Ahrensburg. Am Lindenhof entdeckte Objekte aus dem Zweiten Weltkrieg sollen ausgestellt werden. Schüler entscheiden über die Präsentation mit.

Noch liegen sie an einem geheimen Ort, die beiden Ein-Mann-Bunker vom Lindenhof-Gelände, die Ende März bei den Arbeiten zum Bau eines Wohn- und Geschäftshauses gefunden worden waren. Mitarbeiter des Bauhofes hatten sie, wie berichtet, auf städtisches Gelände gebracht. Den genauen Lagerort will die Stadt aus Sorge vor Vandalismus nicht nennen. Doch das soll in Zukunft anders werden. Ahrensburgs Politik und Verwaltung wollen die Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg öffentlich ausstellen. Nun beginnt die Diskussion über einen geeigneten Standort.

Bunker auf Schulhof: Wie ist Ihre Meinung?

Wohin nur mit den Ein-Mann-Bunkern vom Lindenhof? Wir möchten wissen, wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, über dieses Thema denken. Sollen die Fundstücke eines Tages auf einem der Ahrensburger Schulhöfe stehen und als Lernstück zum Thema Krieg und Gewalt dienen?

Sollen sie lieber am oder in der Nähe des Fundortes Bahnhofstraße/Hagener Allee aufgestellt werden? Oder haben Sie eine ganz andere Vorstellung davon?

Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung an die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn, Große Straße 11 bis 13 in 22926 Ahrensburg. Oder senden Sie uns eine E-Mail an die Adresse stormarn@abendblatt.de rak

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„Alle weiterführenden Schulen in Ahrensburg halten das Projekt für eine gute Idee“, sagt Petra Haebenbrock-Sommer, Fachdienstleiterin Kultur
„Alle weiterführenden Schulen in Ahrensburg halten das Projekt für eine gute Idee“, sagt Petra Haebenbrock-Sommer, Fachdienstleiterin Kultur © Thies Jonas

Die ersten Schritte zu einer Ausstellung erfolgen in diesen Tagen. Ahrensburgs Fachdienstleiterin für Jugend und Kultur, Petra Haebenbrock-Sommer, wird bis Ende Juli eine erste Projektübersicht bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung einreichen. Mit dem Ziel, Fördergeld für eine Ausstellung zu erhalten. Geplant ist, mit den Bunkern einen Erinnerungs- und Lernort zum Thema Krieg und Gewalt zu schaffen. So haben es Ahrensburgs Stadtverordnete beschlossen.

Zeitzeugen haben die Echtheit der beiden Bunker bestätigt

Das Besondere: Form und Standort der Ausstellung sollen Schüler ab den zehnten Klassen aus Ahrensburg in einem Workshop mit dem Stadtarchiv, Lehrern und Ausstellungsfachleuten erarbeiten und mitentscheiden. „Alle weiterführenden Schulen in Ahrensburg halten das Kooperationsprojekt für eine gute Idee und wollen sich daran beteiligen“, sagt Petra Haebenbrock-Sommer. Nach der Idee von Stadtarchivarin Angela Behrens soll der gefundene Ausstellungsort für die Bunker zukünftig von den Schulen in einer Patenschaft betreut werden.

Die beiden Bunker sind von Ahrensburger Zeitzeugen und dem Archäologischen Landesamt als originale Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg identifiziert worden. Ihr Fundort am Lindenhof in der Nähe des Ahrensburger Bahnhofs war auch ihr Standort im Krieg. Sie werden unter Denkmalschutz gestellt.

Was soll mit den historischen Fundstücken geschehen?

Die Ein-Mann-Bunker sind aus Stahlbeton, haben Türen und Sehschlitze. Sie sollten ein bis zwei Personen Schutz vor Splittern durch Bombenexplosionen gewähren. Luftschutzbunker dieser Art wurden zu Zehntausenden während des Zweiten Weltkrieges im Deutschen Reich aufgestellt. Sie dienten als Beobachtungsstände, um Bombenangriffe und -treffer zu melden, und zum Schutz von Wachposten, die bei Angriffen erste Lösch- und Bergungsversuche machen sollten.

