Ahrensburg. Bahn investiert 400.000 Euro in Ahrensburger Haltepunkt und probiert Konzepte aus. Kunden wollen mehr Sauberkeit und besseren Service.

Rund 400.000 Euro investiert die Deutsche Bahn in den kommenden Monaten in den Ahrensburger Bahnhof. Die Station wird eine von bundesweit 16 sogenannten Zukunftsbahnhöfen. An den Standorten probiert das Unternehmen verschiedene Konzepte aus. Was gut ankommt, kann künftig Standard werden. Doch hat das, was die Bahn jetzt in der Schlossstadt umsetzt, auch bei den Kunden höchste Priorität? Das Abendblatt hat sich am Ahrensburger Bahnhof, der täglich von rund 10.800 Reisenden und Besuchern genutzt wird, umgehört. Das Ergebnis: Vor allem bei Sauberkeit und Service wird Handlungsbedarf gesehen.

Zugang zum Selbstbedienungsshop auf Bahnsteig wird über App geregelt

2020 soll vieles besser werden, um noch mehr Pendler zu gewinnen. Bestandteil der Neuerungen ist eine digitale Restzeitanzeige auf dem Bahnhofsvorplatz. Sie informiert über die verbleibenden Minuten bis zur Abfahrt des nächsten Zuges nach Hamburg. In einem rund 30 Quadratmeter großen Selbstbedienungsgeschäft auf dem Bahnsteig können sich Pendler rund um die Uhr mit alkoholfreien Getränken, Kaffee, Backwaren, Snacks und Süßigkeiten versorgen.

So soll die digitale Restzeitanzeige auf dem Bahnhofsvorplatz aussehen.
So soll die digitale Restzeitanzeige auf dem Bahnhofsvorplatz aussehen. © Deutsche Bahn AG

Um den videoüberwachten Laden zu betreten, müssen sich Kunden in einer App registrieren. „Erfahrungen in einem vergleichbaren Shop in Zürich haben gezeigt, dass sich die Diebstahlquoten nicht erhöht haben“, sagt eine Bahnsprecherin. Außerdem können Radfahrer per App Kilometer sammeln. Für diese gibt es Punkte und damit Vergünstigungen bei ausgewählten Geschäften im Bahnhofsumfeld. Noch in diesem Jahr soll die Personenunterführung neu gestaltet und mit Graffitischutz ausgestattet werden.

„Die Verwaltung in Ahrensburg wurde einbezogen. Es gab Gespräche mit dem Bauamt“, sagt die Bahnsprecherin. Bürgermeister Michael Sarach sagt, generell sei eine Aufwertung des Bahnhofs und auch des Umfeldes begrüßenswert. Er wünsche sich, dass die Bahn dabei den Fokus auf die Bahnsteige lege. „Wenn es dort die ganze Zeit zieht, ist das für Reisende nicht so schön.“ Zudem sei das Informationsangebot an den Bahnsteigen verbesserungsbedürftig. Oberstes Ziel der Bahn müsse sowieso sein, die Verweildauer am Bahnhof so gering wie möglich zu halten, indem die Züge pünktlich fahren, so Sarach. Die Zahl der Parkplätze in Bahnhofsnähe seien „ein Problem“. Es gebe aber weiterhin den Plan, das Park-and-Ride-Parkhaus Alter Lokschuppen aufzustocken.

