Ahrensburg. Der Autor lobt die Entscheidung zum Tiefgaragen-Bau. Die Stadt sollte behutsam mit dem begrenzten, öffentlichen Raum der City umgehen.
Feinstaub macht Menschen krank. Lärm auch. Und doch schränken immer mehr Autos den öffentlichen Raum für Radfahrer und Fußgänger ein. Eine einfache Gleichung verdeutlicht: je mehr Autoverkehr, desto weniger Aufenthaltsqualität. Doch diese Tatsachen halten einige Politiker in Ahrensburg immer noch nicht davon ab, ihr Handeln am längst überholten Leitbild einer autogerechten Stadt aus den 1960er- und 70er-Jahren zu orientieren. Dazu zählen in der Schlossstadt Vertreter von SPD und FDP. Beide Fraktionen befürworten den Bau eines weiteren Parkhauses im Zentrum statt einer Tiefgarage.
Lebenswerte City ist wichtiger als weitere Stellflächen
Wem eine lebenswertere Innenstadt und eine vernünftige Weiterentwicklung Ahrensburgs wichtiger ist als Dauerdebatten um Stellflächen für Autos, der kann seit Mitte der Woche aufatmen: CDU, Grüne und Wählergemeinschaft WAB haben den Weg freigemacht für den Bau einer Tiefgarage unter dem Stormarnplatz. Diese Fraktionen haben verhindert, dass eine neue Episode einer verfehlten Verkehrspolitik folgt.
Gastronomie und Grünflächen wichtiger als Parkplätze
Natürlich wird auch künftig weiter den Autofahrern das Wort geredet werden. So, als gäbe es ein Naturgesetz, dass jeder jederzeit Stellflächen im kostbaren öffentlichen Raum für sich beanspruchen darf. Es wird weiter gefordert werden, neue Parkplätze zu schaffen. Es wird weiter das Lied der Kaufleute gesungen, von denen einige den Niedergang des Handels prophezeien, wenn Kunden nicht direkt vorm Laden parken können. Dabei kommt die Beratungsgesellschaft Cima in einer Erhebung zu dem Ergebnis, dass Parkplätze als Attribut für eine attraktive Innenstadt weit hinter Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, Kultur- und Freizeitangeboten, Grünflächen, Sauberkeit und Aufenthaltsqualität auf Platz sieben landen.
Schon 20.495 Fahrzeuge sind in Ahrensburg zugelassen
Fakt ist, dass uns steigende Kfz-Zulassungszahlen längst die Grenzen der Autofreiheit aufzeigen sollten. 20.495 Fahrzeuge (Stand 31. Dezember 2019) sind in der Schlossstadt zugelassen. Ausreichend Parkraum für alle kann und wird es nie geben. Es sollte endlich Schluss sein mit der Fixierung allein auf die Bedürfnisse der Autofahrer. Von denen übrigens viele inzwischen selbst die Verkehrssituation in der Stadt als eine Zumutung empfinden.
Mehrheit der Hamburger wünscht sich autofreie Innenstadt
Die Stadtverordneten tun gut daran, konsequent die Weichen für eine verkehrsberuhigte City zu stellen. Oder für eine autofreie. Wie wichtig das den Menschen ist, zeigen die Zahlen aus den Umfragen des Abendblattes und des NDR bei der Debatte um eine autofreie Hamburger City: Mehr als 60 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus.
Politik sollte klimaschonende Mobilität stärker fördern
Neue Parkplätze, ein weiteres Parkhaus gar, helfen nicht dabei, die City und endlich auch einmal den Rathausplatz schöner und lebenswerter zu gestalten. Und wenn, dann führt der einzig vernünftige Weg am Stormarnplatz unter die Erde. CDU, Grüne und WAB haben das offenbar erkannt.
Eine Politik, die nur ihre Klientel von heute im Blick hat, vernachlässigt die Bedürfnisse nachfolgender Generationen. Ahrensburg täte gut daran, eine neue, eine klimaschonende Mobilität mit Instrumenten wie Ioki, Carsharing und Moia intensiv weiterzuverfolgen. Radwege auf Vordermann zu bringen, ein dichteres Netz von Buslinien mit kleineren Fahrzeugen zu spinnen. Alle anderen Wege führen in eine Sackgasse. Hoffentlich finden SPD und FDP eine Wendemöglichkeit.