Doch was soll mit den historischen Fundstücken geschehen? Wo sollen sie ausgestellt werden? An ihrem historischen Standort am Lindenhof? Anderswo in der Nähe des Bahnhofes, zu dessen Schutz sie im Krieg dienten? Oder ganz woanders, vielleicht neben dem Rathaus? Und wie sollen die Bunker präsentiert werden? Im Freien mit einer Erklärungstafel? Oder zum Schutz vor Vandalismus in geschlossenen und überwachten Räumen?

Die Fragen sollen vor allem Schüler beantworten

Diese und andere Fragen sollen vor allem Ahrensburger Schüler beantworten. Das betonen auch Mitglieder des Kulturausschusses auf die Abendblatt-Anfrage, welche Vorstellungen sie vom Umgang mit den Bunkern haben. Befragt nach seinen persönlichen Wünschen antwortet Matthias Stern (CDU): „Der beste Ausstellungsort wäre der Lindenhof. Aber das hängt von der Zustimmung des dortigen Bauherren ab. Ansonsten wäre auch ein Platz am Bahnhof gut.“ Der Stadtverordnete kann sich auch vorstellen, die Bunker an einer Schule auszustellen.

Christian Schubbert-von Hobe, Stadtverordneter der Grünen in Ahrensburg
Christian Schubbert-von Hobe, Stadtverordneter der Grünen in Ahrensburg © HA | Christian Thiesen

Den Lindenhof, das Bahnhofsumfeld oder eine Schule können sich auch Bela Randschau (SPD) und Christian Schubbert-von Hobe (Grüne) als Lern- und Erinnerungsort vorstellen. „Der Standort sollte für Schüler ermöglichen, sich praktisch mit der Geschichte hinter den Objekten zu beschäftigen“, sagt Randschau. Ähnlich äußert sich Schubbert-von Hobe: „Ich fände es gut, wenn die Bunker mit Leben gefüllt werden. Schulklassen sollten sie besichtigen und dabei von Experten etwas über ihren Hintergrund und den Krieg erfahren.“

Workshop erst im Frühling möglich

Nicht konkret festlegen will sich Kulturausschussmitglied Dustin Holzmann von der WAB: „Die Bunker sollten innenstadtnah sichtbar gemacht und so präsentiert werden, dass ihr Hintergrund erkennbar ist.“ Und Wolfgang Schäfer (FDP) sagt: „Sie sind ein mahnendes Zeitdokument des Krieges und sollten öffentlich zugänglich in der Innenstadt stehen.“

Tatsächlich wären erst die Schüler aus Ahrensburger Gymnasien und Gemeinschaftsschulen am Zug, Vorschläge über die Verwendung der Ein-Mann-Bunker zu machen. Möglich ist ihr Workshop dazu allerdings erst im Frühjahr nächsten Jahres, dann rechnet die Stadt mit dem Bescheid über das Fördergeld, das sie beantragen will. Die finanzielle Förderung ist die Voraussetzung, dass das Projekt umgesetzt wird.

Ein Großteil der Kosten soll vom Bund gezahlt werden

So hofft die Stadt, dass 80 Prozent der geplanten Kosten von 45.700 Euro durch Geld aus dem Bundesförderprogramm „Landkultur – kulturelle Aktivitäten und Teilhabe“ gedeckt werden. Davon könnte Ahrensburg profitieren, da es noch weniger als 35.000 Einwohner hat. Weitere 2000 Euro erhofft sich das Kulturamt durch Zuwendungen der Stormarner Sparkassen-Stiftungen. Der Eigenanteil der Stadt würde dann noch 7140 Euro betragen.

Wenn die Finanzierung gesichert ist, soll festgelegt werden, wie genau und mit welchen Schülern sich die interessierten Schulen am Projekt beteiligen. Stadtverordneter Christian Schubbert-von Hobe sagt: „Ich hoffe, dass der Workshop zustande kommt und bin sehr gespannt auf seine Ergebnisse.“