Ahrensburg. Fachleute versprechen im Umweltausschuss neue Grünflächen, Waldgebiete und Knicks. Bürgerinitiative plant Infoabend zum Thema Lärm.
Es sind große Verkehrsprojekte, die die Bürger in und um Ahrensburg bewegen und die Gemüter erregen; die neue S-4-Strecke durch Stormarn und die feste Fehmarnbelt-Querung zwischen Deutschland und Dänemark. Dies wurde einmal mehr deutlich bei der jüngsten Sitzung des Ahrensburger Umweltausschusses. Rund 60 Bürger sorgten dort für einen voll besetzten Saal, um einen Vortrag von Fachleuten der Deutschen Bahn (DB) zu den Auswirkungen der S-4-Planung und der Fehmarnbelt-Querung auf das Naturschutzgebiet Tunneltal im Süden Ahrensburgs zu hören.
Kritiker befürchten starke Zunahme des Güterverkehrs
Der Hintergrund: Die Deutsche Bahn plant für den Neubau der S 4 zwischen Hamburg und Bad Oldesloe zwei neue Gleise entlang der bestehenden Regionalbahnstrecke bis Ahrensburg zu verlegen sowie ein neues Gleis bis Ahrensburg-Gartenholz. Kritiker befürchten nun, dass auf der dadurch frei gewordenen bestehenden Strecke der Güterverkehr stark zunehmen wird, vor allem durch die geplante feste Fehmarnbelt-Querung und ihre Anbindung an das norddeutsche Hinterland.
Viele Bürger sorgen sich um zusätzlichen Lärm und Schäden für die Natur entlang der Strecke. So verläuft diese auch durch das Tunneltal, das nicht nur Naturschutz-, sondern auch europäisches Fauna-Flora-Habitat Gebiet (FFH) und besonders geschützt ist. Im Umweltausschuss stellte nun der für das S-4-Projekt zuständige Umweltingenieur der DB, Martin Roger, die Sicht der Bahn auf mögliche Auswirkungen für die Natur dar. „Unsere Planung wird im Tunneltal überlagert durch archäologische und Naturschutz-Werte“, sagte Roger. „Das bereitet uns Kopfzerbrechen.“
Die Pläne beeinträchtigen auch den Lebensraum des Kammmolches
So beeinträchtige die S-4-Strecke erheblich den Lebensraum des Kammmolches, der im Tunneltal vermehrt vorkomme. Daher wolle und müsse die Bahn für ihren Eingriff in die Natur eine Reihe von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorsehen. Dazu gehöre etwa, im FFH-Gebiet neue feuchte Grünflächen zu schaffen. „Zudem sollen zusätzlicher Eichenwald entwickelt und weitere Knicks angelegt werden“, sagte Martin Roger. Ein weiterer Ausgleich sei die Entsiegelung von Flächen und ihre Umwandlung in Grünland. Dies werde etwa durch den Bau der Straßenbrücke Brauner Hirsch über die Bahnlinie anstelle des bestehenden Bahnübergangs erreicht. „Unter der Brücke entstehen neue Flächen für Pflanzen und Tiere“, sagte Ingenieur Roger.
Auf die Nachfrage aus dem Umweltausschuss, wie viele Hektar Fläche im Naturschutzgebiet durch die S-4-Strecke beeinträchtigt werden, wollte Roger keine genaue Zahl nennen. Sie soll dem Ausschuss ebenso nachgereicht werden wie die Größe der vorgesehenen Ausgleichsflächen. Nach dieser hatte Svenja Furken von der Interessengemeinschaft (IG) Tunneltal die DB-Vertreter gefragt. Für die IG und den Verein Jordsand hatte sie zuvor in der Einwohnerfragestunde die Planungen der Bahn wegen deren Eingriffe in die Natur abgelehnt. „Das Tunneltal ist ein Kulturgut, ein Biotop von überregionaler Bedeutung und ein mögliches Unesco-Welterbe“, sagte sie. Es müsse daher nach Alternativtrassen für den Güterverkehr gesucht werden.
Bahn erteilt Planungen auf anderen Strecken eine Absage
Auch der Ausschussvorsitzende Christian Schmidt (Grüne) erinnerte an mögliche Alternativen zur aktuellen Streckenplanung der Bahn: „Ahrensburg hat ein starkes Interesse, dass vernünftige Alternativen geprüft werden zur Anbindung der Fehmarnbelt-Querung an das Hinterland und die Kreise Stormarn und Lauenburg.“ Der ebenfalls anwesende Bahnsprecher Peter Mantik erteilte dem jedoch eine Absage: „Das wird es nicht geben.“ Die Deutsche Bahn sei dazu nach dem Gesetz nicht verpflichtet. Andere Streckenplanungen seien vielmehr Sache der Politik, die diese anstoßen müsse.
Bahn und Bürger planen Info-Veranstaltungen zum Thema Lärm
Ausschussmitglied Karen Schmick (WAB) fragte dennoch nach der Alternativstrecke über Büchen und Lüneburg für den Güterverkehr nach Lübeck. Bahnsprecher Mantik entgegnete, dass die Bahn bei der aktuellen Streckenplanung von 84 Güterzügen pro Tag zwischen Hamburg und Lübeck ausgehe. Davon würden 13 über Büchen-Lüneburg geleitet. Die Bahn kündigte auch an, dass es demnächst eine Informationsveranstaltung mit dem Fraunhofer-Institut zum Thema Lärm geben werde. Dabei will sie die tatsächliche Ausbreitung des Zuglärms an der neuen S-4-Strecke darstellen. Ort und Zeit dafür würden noch bekannt gegeben. „Wir werden zudem noch häufiger mit unserem Info-Wagen zu dem Projekt in die Region kommen“, sagte Peter Mantik.
Unabhängig davon lädt die „Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck“ für Montag, 30. September, 19 Uhr, zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung in die Ahrensburger Stadtbücherei (Manfred-Samusch-Straße 3) ein. Die Initiative will eine Neubautrasse für die Güterzüge entlang der Autobahn 1 erreichen und die neue S 4 dafür auf der bestehenden Bahnstrecke zwischen Hamburg und Lübeck fahren lassen.