Bad Oldesloe. Die Bahn hat auf Anfrage der CDU-Kreistagsfraktion neue Zahlen und Fakten für den Schienenverkehr bis 2030 vorgelegt.

Ende März hat die CDU-Kreistagsfraktion der Deutschen Bahn einen umfangreichen Fragenkatalog zum wachsenden Güterverkehr durch den Kreis Stormarn im Zusammenhang mit der Hinterlandanbindung der festen Fehmarnbeltquerung zukommen lassen. Wie bereits berichtet ging es unter anderem um konkrete Prognosen hinsichtlich der zu erwartenden Zugfrequenzen, zur Länge der Züge, der Anzahl von Waggons, zur Lärmbelastung, zu Gefahrguttransporten und zu den Kapazitätsreserven der Strecke Lübeck – Hamburg. Nun liegen die Antworten der Bahn vor. Das Abendblatt hat die wichtigsten im Folgenden dokumentiert.

Mit welcher Gesamtzahl an Zügen im Güter- und Personenverkehr ist zu rechnen?

Bis 2030 sind je nach Streckenabschnitt zwischen 186 und bis zu 326 Züge innerhalb von 24 Stunden prognostiziert. Für Ahrensburg-Gartenholz bedeutet das aufgesplittet und beispielhaft 94 Güterzüge, 24 Fernverkehrszüge, 74 Nahverkehrszüge und 134 S-Bahnen pro Tag.

Wie lang sind die Züge?

Die Länge der Züge ist abhängig von der Zugart. Bei Güterzügen wird eine durchschnittliche Länge von 740 Metern angenommen, maximal 835 Meter. Im Personenverkehr wird im Schnitt von 250 Metern ausgegangen, maximal 400 Meter.

Mit welchem Tempo verkehren die Züge in Stormarn?

Die zulässige Streckengeschwindigkeit im Bereich Stormarn liegt infrastrukturell bedingt bei höchstens 160 km/h. Die maximal möglichen Fahrgeschwindigkeiten der einzelnen Zugarten: Güterzüge 120 km/h, Personennahverkehr 140 km/h, Personenfernverkehr 200 km/h. Als lärmintensivste Zugart gelten im Korridor Hamburg – Lübeck Güterzüge.

Wie ist das Thema Gefahrguttransporte zu bewerten?

Bei der Durchführung von Gefahrguttransporten sind unter anderem die allgemein gültigen Vorsorgemaßnahmen einzuhalten. Dazu zählen etwa die spezielle Verpackung bestimmter Güter sowie die sicherheitstechnische Ausstattung von Tanks und Transportwaggons.

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Wie hoch ist die Auslastung der Strecke Hamburg – Lübeck?

Die Leistungsfähigkeit einer Strecke wird von der Infrastruktur, der Anzahl der Züge und deren Mix sowie dem Verspätungsniveau der Züge bestimmt. Bei Zugrundelegung der Prognose 2030 und unter Berücksichtigung der Realisierung der Vorhaben S 4 Ost und feste Fehmarnbeltquerung wird von einer optimalen Betriebsqualität ausgegangen.

Gibt es Kapazitätsreserven?

Nach derzeitigem Stand gäbe es noch Kapazitätsreserven, etwa für außerplanmäßige Verkehre.

Wie wird sich die Verteilung des Zugverkehrs über den Tag gestalten?

Laut Prognose des Bundesverkehrsministeriums sind für Ahrensburg zwischen 6 und 22 Uhr 124 S-Bahnzüge, 58 Nahverkehrszüge, 21 Fernverkehrszüge sowie 50 Güterzüge errechnet worden. Zwischen 22 und 6 Uhr wird von 10 S-Bahnzügen, 16 Nahverkehrszügen, 3 Fernverkehrszügen sowie 38 Güterzügen ausgegangen.

Mit wie vielen Zügen ist nach Fertigstellung der Strecke Neumünster – Bad Oldesloe zu rechnen?

Zwischen Neumünster und Bad Segeberg sind im Schienenpersonennahverkehrsplan (SPNV) im Stundentakt 40 Züge in beide Richtungen hinterlegt sowie zwischen Bad Segeberg und Bad Oldesloe im Halbstundentakt 80 Züge in beide Richtungen. Derzeit laufen indes Gespräche mit der Nah.SH zur Erhöhung des Verkehrsangebots.

Wie viele bahngleiche Übergänge verbleiben in Stormarn?

Außerhalb des S 4-Bereichs im Kreis Stormarn bleiben die vorhandenen Bahnübergänge bestehen. Im Zuge des Neubaus der Straßenüberführung Holländerkoppel in Reinfeld wird der Bahnübergang Lokfelder Damm aufgelassen und der Übergang Am Zuschlag verkleinert. Dort wird es künftig nur noch eine Querung für Fußgänger und Radfahrer geben.

Beim Bau der S 4 werden alle Bahnübergänge funktionell durch höhenfreie bauliche Maßnahmen ersetzt. Der Übergang Brauner Hirsch wird zurückgebaut und durch eine Überführung in gleicher Lage kompensiert. Die Übergänge Grävinghorst und Kuhlenmoorweg werden durch eine Überführung und eine Personenunterführung ersetzt.

Welche Maßnahmen sind im Zusammenhang mit dem Bau der S 4 außerdem geplant?

Neben dem zweigleisigen Neubau bis zum Bahnhof Ahrensburg ist zwischen Bahnhof Ahrensburg und dem Haltepunkt Gartenholz ein eingleisiger Neubau geplant. Im weiteren Verlauf bis Bad Oldesloe wird es keine neue Gleisinfrastruktur geben.

Hinzu kommen der Neubau der Station Ahrensburg-West als barrierefreier Mittelbahnsteig. Ein barrierefreier Umbau der Bahnhöfe Ahrensburg, Bargteheide und Bad Oldesloe sowie der Haltepunkte Gartenholz und Kupfermühle. Der Übergang dort bleibt bestehen. Da hinter Ahrensburg-Gartenholz die S-Bahngleise mittels Weiche in die Gleise der Fernbahn einfädeln, wird es zu einer Erhöhung der Zugzahl und damit zu häufigeren Schließzeiten am Übergang Kupfermühle kommen.

Sind Einfriedungen zum Schutz der Betriebssicherheit geplant?

An Eisenbahnstrecken sind generell keine „Sperrzonen“ vorgesehen. Eine Einzäunung der Eisenbahnstrecke im Kreis Stormarn ist nicht geplant. Weder nach der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung noch unter Gesichtspunkten einer allgemeinen Verkehrssicherungspflicht bestehe eine allgemeine Verpflichtung, Bahnanlagen einzufrieden.

Sind Maßnahmen geplant, um Wildwechsel zu gewährleisten?

Im Kreis Stormarn werden keine solche Maßnahmen geplant. Im Zuge der Planungen zur S 4 wurden die Auswirkungen auf Wildtiere berücksichtigt.

Sind zusätzliche Gleisanschlüsse für die Gewerbegebiete vorgesehen?

Nein.

Die Antworten der Bahn sollen im Planungs- und Bauausschuss des Kreises am Mittwoch, 1. Juni, um 18.30 Uhr vorgestellt und diskutiert werden.