Bahnfahrer Wolfgang Strube legt vor allem Wert auf Sauberkeit. „Die Bahnsteige und die Halle sollten häufiger gereinigt werden, das dauert zu lange“, sagt der Ahrensburger. Oft liege Müll herum, darunter auch ausgekippte Getränkebecher und Essensreste. Er wünscht sich außerdem eine elektronische Anzeigetafel für die Ankunfts- und Abfahrtszeiten auf dem Vorplatz. „Früher gab es das zumindest für die Busse, jetzt wurde die Anzeige ganz abgebaut“, beklagt er. „Würden die Verspätungen draußen angezeigt, könnte man gleich sehen, wie sehr man sich beeilen muss, um auf dem Bahnsteig zu kommen.“

Ehepaar klagt über zu viel Müll in der Unterführung

Barbara und Wolfgang Schäfer möchten ebenfalls, dass die Station sauberer wird. „Besonders in der Unterführung zu den Bahnsteigen sammelt sich Müll“, berichten sie unisono. Auch beim Service seien Verbesserungen möglich. „Zwei Fahrkartenautomaten sind zu wenig. Außerdem sind die Menüs unübersichtlich gestaltet und schwer zu bedienen, wenn man sich nicht auskennt“, kritisiert Wolfgang Schäfer.

Antje Heuermann-Kramer möchte auch Einzelkarten am Schalter lösen können.
Antje Heuermann-Kramer möchte auch Einzelkarten am Schalter lösen können. © Filip Schwen

Gerade in den Stoßzeiten komme es zu Stau, müsse man für den Kartenkauf Wartezeit einplanen. Wolfgang Schäfer sagt: „Ich denke, es wäre sinnvoll, weitere Automaten aufzustellen.“ Barbara Schäfer hat einen weiteren Wunsch: „Der Servicepoint sollte seine Öffnungszeiten erweitern.“ Er sei nur teilweise besetzt, dabei präferierten viele Kunden eine persönliche Bedienung.

Antje Heuermann-Kramer aus Ahrensburg sieht das genauso. Sie sagt: „Ich hätte gern die Möglichkeit, auch Einzelfahrkarten am Schalter zu lösen.“ An den Automaten bildeten sich oft lange Schlangen oder die Geräte seinen kaputt. „Bisher kann man leider nur Tickets für den Fernverkehr an der Servicestelle lösen.“

Pendler bemängeln zu wenig kostenlose Parkplätze

Hannelore Schmidt ist besonders eine bessere Erreichbarkeit des Bahnhofs mit dem Auto wichtig. „Ich komme jeden Tag aus Großhansdorf, werde zum Glück derzeit von meinem Mann gefahren“, sagt die Pendlerin. Denn kostenfreie Parkplätze in Bahnhofsnähe gebe es viel zu wenig. Derzeit steht lediglich das Park-and-Ride-Parkhaus Alter Lokschuppen mit 350 Plätzen kostenfrei zur Verfügung. Es hat Parkflächen im Erdgeschoss und auf drei Decks. „Das Parkhaus ist immer voll“, sagt Hannelore Schmidt. Daher wichen viele Leute auf umliegende Wohnstraßen aus.

Bäcker und Kiosk sollen erhalten bleiben, sagen die Pendler

„Kostenfreies Internet im Bahnhof und auf dem Bahnsteig wäre super“, sagt Vincent Weichhart. „Um schnell etwas nachzuschauen, während man auf den Zug wartet“, fügt der Student aus Ahrensburg hinzu. Bisher gebe es nur in den Zügen einen WLAN-Hotspot. Wichtig sei ihm außerdem, dass Bäcker und Kiosk im Bahnhof erhalten blieben. Verlässliches WLAN am Bahnhof ist Bestandteil des neuen Bahnkonzepts. Doch warum hat das Unternehmen ausgerechnet Ahrensburg ausgesucht? „Prämisse war, sowohl große als auch kleine Stationen bundesweit zu berücksichtigen“, heißt es auf Abendblatt-Anfrage.

Auch die Stationen Berlin Bornholmer Straße, Berlin Südkreuz, Coburg, Cottbus, Freising, Hamburg Sternschanze, Halle (Saale), Haltern am See, Heilbronn, Hofheim, Münster, Offenbach Marktplatz, Renningen und Wernigerode sind „Zukunftsbahnhöfe“. Die Deutsche Bahn investiert rund 17 Millionen Euro in das Projekt.