Ahrensburg. Objekte aus dem Zweiten Weltkrieg lagen auf Lindenhof-Gelände. Heute entscheidet der Kulturausschuss über eine Ausstellung.
Einen historischen Fund haben die Bauarbeiten auf dem Lindenhof-Gelände in Ahrensburg zu Tage gebracht. Arbeiter haben auf dem Areal in der Nähe des Bahnhofs zwischen Woldenhorn, Wilhelmstraße und Bahnhofstraße zwei Ein-Mann-Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Nachdem Zeitzeugen und Fachleute deren Echtheit bestätigt haben, soll mit den Luftschutzbunkern ein Ausstellungsprojekt geschaffen werden. Darüber entscheidet heute Abend der Ahrensburger Kulturausschuss.
Ein Bürger informierte die Stadt über die Fundstücke
Es war Ende März dieses Jahres, als Arbeiter bei den Tiefbauarbeiten auf der Lindenhof-Baustelle auf die beiden Objekte stießen, sie ausgruben und an der Baustelle lagerten. Weiter geschah zunächst nichts. Bis am Sonntag, 2. April, der Ahrensburger Maik Neubacher an der Bahnhofstraße entlangging und die Bunker auf dem Bauplatz liegen sah. „Die Objekte kamen mir bekannt vor. Ich habe mich an alte Aufnahmen von solchen Bunkern erinnert“, sagt Neubacher auf Nachfrage des Abendblattes.
Der 43 Jahre alte Elektroniker und Vorsitzende des Ahrensburger CDU-Stadtverbandes ist historisch interessiert. Er hatte Bilder von Luftschutzbunkern gesehen, als er vor drei Jahren ein Buch über den Zweiten Weltkrieg geschrieben hatte. „Ich dachte mir, dass es vielleicht interessant wäre, die Fundstücke zu untersuchen und zu erhalten“, sagt Maik Neubacher. So informierte er Ahrensburgs Stadtarchivarin Angela Behrens über die Stücke.
Die Bunker werden unter Denkmalschutz gestellt
Diese untersuchte mit Fachleuten des Archäologischen Landesamtes die Funde. Dabei wurden auch Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges in Ahrensburg zu Rate gezogen. So wurde die Echtheit der Bunker bestätigt. Und auch, dass der Fundort in der Nähe des Bahnhofes ihr originaler ehemalige Standort im Krieg war. „Das Landesamt ist nun dabei, die Objekte in die Denkmalliste einzutragen“, sagt Stadtarchivarin Behrens. Laut dem Amt handelt es sich um archäologische Kulturdenkmale, deren Erhalt im besonderen öffentlichen Interesse liegt.
Ein-Mann-Bunker wie die nun am Lindenhof entdeckten waren zylindrische und runde Bauwerke meistens aus Stahlbeton, mit Türen und Sehschlitzen, die ein bis zwei Personen Schutz vor Splittern durch Bombenexplosionen gewähren sollten. Einen Volltreffer konnten sie dagegen nicht überstehen. Die Luftschutzbunker wurden zu Zehntausenden während des Zweiten Weltkrieges im Deutschen Reich aufgestellt. Sie dienten zum Schutz von Wachposten und als Beobachtungsstände, um Bombenangriffe und -treffer zu melden.
Stadt hält Lagerort geheim – aus Angst vor Vandalismus
Die beiden Bunker vom Lindenhof wurden inzwischen auf städtisches Gelände gebracht. Den genauen Lagerort will die Stadt nicht nennen – aus Sorge vor Schäden durch Vandalismus. „Ich bin sehr überrascht über diese Funde“, sagt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach. „Es ist mein Wunsch, dass so etwas Außergewöhnliches bewahrt wird. Was mit den Bunkern geschehen soll, darüber werden wir uns in Ruhe Gedanken machen.“
Ein Vorschlag von Stadtarchivarin Behrens liegt bereits dem Kulturausschuss vor. Sie will mit den Bunkern einen Erinnerungsort zum Weltkrieg schaffen. Die Form und den Standort sollen Schüler ab den zehnten Klassen aus Ahrensburg mit ihr und Ausstellungsfachleuten erarbeiten. „Der Erinnerungsort könnte von den Schülern dann mit einer Patenschaft betreut werden“, sagt Angela Behrens. Finanziert werden soll das Projekt größtenteils durch ein Förderprogramm des Bundes.
Zeitzeugen, die über Bunker und Luftschutz im Zweiten Weltkrieg berichten können, bittet Ahrensburgs Stadtarchivarin Angela Behrens, sich bei ihr zu melden. Sie ist erreichbar unter Telefon 04102/771 40 und per E-Mail an angela.behrens@ahrensburg.de