der 59 Jahre alte Bauherr. Zum Jahreswechsel soll das Gebäude jedoch verschlossen sein, sodass mit dem Innenausbau begonnen werden kann.
Baukosten sind um etwa zehn Prozent gestiegen
Die reinen Baukosten sind insgesamt um etwa zehn Prozent gestiegen. Da seien die Bauherren noch gut weggekommen, stellt Matthias Weber fest. „Bundesweit lagen die Kostensteigerungen im Schnitt bei 17 bis 18 Prozent“, berichtet er. „Aber glücklicherweise hatte man die Verträge mit dem Fassadenbauer rechtzeitig gemacht, und dieser konnte sich bei seinen Lieferanten absichern.“ So sei man mit einem blauen Auge davongekommen.
Beim Bau der dritten Etage haben die Handwerker tatsächlich die passenden Anschlusseisen in den tragenden Pfosten gefunden. „Bei den heutigen Normen und der heutigen Statik konnten wir in der Höhe allerdings nicht mit Beton weiterbauen“, erläutert Architekt Weber. Stattdessen sei man auf Stahlträger ausgewichen, die später ummantelt werden. Auch die Decke sei aus einem Spezial-Stahlverbund gefertigt, der einerseits nicht zu schwer, andererseits aber auch stabil genug sei. „Diese Decke ist eine technische Besonderheit, mit der wir sowohl die große Tragweite der Fläche als auch die Aussteifung des Gebäudes hinbekommen“, erklärt Matthias Weber. „Das konnte er, der Fritz Trautwein. Schließlich hat er auch den Hamburger Fernsehturm konstruiert.“
Klimaschutz wird bei Gebäudesanierung groß geschrieben
Immerhin soll die Decke auch noch eine Fotovoltaikanlage tragen. Denn der Klimaschutz wird in der Buhck-Gruppe groß geschrieben: Der dunkle Marmorboden, die Treppe, die Stahlelemente der weißen Umlaufkonstruktion vor der Glasfassade und das tragende Betonskelett werden im Original bewahrt. Sämtliche Farben – sogar die des transparenten Glases – werden mit dem Denkmalschutz abgestimmt. Aber um das Unternehmensziel der Klimaneutralität zu wahren, werden auch dort eine Dreifachverglasung, zusätzlich eine Wärmepumpe und Fotovoltaik, installiert. „Aus dem Eichspeicher der Wärmepumpe werden wir im Winter Wärme und im Sommer Kälte ziehen“, verspricht Thomas Buhck. Trotzdem können seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Büros die Fenster öffnen. Bei der Dreifachverglasung hat die Denkmalschutzbehörde dem Unternehmen Zugeständnisse gemacht, damit diese überhaupt ein angenehmes „Betriebsklima“ erreichen können und nicht wie in einer „Tropfsteinhöhle“ arbeiten müssten, scherzt Buhck.