Ahrensburg. Historische Fundstücke wurden 2017 bei Bauarbeiten auf dem Lindenhof entdeckt. Warum eine öffentliche Ausstellung auf Eis liegt.

Sie sollten ein Mahnmal gegen das Vergessen werden, doch dann wurden sie irgendwie selbst vergessen: die Splitterschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, die im April 2017 bei den Bauarbeiten für das heutige Wohn- und Geschäftshaus auf dem Lindenhof in Ahrensburg entdeckt wurden. Die Stadt wollte die historischen Fundstücke öffentlich zugänglich machen, doch seitdem sind sie verschwunden. Was ist aus ihnen geworden?

„Die Splitterschutzbunker sind an einem gesicherten Ort in Ahrensburg eingelagert“, sagt Rathaussprecher Fabian Dorow auf Anfrage. Demnach befinden sich die Weltkriegs-Überbleibsel auf einer Lagerfläche des Bauhofs am Stadtrand. Und das wird wohl erst mal auch so bleiben.

Ahrensburg hat keinen Plan für historische Weltkriegsbunker

Ahrensburgs Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss hatte im Juli 2017 beschlossen, ein Konzept für einen Erinnerungs- und Lernort mit den Bunkern zum Thema Krieg zu erarbeiten. Schüler ab der zehnten Klasse aus Ahrensburg sollten Form und Standort in einem Workshop gemeinsam mit Stadtarchiv, Lehrern und Ausstellungsfachleuten entwickeln. Im Raum stand ein Aufstellen der Fundstücke auf einem Schulhof, im Stadtzentrum oder direkt am Fundort auf dem Lindenhof. Doch dazu kam es nie.

„Das Projekt war an die Bewilligung einer Förderung gekoppelt“, sagt Dorow. Ahrensburg hatte einen Zuschuss in Höhe von 80 Prozent der geplanten Kosten von 45.700 Euro aus dem Bundesförderprogramm „Landkultur – kulturelle Aktivitäten und Teilhabe“ beantragt.

Antrag auf Förderung aus Bundesprogramm wurde abgelehnt

Doch der Antrag wurde abgelehnt, und seitdem liegt das Vorhaben in der Ahrensburger Verwaltung auf Eis. „Aktuell bestehen aufgrund anderweitiger Projekte im zuständigen Fachdienst keine zeitliche Kapazitäten, sich mit neuen Plänen zu diesem Thema zu befassen“, sagt Dorow.

Bei Christian Schubbert, damals wie heute Vorsitzender des Bildungs-, Kultur-, und Sportausschusses, sorgt das für Bedauern. „Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass wir dieses zeitgeschichtliche Dokument erlebbar machen sollten“, sagt der Grünen-Politiker. „Wir müssen gerade täglich erfahren, dass das Thema Krieg uns gar nicht so fern ist“, ergänzt Schubbert mit Blick auf den russischen Überfall auf die Ukraine. Zeugnisse wie die Bunker könnten dabei helfen, „nachzuvollziehen, wie es damals war“.

Die Betonzylinder boten ein bis zwei Personen Schutz

Splitterschutzbunker, auch Ein-Mann-Bunker genannt, waren während des Zweiten Weltkriegs zu Zehntausenden in zahlreichen deutschen Städten aufgestellt worden. Die zylindrischen Bauwerke waren meistens aus Stahlbeton, mit Türen und Sehschlitzen, die ein bis zwei Personen Schutz vor Splittern durch Bombenexplosionen gewähren sollten.

Einen Volltreffer konnten sie dagegen nicht überstehen. Sie dienten zum Schutz von Wachposten und als Beobachtungsstände, um Bombenangriffe und -treffer zu melden. Nach Kriegsende wurden die meisten von ihnen abgebaut. Gemeinsam mit Zeitzeugen konnte der Fundort in der Nähe des Ahrensburger Bahnhofes als originaler ehemaliger Standort der Bunker identifiziert werden.

Ausschussvorsitzender möchte die Bunker wieder zum Thema machen

Die Schuld, dass die Pläne für eine Ausstellung bis heute nicht umgesetzt wurden, sieht Schubbert aber nicht allein bei der Verwaltung. „Nachdem der Förderantrag abgelehnt wurde, haben alle Fraktionen das so hingenommen. Andere Projekte hatten dann Vorrang“, sagt er. Der Ausschussvorsitzende kündigt aber an, eine Prüfung, wie die Bunker doch noch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können, bei Gelegenheit wieder auf die Agenda setzen zu wollen.