Tangstedt. „Ampel“-Parteien in Tangstedt wollen mit Denkfehler aufräumen. Auch Verkehrssicherheit und Lärmschutz spielen eine Rolle.
Ausflüge an Wochenenden, Bauernmarkt, Erdbeeren pflücken, Fine Dining in der Gutsküche, regionale Lebensmittel einkaufen: Das Gut Wulksfelde genießt in Hamburg und der Metropolregion einen hervorragenden Ruf. Nur: Der Ort, in dem der Bioland-Betrieb eigentlich seit seiner Gründung liegt, nämlich Tangstedt, profitiert zu wenig davon. Das finden zumindest die „Ampel“-Parteien, also Grüne, FDP und SPD. Und sie haben eine Idee, wie sich das ändern ließe – und wie zudem die Verkehrssicherheit verbessert werden könnte.
Ihr Vorstoß, den die Gemeindevertretung am Mittwoch, 30. August (19.30 Uhr, Rathaus), behandeln wird: Wulksfelde soll eine geschlossene Ortschaft werden. Bisher ist das nicht so – im Gegensatz zu allen anderen Ortsteilen. „Erheblich mehr Verkehrssicherheit“, das erhofft sich die Politik hiervon. „Der Wulksfelder Damm und der Wulksfelder Weg verlaufen hier in langgezogenen Kurven. Ein Ortsschild hat auf Auto- und Motorradfahrer eine größere hemmende Wirkung als eine außerörtliche Geschwindigkeitsbegrenzung“, heißt es.
Tangstedt: Ortsschild gegen Irrglaube – Gut Wulksfelde liegt nicht in Hamburg
Und die besagten Imagefaktoren spielen ebenso eine Rolle. „Bislang wird in der Presse und im Fernsehen das Gut Wulksfelde oft als in Hamburg ansässig erwähnt. Wenn in Zukunft vor dem Gut ein Tangstedter Ortsschild steht, trägt das dazu bei, dass das positive Image des Guts Wulksfelde auch auf die Kommune abstrahlt“, so der Antrag.
Folgende Straßenabschnitte könnte das umfassen: die Wulksfelder Dorfstraße von Beginn bis zur Hausnummer 51, den Wulksfelder Weg ab 100 Meter vor der Alsterbrücke bis zur Einmündung Wulksfelder Damm, und dann der Wulksfelder Damm ab 200 Meter vor der Einfahrt zum Gut Wulksfelde bis zum Wulksfelder Weg.
In Wulksfelde gibt es mehrere gefährliche Straßenabschnitte
Der Einmündungsbereich Wulksfelder Damm/Wulksfelder Weg gilt als besonders kritisch, die Kurve hat fast einen 90-Grad-Winkel, was bei Nässe tückisch werden kann. Ein Tempolimit gilt bereits: Von der Bundesstraße kommend, sind es zunächst 70 km/h, dann beginnt eine 50er-Zone bis inklusive des Bereichs beim Gut Wulksfelde, ehe dann bis zur Landesgrenze wieder 70 gefahren werden darf.
Der letzte besorgniserregende Vorfall liegt nur wenige Tage zurück. Am vergangenen Donnerstagmittag kam auf dem Wulksfelder Damm eine Frau mit ihrem Auto von der Straße ab und landete auf dem Dach in einem Graben. Sie musste von der Feuerwehr befreit werden. Und tags darauf geschah nachts ein weiterer Unfall nur wenige Meter entfernt.
Gut Wulksfelde: Positives Image des Bioland-Betriebes soll auf die Gemeinde ausstrahlen
Auf dem Wulksfelder Weg hingegen kommen mehrere Faktoren zusammen. Auch diese Straße hat eine Begrenzung auf 50 km/h, daran halten sich aber längst nicht alle. Ein markierter Mittelstreifen fehlt hier, es gibt einige Schlaglöcher, es fehlt an einem Radweg. Und für eine Sanierung hat Tangstedt nicht die finanziellen Mittel.
In Bezug auf den Bioland-Betrieb kommt hinzu: Die Gemeinde unterstützt die Erweiterungspläne auf der nördlichen Straßenseite. „Damit wird die Anzahl der Querungen des Wulksfelder Damms durch Personen, aber auch durch Nutzfahrzeuge stark zunehmen.“
Tangstedt: Politik hofft auf neue Bewertung der Verkehrssituation
Wie groß die Chancen sind, dass Wulksfelde eine geschlossene Ortschaft wird, lässt sich schwer sagen. Schon in der letzten Wahlperiode gab es einen solchen Antrag, letztlich monierte die Itzstedter Amtsverwaltung unter anderem eine nicht ausreichende Begründung. Aus Sicht von Grünen, FDP und SPD würde der zuständige Kreis Stormarn seinen Ermessensspielraum in derartigen Fragen enger auslegen als andere Verwaltungen. Jetzt ist jemand Neues zuständig, man hofft also auf eine andere Bewertung und andere Prioritäten.
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Vielleicht hilft ja auch Dirk Willhoeft, der neue Amtsdirektor in Itzstedt. Denn dieser war zuvor in Bad Oldesloe bei der Stormarner Kreisverwaltung tätig – unter anderem ausgerechnet als Leiter des Fachbereichs, der auch für Verkehrsangelegenheiten zuständig ist. Gibt es in der Gemeindevertretung eine Mehrheit, läge es an Bürgermeister Jens Kleinschmidt, Gespräche mit Amt und Kreis zu führen.
Tangstedt: „Ampel“-Parteien fordern Lärmmessungen auf den Kreisstraßen
Auch ein zweites Thema steht auf der Agenda, auch dieser Antrag kommt von Grünen, SPD und FDP. Gesucht wird nach Wegen, damit Tangstedt weniger stark von Durchgangsverkehr belastet wird – insbesondere auf den Kreisstraßen in den Ortsteilen Tangstedt und Wilstedt.
„Eine andere Gemeinde in Schleswig-Holstein hat zum Erreichen einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf deren innerörtlicher Durchgangsstraße amtliche Lärmmessungen durchführen lassen und erreichte damit eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h. Auf unseren Durchgangsstraßen verursacht der Lkw-Verkehr einen so hohen Geräuschpegel, dass es naheliegend ist, dass man auch hier auf diesem Wege Lärm und Gefahren verringert“, argumentieren die Grünen.
Daher habe man beantragt, genau diese amtlichen Lärmmessungen in Tangstedt durchzuführen. „Vielleicht würde Tangstedt durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung auch für einige Lkw-Fahrer als Durchfahrtsort so unattraktiv, dass sich der Verkehr dann insgesamt verringert.“