Großhansdorf. Fahrrad soll attraktiver werden. Gemeinde lässt Konzept erstellen. Verkehrsplaner präsentieren Maßnahmen. Was sich ändern soll.
Mehr Fahrradstraßen, mehr Kreisverkehre, mehr Radfahrer auf der Fahrbahn – das sind die wesentlichen Bausteine, die Experten vorschlagen, um den Radverkehr in Großhansdorf attraktiver zu machen. Diese und weitere Ideen haben die Verwaltung und die Planer der beiden Büros Urbanus aus Lübeck und PGV Dargel Hildebrandt aus Hannover jetzt vorgestellt.
Die Büros erarbeiten zurzeit ein Radverkehrskonzept für die Waldgemeinde. Dafür haben Großhansdorfs Kommunalpolitiker 40.000 Euro bereitgestellt. Die Verkehrsexperten haben sich in den Monaten nicht nur vor Ort ein Bild gemacht, sondern auch Hinweise und Anregungen von Bürgern in ihre Empfehlungen einfließen lassen.
Radverkehr in Großhansdorf: Verkehrsplaner stellen Maßnahmen vor
Bei einer Online-Umfrage im vergangenen Herbst reichten mehr als 200 Großhansdorfer 349 Ideen ein. Ende November folgte ein Bürgerforum mit Workshops, dann eine Jugendwerkstatt mit Einbindung der Schulen und nun in der vergangenen Woche ein zweites Bürgerforum.
„Es gab einige Anregungen, die wir gern aufnehmen, die Resonanz war insgesamt sehr positiv“, sagt Verkehrsplaner Stefan Luft vom Büro Urbanus. Ein Kernpunkt des Konzeptes: Radfahrer sollen künftig bevorzugt auf der Straße fahren anstatt auf dem Bürgersteig. Klassische Fahrradwege neben der Fahrbahn soll es vor allem außerorts geben, zur Anbindung an die Nachbargemeinden Ahrensburg, Hoisdorf und Siek.
Radwege nach Ahrensburg, Siek und Hoisdorf sollen ausgebaut werden
Letztere sollen nach dem Standard einer Radvorrangroute ausgebaut werden. Eine solche hat eine Mindestbreite von 2,50 Meter, ist auch außerorts durchgehend beleuchtet, asphaltiert und wird vom Fußgängerverkehr getrennt geführt.
In Großhansdorf ist ein Ausbau entlang der Sieker Landstraße und der Hansdorfer Landstraße in Richtung Ahrensburg, der Straße An der Eilshorst als Verbindung zum Ostring und der Hoisdorfer Landstraße in Richtung Hoisdorf vorgesehen. Vor allem der Zustand des Radwegs an letzterer wurde von Bürgern bei der Online-Umfrage und beim ersten Bürgerforum moniert.
Querung des Verlängerten Ostrings soll vereinfacht werden
Außerdem wird eine Verbesserung des Fahrradweges auf dem Abschnitt entlang der Sieker Landstraße zwischen Grenzeck und Verlängertem Ostring über die Autobahnbrücke empfohlen. Auf der südlichen Seite des Verlängerten Ostrings, gegenüber der Einmündung der Sieker Landstraße, sollte laut Experten ein Radweg als Verbindung zur Hauptstraße in Siek neu gebaut werden.
„Die Einmündung in ihrem derzeitigen Zustand ist für Fahrradfahrer problematisch, weil sie die Straße zweimal queren müssen“, erklärt Luft. Durch den Umbau wäre künftig nur noch eine Querung des vielbefahrenen Verkehrsknotens direkt an der Autobahnanschlussstelle notwendig, der für Kinder aus Siek Teil des täglichen Schulwegs ist.
Experten empfehlen Großhansdorf Ausweisung von Fahrradstraßen
Nach Ansicht der Planer sollte Großhansdorf innerorts als wichtiges Element auf Fahrradstraßen setzen. Die Umwandlung gleich mehrerer Straßenzüge wird empfohlen, wobei die Experten vor allem die Schulwege in den Blick nehmen.
