Reinbek/Ahrensburg. Das Wetter lässt die Ferien ins Wasser fallen. Da helfen Bücher, die die Seele wärmen. Oder Spiele. Zwölf Tipps aus den Bibliotheken.
Er fing so vielversprechend an: Die ersten Wochen des Sommers waren geprägt von Sonne und warmen Temperaturen, teilweise bis hin zu extremer Hitze und Trockenheit. Doch seit einigen Wochen zeigt das Wetter sich von einem anderen Extrem: Regen, Regen und noch mehr Regen. Das ist vor allem für diejenigen bitter, die gerade Urlaub oder Sommerferien haben und die freie Zeit nicht in einem heißen Urlaubsland verbringen, droht der Sommer doch hierzulande ins Wasser zu fallen.
Doch die gute Nachricht ist: Obgleich Sonnenbaden im Freibad oder Eis essen am Strand momentan weniger angesagt sind, gibt es immerhin auch Möglichkeiten, es sich zu Hause schön zu machen – zum Beispiel mit einem guten Buch eingekuschelt auf dem Sofa. Welche Bücher trotz Schietwetter Sommerstimmung ins Herz zaubern, verraten die Leiter der Stadtbibliotheken Reinbek und Ahrensburg, Mark Yeesune-Hlong und Thomas Patzner, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Kein Geheimtipp, aber Must-read: Ferien auf Saltkrokan von Astrid Lindgren
Kein Geheimtipp, aber auf jeden Fall ein Must-read: „Ferien auf Saltkrokan“ von Astrid Lindgren. „Das Buch wird bei uns in Reinbek immer noch wie wild ausgeliehen“, so Mark Yeesune-Hlong. Der sommerliche Abenteuer-Klassiker spielt auf der fiktiven Urlaubsinsel Saltkrokan. 1964 erschienen, ist er der umfangreichste Roman, den die Kinderbuchautorin bislang geschrieben hat.
Darin entdecken Pelle, seine große Schwester Malin und seine beiden Brüder auf einer kleinen Insel die unberührte Natur, baden im Meer, fangen Fische, sammeln Pfifferlinge und stolpern von einem Abenteuer ins nächste. Das Buch ist offiziell für Kinder ab neun Jahren geeignet. „Aber auch Erwachsene haben viel Freude damit“, so Yeesune-Hlong.
Seemann vom Seibener von Arno Frank handelt von einem Tag im Freibad
Ein weiterer „toller Sommerroman“, so der Reinbeker Büchereileiter: „Bell und Harry“ von der englischen Schriftstellerin Jane Gardam. „Man schaut zwei Männern beim Erwachsenwerden zu“, so Yeesune-Hlong. Eine Londoner Familie hat sich für den Sommer auf dem Land in Yorkshire eingemietet. Dort trifft der kleine Harry auf Bell, den Sohn der Vermieter. Sie freunden sich an, treffen sich Sommer für Sommer wieder, bleiben ihr Leben lang verbunden. „Dem Roman wohnt eine Melancholie inne, die mir sehr gefallen hat“, so Yeesune-Hlong.
Mehr Sommer geht kaum: Von einem Tag im Freibad handelt Arno Franks 2023 erschienener Roman „Seemann vom Seibener“. „Das ganze Buch spielt am letzten Sommerferientag im Freibad in irgendeinem Kaff in der Pfalz“, so Yeesune-Hlong. Es beginnt mit der Eröffnung und endet mit der Schließung. Dazwischen lernt man jene Menschen kennen, die sich am Ort des Geschehens tummeln: den Bademeister, den Kioskbesitzer, die Kassierein, das Mädchen, das für ihr Schwimmabzeichen vom Siebener springen muss, sich aber nicht traut.
Coming-of-Age-Romane: „Hard Land“ und „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“
„Die Charaktere erscheinen auf den ersten Blick recht klassisch und stereotyp, haben aber viel Tiefe“, sagt der Buchliebhaber. So ist der Kioskbetreiber eigentlich sehr wohlhabend – und die Kassiererin heimlich in den Bademeister verliebt. Yeesune-Hlong: „Das Buch ist sehr lakonisch und unaufgeregt, es geht um kleine und große Probleme – vor allem aber um Sonnencreme, Hitze, Pommes und alles, was noch zu einem Tag im Freibad dazugehört.“
In eine ähnliche Kerbe schlagen Benedikt Wells’ „Hard Land“ und Christian Hubers „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“. „Beides sind klassische Coming-of-Age-Geschichten“, so Yeesune-Hlong. In beiden begleitet der Leser heranwachsende Männer, die einen aufregenden Sommer erleben – geprägt von Liebe, Abenteuern, aber auch Schmerz, Verlust und Tod. „Beide sind tragisch, aber auch lebensbejahend“, sagt der Stadtbibliotheksleiter.
