Die Gemeinde fordert den Bau von Radwegen für die K 110 – der Kreis sieht keine Notwendigkeit für das Bauvorhaben
Elmenhorst. Die Sülfelder Straße ist eine schmale Straße. Rechts und links stehen Bäume, die keine Ausweichmöglichkeiten bieten. Tempo 100 ist hier erlaubt, obwohl an einer Haltestelle oft viele Kinder auf ihren Schulbus warten. Auch Beinahe-Unfälle hat es nach Angaben der Feuerwehr auf dem Teilabschnitt der Kreisstraße 110 in der Gemeinde Elmenhorst schon häufiger gegeben. Seit Jahren kämpfen Bürger für den Bau eines Radweges, weil sie sich um die Sicherheit von Schülern und Radfahrern sorgen. Der Kreis Stormarn lehnt den Bau ab, begründet dies mit einem zu geringen Verkehrsaufkommen auf der K 110.
Die Unfallzahlen belegen, dass die Sorgen der Elmenhorster berechtigt sind. Nach bisher nicht veröffentlichten Statistiken ereigneten sich im Jahr 2013 auf diesem Abschnitt der K 110 vier Unfälle, mindestens ein Mensch wurde dabei verletzt. Gemeindewehrführer Bernd Fritz ist sich jedoch sicher, dass die wirkliche Zahl weit höher ist. Er sagt: „Immer wieder entdecke ich auf der Fahrbahn abgerissene Spiegel von Autos oder Glassplitter.“ Da half es offenbar wenig, dass das Tempolimit zwischen der Gemeinde Elmenhorst und dem Sülfelder Ortsteil Petersfelde zeitweise von 100 auf 30 Kilometer pro Stunde gedrosselt wurde. Denn offenbar halten sich viele Autofahrer nicht daran. Messungen der Gemeinde haben laut Bernd Fritz ergeben, dass Autofahrer auf dieser Strecke mit durchschnittlich Tempo 45 unterwegs sind. Trauriger Rekord: Ein Temposünder raste mit einer Geschwindigkeit von 106 Kilometern pro Stunde durch die Tempo-30-Zone.
Gefährlich ist der Weg zum Bus für die Schulkinder auch deshalb, weil es an der K 110 weder einen Geh- noch einen Radweg gibt, kritisiert das sogenannte Montagsforum. Eine Gruppe von Elmenhorstern, die sich um solche Anliegen kümmert. Einige Eltern hätten ihren Kindern sogar verboten, auf diesem Weg mit dem Fahrrad zu fahren. Um den Unmut der Bürger zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Landkarte. Die K 110 verläuft durch die Kreise Stormarn und Bad Segeberg. Als aus der Land- eine Kreisstraße wurde, baute zumindest der Kreis Segeberg auf seinem Gebiet Radwege entlang der Straße. Die Mitstreiter des Montagsforums wundern sich, warum Stormarn nicht nachzieht. Weil die Zahl der Kinder aus Ortsteilen wie Bargerhorst und Papenborn, die Schulen in Bargteheide besuchen, gewachsen sei, werde die Straße und die Busverbindung häufiger von Kindern und Jugendlichen genutzt. Deshalb sei der Radweg so wichtig.
Der Elmenhorster Hans-Werner Steinfeldt ist verärgert und sagt: „Seitdem ich hier wohne, und das sind schon 65 Jahre, fordern wir Radwege. Passiert ist nichts.“ Mit dieser Kritik ist Steinfeldt nicht allein. Auch Ortswehrführer Fritz sagt: „Die Straße ist zu schmal, es gibt keinerlei Ausweichmöglichkeiten. Die Verkehrsführung ist gefährlich. Die Dunkelzimmer bei Unfällen ist hoch.“ Von der Polizei würden nur die tatsächlichen Unfälle dokumentiert, „die vielen Beinahe-Unfälle tauchen in keiner Statistik auf“. Auch der Bürgermeister der Gemeinde Elmenhorst ist verärgert. Bernd Bröcker sagt: „Die Verkehrssituation auf dieser Straße ist bedenklich, die Unfallstatistik zeigt, dass die Sülfelder Straße ein Gefahrenschwerpunkt ist.“ Beim Kreis ist man in dieser Sache offenbar völlig anderer Meinung. Vor zwei Jahren hat Stormarn die Weiterentwicklung eines Radverkehrskonzeptes in Auftrag gegeben. Die Firma urbanus hat die Situation an der K 110 in Augenschein genommen. Das Unternehmen für Verkehrsgestaltung sieht keinen Handlungsbedarf. In der Prioritätenliste der Verkehrsbehörden wurde die Straße zurückgestuft. Begründung: Zwar werde Stormarn weiter wachsen, besagt eine Prognose des Innenministeriums. Man rechne jedoch vor allem mit einem Zuzug von Menschen im Alter über 60 Jahren, während die jüngeren Jahrgänge deutlich abnähmen. Das müsse bei der Planung von Radwegen berücksichtigt werden. Und laut Radverkehrskonzept ist mit einem deutlichen Rückgang der Schülerzahlen in ländlichen Gebieten zu rechnen. Weiterführende Schulen lägen in Städten wie Ahrensburg, Bargteheide und Bad Oldesloe, seien von den Dörfern aus ohnehin schwer mit dem Rad zu erreichen. Das bedeutet zusammengefasst: Radwege sollten nicht am Bedarf vorbei gebaut werden.
Dennoch will der Kreis den Elmenhorstern bei der K 110 entgegen kommen. Lukas Kilian, Vorsitzender des Verkehrsausschusses, erklärt das sogenannte Mischkonzept. Da die Auslastung der Straße als gering einzuschätzen sei, werde ein Teil der Fahrbahn als Radweg markiert. Das sei an anderer Stelle im Kreis Stormarn bereits erfolgreich erprobt. Diese Regelung sei obendrein günstiger als der Bau neuer Radwege. Weder müssten Bürger enteignet werden, noch fielen Kosten für den Bau gesonderter Geh- oder Radwege an. Doch dieser Vorschlag stößt in der Gemeinde Elmenhorst auf wenig Gegenliebe. Die Straße sei viel zu schmal, um von der vorhandenen Fläche noch Radwege abzutrennen. Ferner sei die Straßenführung unübersichtlich, Überholmanöver seien schwierig bis gefährlich.
Bürgermeister Bernd Bröcker will die Entscheidung des Kreises nicht hinnehmen. Er sagte: „Wir werden weiter Initiative zeigen und andere Möglichkeiten in Betracht ziehen. Die Gemeinde Elmenhorst ist Mitglied im Verein „AktivRegion Alsterland“. Dieser sei berechtigt, europäische Fördermittel in Anspruch zu nehmen, um Radwege als ein gemeindeübergreifendes Projekt zu fördern, somit die Verkehrsverknüpfung zwischen den Kreisen Stormarn und Bad Segeberg zu schaffen.“