Elmenhorst. Kreis Stormarn sagt Bau im Jahr 2026 zu, nennt aber Bedingungen. Erst Mitte August war auf der Strecke ein Senior tödlich verunglückt.
Wer von Sülfeld mit dem Fahrrad in den weniger als fünf Kilometer entfernten Nachbarort Elmenhorst fahren möchte, wird feststellen: Der Fahrradweg entlang der Sülfelder Straße (K110) endet nach etwa drei Kilometern mitten im Feld. Und das nicht etwa, weil beim Bau plötzlich das Geld ausgegangen ist, der Grund ist vielmehr von verwaltungstechnischer Natur.
Denn genau hier verläuft die Grenze zwischen den Kreisen Segeberg und Stormarn. Und während ersterer bereits vor Jahren einen Fuß- und Radweg auf seinem Gebiet errichtet hat, hat Stormarn das bislang nicht für notwendig gehalten.
Nach Protesten: Radweg von Elmenhorst nach Sülfeld soll 2026 gebaut werden
Und so müssen Radfahrer die restlichen rund zwei Kilometer auf der Fahrbahn zurücklegen, gemeinsam mit den Autos, die auf der Kreisstraße Tempo 100 fahren dürfen. Auf der schmalen und von Linden gesäumten Allee zwischen den Bundesstraßen 75 und 432 sind viele Autos unterwegs, darunter auch Lastwagen, Busse und Trecker.
Für Radfahrer sei die Situation mitunter lebensgefährlich, beklagen die Kommunalpolitik und eine Bürgerinitiative in Elmenhorst bereits seit Jahrzehnten und fordern den Kreis zum Handeln auf. Seit Juni 2022 demonstrieren Bürger regelmäßig für einen Radweg, insgesamt haben sich laut Organisatoren bereits mehr als 200 Menschen beteiligt. Nun zeigt der Protest offenbar Erfolg: Stormarns Landrat Henning Görtz hat einen Bau im Jahr 2026 in Aussicht gestellt.
Gemeinde soll im kommenden Jahr die formale Planung vorlegen
„Ich habe vom Landrat schriftlich die Zusage erhalten, dass die Bauleitplanung 2025 und die Umsetzung 2026 erfolgen kann“, sagt Elmenhorsts Bürgermeister Norbert Ohl. Voraussetzung sei, dass die Gemeindevertretung im Laufe des kommenden Jahres einen Plan für den groben Trassenverlauf und eine formale Planung vorlege.
Letztere möchten die Kommunalpolitiker jetzt kurzfristig ausschreiben. „Das Ziel ist es, dass wir den Auftrag in der Sitzung der Gemeindevertretung im November an ein Planungsbüro vergeben können“, sagt Ohl. „Wir weisen seit mittlerweile 50 Jahren auf die Gefährlichkeit des Ist-Zustandes hin, insofern bin ich sehr froh, dass nun endlich etwas passiert“, so der Politiker von der Wählergemeinschaft UBE.
Mitte August kam ein 82 Jahre alter Radfahrer an der K110 ums Leben
Wie gefährlich die K110 für Fahrradfahrer sein kann, hat erst vor einer Woche ein Unfall an ebenjener Stelle gezeigt, bei dem ein 82-Jähriger starb. Der Senior war mit dem Rad auf der Straße unterwegs, als es zu dem tödlichen Zusammenstoß mit einem Mercedes kam, an dessen Steuer ein 74-Jähriger saß.
Der Fachdienst Planung und Verkehr der Kreisverwaltung bestätigt den Bautermin 2026. „Der Bau des Radweges an der Kreisstraße 110 zwischen Elmenhorst und Sülfeld ist nicht erst seit dem tragischen Tod eines Radfahrers, der von Seiten des Kreises außerordentlich bedauert wird, beabsichtigt“, heißt es. Die Notwendigkeit des Schlusses der Radwegelücke zwischen den Gemeinden sei völlig unstrittig.
Vor zehn Jahren hielt der Kreis den Radweg für nicht erforderlich
Noch vor zehn Jahren war man beim Kreis allerdings vollkommen anderer Meinung. Im 2012 beschlossenen Radverkehrskonzept wurde die Priorität des Projektes auf Empfehlung eines Planungsbüros heruntergestuft. Das Verkehrsaufkommen an der K110 sei zu niedrig, ein Radweg nicht erforderlich.
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Im aktuellen Radverkehrskonzept, das der Verkehrsausschuss des Kreistags Anfang Mai beschlossen hat, ist die Strecke hingegen als eine der priorisierten Maßnahmen aufgenommen worden. „Allerdings ist der Bau eines Radweges auf den derzeit dem Kreis zur Verfügung stehenden Grundstücken nicht möglich“, so die Kreisverwaltung. Insofern sei ein Grunderwerb von benachbarten Grundstückeigentümern notwendig.
Für den Bau müssen private Grundstücke hinzugekauft werden
„Der Beginn der konkreten Planungen und des anschließenden Baus ist im Wesentlichen abhängig von den Möglichkeiten des Grunderwerbs“, heißt es deshalb aus dem Fachdienst. Dazu stehe man in engem Kontakt mit der Gemeinde, welche in Absprache mit dem Kreis bereits erste Gespräche mit den Eignern geführt habe.
„Durch die Alleebäume auf beiden Seiten ist kein Spielraum vorhanden, einen Teil der Fahrbahn für einen Radweg abzuknapsen, weil die Straße dann zu schmal würde“, erklärt Elmenhorsts Bürgermeister Ohl. Die Trasse müsse deshalb außerhalb der Allee verlaufen und damit teilweise über privaten Grund. Etwa eine Handvoll Eigner sei betroffen.
Für den 1. September ist die nächste Fahrraddemo geplant
„Wir sind bezüglich einer Einigung optimistisch, weil es sich um Bürger unserer Gemeinde handelt, die dem Radweg positiv gegenüberstehen“, sagt Ohl. Auch wenn Elmenhorst derzeit die Verhandlungen führt, bezahlen muss die Gemeinde den Erwerb der Flächen nicht: Finanziert wird er ebenso wie Planung und Bau vom Kreis, der Baulastträger der Kreisstraße ist. Eine Kostenschätzung liegt allerdings noch nicht vor.
Die für Freitag, 1. September, geplante nächste Demonstration soll trotz der aktuellen Entwicklungen stattfinden, bekräftigt Henning Fründ, der zu den Organisatoren gehört. „Bisher klingt das alles sehr positiv. Das hätten wir vor Kurzem nicht zu hoffen gewagt“, sagt er. Doch noch handele es sich nur um eine Absichtsbekundung. „Es gilt jetzt, das Versprochene auf Arbeitsebene zwischen Kreis- und Amtsverwaltung festzuzurren“, so Fründ.
Die Fahrraddemo startet um 16 Uhr gleichzeitig in Elmenhorst am Gemeindezentrum und in Sülfeld am Wischhof. Die Teilnehmer treffen an der Kreisgrenze zusammen und fahren von dort zurück nach Elmenhorst, wo ab 16.30 Uhr eine Kundgebung vor dem Gemeindezentrum geplant ist.