Ein Reisebericht über Land und Leute auf Mallorca
Kein Roman, sondern ein Reisebericht ist das Buch „Hotel Laguna“ des deutschen Schriftstellers und Journalisten Alexander Gorkow. „Der Autor ist 1967 zum ersten Mal mit seiner Familie nach Mallorca geflogen, als die Insel touristisch populär wurde“, so Yeesune-Hlong. In seiner Kindheit verbrachte Gorkow prägende Urlaube auf der balearischen Insel, kehrt nach 30 Jahren an den Sehnsuchtsort zurück. Der Stadtbibliotheksleiter ist Fan: „Es ist ein großartiger Reisebericht, der nicht nur super geschrieben und teilweise sehr lustig ist, sondern bei dem man nebenbei auch noch viel über Land und Leute und die Geschichte des Tourismus lernt.“
Es sind lebensbejahende, mutmachende Bücher, die Thomas Patzner, Leiter der Stadtbücherei Ahrensburg, empfiehlt. Seine ausgewählten Bücher sorgen auch bei Regenwetter für Sonne im Herzen. „Kummer aller Art“, das jüngste Buch von Erfolgsautorin Mariana Leky, erzählt Geschichten von Menschen, die sich mal besser, mal schlechter durch den Alltag manövrieren. „Es macht Spaß zu lesen, weil ein wahnsinnig positiver Grundgedanke dahinter steht“, so Patzner.
Mutmachende Geschichten über Begegnungen mit Menschen
Von Begegnungen mit Menschen handelt auch der kürzlich erschienene Roman „Dein Taxi ist da“. Autorin Priya Guns ist in Sri Lanka geboren, wuchs in Kanada auf und hat im Libanon, in Palästina, in der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten gelebt. Die Protagonistin ihres Romans verdient ihr weniges Geld als Fahrerin einer Fahrdienst-App. Sie kümmert sich um ihre Mutter, fährt ältere Damen zum Bingospielen und ist verzweifelt ob des Stapels an Rechnungen, der von Tag zu Tag größer wird. Ihre Wut auf die Welt wächst – bis eines Tages Jolene zu ihr ins Auto steigt. „In dem Roman stecken viele kleine Begegnungen voller Witz und Humor, man ist bestens amüsiert“, so Patzner.
„Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig, Patzners dritte Empfehlung, wird beworben als „wunderbare Hymne auf das Leben“. Das treffe den Kern, meint der Büchereileiter. Es geht um die Möglichkeit, Entscheidungen in der Vergangenheit zu ändern, die einen einst aus der Bahn geworfen haben. Patzner: „Alles andere muss der Leser selbst lesen, mir hat es sehr gefallen.“
Spielempfehlungen für Fans von Harry Potter und Star Wars
Für alle, denen nach einer kommunikativerer Art des Zeitvertreibs der Sinn steht, hat Thomas Patzner auch noch Spieletipps in petto. Damit kennt der Büchereileiter sich bestens aus, ist selbst ein großer Spielefreund. Mehr als 600 Brettspiele können in Ahrensburg ausgeliehen werden. Die Bücherei veranstaltet regelmäßig Spieletage, zu denen jeder kommen und neue Spiele ausprobieren kann. Der nächste ist am Sonnabend, 16. September, von 13 bis 22 Uhr.
Kurzweilig ist das frisch erschienene Spiel „Black Hole Buccaneers“. Geeignet ist das Kartenspiel für drei bis sechs Spieler ab zehn Jahren. Deren Aufgabe ist es, antike Sammlergegenstände aus der Umlaufbahn Schwarzer Löcher einzusammeln, die dort vor hunderten von Jahren als Müll der Menschheit zur Endlagerung abgeladen wurden. Patzner: „Das Spiel macht großen Spaß und wird vor allem Fans von ,Star Treck‘ und ,Star Wars‘ gefallen.“
Beide Bibliotheken sind im Sommer durchgehend geöffnet
Für Fans von Harry Potter hingegen könnte das Spiel „Potion Explosion“ etwas sein – denn es geht um eine Schule, in der Zaubertränke gebraut werden müssen. Dazu müssen die Mitspieler verschiedene Zutaten aus einem Murmelspender sammeln und unterschiedlichste Tränke mit echten Murmeln herstellen. „Das Spiel ist mal etwas anderes“, sagt Patzner. Ein Pluspunkt: Anders als viele andere Brettspiele kann es auch zu zweit gespielt werden.
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Last but not least empfiehlt der Büchereileiter eines seiner absoluten Lieblingsspiele: „Azul“ von Spieleautor Michael Kiesling. Es wurde 2018 Spiel des Jahres. In dem taktischen Legespiel beauftragt der portugiesische König Manuel I. Handwerker, die Wände seines Palasts mit schönen Mosaiken zu verzieren. Das ist die Aufgabe der Spieler. „Für Einsteiger empfehle ich den Klassiker, für Fortgeschrittene finde ich den Teil ,Gärtner der Königin’ sehr schön“, so Patzner. Darin geht es darum, Pflanzen, Bäume und Ornamente prachtvoll zu kombinieren.
Wer sich noch weiter inspirieren lassen und nach Büchern und Spielen stöbern möchte, der kommt einfach in den Büchereien vorbei. Dort ist es warm und trocken – und bei allem Frust über das schlechte Wetter kommt hier noch eine gute Nachricht: Beide Bibliotheken sind in den Sommerferien durchgehend zu den regulären Zeiten geöffnet.