Barsbüttel . Redakteurin Juliane Minow wird von Frühjahr bis Herbst einen Garten bewirtschaften. Experte Kai Wriggers gibt Tipps für Anfänger.

Als ich meiner Familie erzählt habe, dass ich dieses Jahr meinen eigenen Garten bewirtschaften werde, haben erst einmal alle herzlich gelacht. Ich und gärtnern? Das passt eigentlich nicht zusammen. Ich kann einige Dinge gut, Pflanzen am Leben erhalten gehört nicht dazu.

Wie legt man ein Gemüsebeet an?

Doch dann gab es da diesen Termin: Die Mietgärten des Unternehmens Meine Ernte wurden auf dem Land des Milchhofes Wriggers in Barsbüttel eröffnet. In unserer Konferenz fragte mein Chef: „Sind da noch Gärten frei? Wir können ja eine Serie machen, in der du einen Redaktionsgarten bewirtschaftest, und die nennen wir: Juliane ackert.“

Kai Wriggers vom Hof Wriggers kümmert sich um die Mietgärten.
Kai Wriggers vom Hof Wriggers kümmert sich um die Mietgärten. © Juliane Minow

Ich versprach, nachzufragen, mit dem Gedanken im Hinterkopf: Da ist bestimmt sowieso alles ausgebucht, Gärten sind ja aktuell so begehrt. Doch nichts da. „Was für eine tolle Idee“, sagte Natalie Kirchbaumer von Meine Ernte sofort. „Es ist noch ein Garten frei, den können Sie haben.“ Und schon hatte ich im wahrsten Sinne des Wortes den Salat.

Redakteurin hat eigentlich keinen grünen Daumen

Doch man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben. Irgendwie bin ich auch neugierig, herauszufinden, was so viele Menschen an Unkrautjäten, Harken und Gießen finden. Meine Schwester und ihr Mann sind seit Jahren begeisterte Schrebergärtner. Ich habe dieses Hobby immer als den Inbegriff der Spießigkeit abgetan, für das ich wirklich noch zu jung bin. Erntet ihr mal eure Radieschen, ich bin auf der Reeperbahn.

Doch nun stecke ich selbst mittendrin. Beim ersten Besuch meiner 45 Quadratmeter großen Ackerfläche fühle ich mich ziemlich ahnungslos. Die Mietgärten sind bereits mit etwa 20 Gemüsesorten bestückt, ein kleiner Bereich ist als Wunschbeet noch frei. Doch noch ist außer Erde nicht viel zu sehen. Ich gieße auf Verdacht erst einmal alles. Schaden kann es ja nicht, denke ich.

Möhren und Zwiebeln können gut nebeneinander stehen

Doch tatsächlich ist beim Gießen weniger mehr, wie Kai Wriggers vom Hof Wriggers erklärt. „Wenn es im Hochsommer vier Wochen lang nicht regnet, ist gießen wichtig, ansonsten brauchen die Pflanzen weniger Wasser, als die meisten denken“, sagt er. Wriggers bewirtschaftet für seine Familie und sich auf dem eigenen Land einen Gemüse- und Obstgarten zur Selbstversorgung, hat damit jahrelange Erfahrung.

Was den Aufbau eines Beetes angeht, empfiehlt er, Möhren und Zwiebeln nebeneinander zu pflanzen. Denn: „Es gibt Zwiebel- und Möhrenfliegen, die jeweils vom anderen Gemüse abgehalten werden. Das ist eine Art natürlicher Insektenschutz“, so Wriggers. Auch Knoblauch und Erdbeeren bieten sich zur Kombination an. Knoblauch schützt Erdbeeren vor Grauschimmel. Kohl und Kartoffeln sollten nicht dort gepflanzt werden, wo sie im Jahr davor standen, um den Boden nicht zu strapazieren. Wer Kartoffeln häufig am selben Standort pflanzt, erhöhe die Gefahr für Parasiten. „Auch Kürbis und Zucchini sind Starkzehrer, die dem Boden Nährstoffe entziehen“, sagt Wriggers.

Vlies schützt Kohl vor dem Kohlweißling

Kohlsorten sollten mit Vlies abgedeckt werden, um das Gemüse vor dem Kohlweißling zu schützen. „Der Schmetterling legt sonst seine Eier darauf ab“, sagt Wriggers. Übrigens: „Schädlich ist das nicht, es sieht nur nicht schön aus. Wer den Kohl abkocht, kann ihn trotzdem essen.“ Kürbis und Gurke wuchern stark, das sollten Gärtner beim Anlegen eines Beetes ebenfalls beachten.

Beim Gießen ist weniger mehr.
Beim Gießen ist weniger mehr. © Timo Kämpf

Doch, auch das ist Kai Wriggers wichtig zu sagen: „So eine große Wissenschaft ist Gärtnern dann auch nicht.“ Niemand müsse erst fünf Bücher wälzen, bevor er Gemüse anbaut. Im Wesentlichen sollten Anfänger gucken, was ihnen gefällt, und das einpflanzen. „Mit der Erfahrung kommt auch die Gelassenheit“, so Wriggers. „Es werden nie hundert Prozent der Samen etwas werden. Wenn man damit seinen Frieden findet, macht es das Gärtnern schon mal viel leichter.“

Gartennachbarn sind immer für einen netten Plausch zu haben

Das merke ich auch, als ich zum ersten Mal so richtig in meinem Garten tätig werde. Ich habe zur Vorbereitung das Internet auf links gedreht, mir sämtliche Tipps durchgelesen. Doch dann fühlt es sich am Ende gar nicht so schwierig an. Im Gartencenter suche ich Pflanzen und Blumen für mein Wunschbeet aus: Mais, Rosenkohl, Tomaten, Sonnenblumen, eine Wildblumenmischung und eine Süßkartoffel.

Mit Harke, Schaufel und Gießkanne bewaffnet verbringe ich einen ganzen Tag damit, die Samen auszusäen, Löcher auszuheben und Pflanzen zu setzen – und habe tatsächlich richtig viel Spaß dabei. Die Sonne scheint, die körperliche Anstrengung tut gut und die Gartennachbarn sind immer für einen netten Plausch zu haben. Die haben auch den ein oder anderen Tipp für mich parat.

Möhren sind schon früh erntereif

Ich lerne zum Beispiel, dass Spinat mit wenig Nährstoffen auskommt und dass es sinnvoll sein kann, die Kulturdauer seines Gemüses im Blick zu haben. Das ist die Zeit, die das Gemüse bis zur Ernte im Beet verbringt. Möhren zum Beispiel sind recht früh erntereif. Der gewonnene Platz auf dem Beet kann dann für neues Gemüse genutzt werden. Kürbis dagegen verträgt Frost nicht gut und soll erst nach den Eisheiligen Mitte Mai in die Erde.

Bevor es ans große Ackern ging, stand erst einmal ein Besuch im Gartencenter an. 
Bevor es ans große Ackern ging, stand erst einmal ein Besuch im Gartencenter an.  © Timo Kämpf

Übrigens: Mein erstes echtes Glückserlebnis habe ich, als ich zwei Wochen nach dem großen Einpflanzen meinen Garten besuche und sehe, dass an allen Ecken und Enden grünes Zeug aus der Erde sprießt. Mein Garten wächst und gedeiht! Ein altes Sprichwort lautet ja: Willst du ein Leben lang glücklich sein, dann leg’ einen Garten an. Ist da vielleicht wirklich etwas dran? Ich bin gespannt darauf, es herauszufinden.