Als Nord-Süd-Verbindung im Ortsteil Schmalenbeck, in dem das Schulzentrum liegt, könnten demnach die Straßen Barkholt, Kortenkamp und Himmelshorst zu Fahrradstraßen werden. In West-Ost-Richtung böten sich Neuer Achterkamp, Heidkoppel, Alter Achterkamp und Bartelskamp als Route zwischen U-Bahnhof Schmalenbeck und Schulzentrum an. Über die Babenkoppel könnten Nord-Süd- und Ost-West-Achse miteinander verbunden werden. Beim zweiten Bürgerforum hätten einige der Anwesenden zudem angeregt, eine Fahrradstraße auf der Straße Bei den Rauhen Bergen zu prüfen, so Luft.
Mehrere Bereiche müssen umfassend überplant werden
Im Ortsteil Großhansdorf sieht das Konzept lediglich eine neue Fahrradstraße vor: Die Straße Up de Worth als Verbindung zwischen dem Zentrum mit dem Eilbergweg und den Wohnquartieren nördlich davon. „Um diesen Punkt hat es durchaus Diskussionen und auch Ablehnung gegeben“, sagt Luft. Die Experten seien aber überzeugt, dass die Straße Up de Worth aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens besser als Fahrradstraße geeignet sei als die Parallelstraßen Wöhrendamm und Schaapkamp.
Den Eilbergweg zwischen Wöhrendamm und Schaapkamp sehen die Experten als einen von vier Bereichen, die einer größeren verkehrlichen Überplanung bedürfen. Beim ersten Bürgerforum hatten mehrere Teilnehmer kritisiert, dass es durch Parkplätze am Straßenrand, Blumenkübel und Fußgänger kaum Platz für Radfahrer an der Einkaufsstraße gibt. Durch die unübersichtliche Verkehrsführung entstünden immer wieder gefährliche Situationen.
Barkholt könnte teilweise zur Einbahnstraße werden
Das sieht auch Luft so. „Hier kommen wir mit Einzelmaßnahmen nicht weiter, sondern brauchen eine umfassendere Neuordnung des Verkehrsraumes“, sagt der Experte. Vergleichbar sei die Situation auch am Ahrensfelder Weg vor dem U-Bahnhof Schmalenbeck und am Barkholt in Höhe des Rathauses und der U-Bahnstation Kiekut.
Letzterer sei vor allem aufgrund der vielen am Straßenrand parkenden Autos eine Gefahrenstelle für Radfahrer. „Unser Vorschlag ist deshalb nicht nur die Einrichtung einer Fahrradstraße, es ist auch sinnvoll, über eine Einbahnstraßenregelung für Autos mindestens für den Abschnitt zwischen U-Bahnhof und Kortenkamp nachzudenken“, so Luft. Dadurch könne Begegnungsverkehr in der engen Straße vermieden werden.
Großhansdorf sollte laut Planern auf mehr Kreisverkehre setzen
Auch der Abschnitt der Sieker Landstraße in Höhe des Schulzentrums sollte laut Luft umfassender umgestaltet werden. Die Planer schlagen den Bau eines Kreisverkehrs an der Kreuzung mit dem Papenwisch und einen Mini-Kreisel an der Kreuzung der Sieker Landstraße mit Barkholt/Babenkoppel vor. Dadurch werde der Bereich vor dem Schulzentrum von beiden Seiten eingefriedet und der Durchgangsverkehr ausgebremst.
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Überhaupt sollte Großhansdorf laut den Planern auf mehr Kreisverkehre setzen. Auch an der Einmündung des Ahrensfelder Wegs in die Sieker Landstraße am U-Bahnhof Schmalenbeck, an der Kreuzung Babenkoppel/Heidkoppel/Alter Achterkamp und der Kreuzung Himmelshorst/Wöhrendamm schlagen sie den Bau von Mini-Kreiseln vor. Diese unterscheiden sich von herkömmlichen Kreisverkehren durch einen kleineren Durchmesser und eine gepflasterte, überfahrbare Mittelinsel. Die Kosten liegen laut Luft bei etwa 500.000 Euro.
Kreisel machen Linksabbiegen für Fahrradfahrer sicherer
„Kreisverkehre tragen zur Verkehrsberuhigung bei, weil sie per se dazu führen, das Autofahrer die Geschwindigkeit verringern müssen“, sagt Luft. Für Radfahrer hätten sie zusätzlich den Vorteil, dass sie das Linksabbiegen sicherer machten. „An Knoten ist das Linksabbiegen eine der Hauptursachen für Unfälle mit Fahrradfahrern“, so der Experte.
Darüber hinaus haben die Planer weitere Konfliktpunkte identifiziert. Es handelt sich vor allem um Einmündungen und Straßenquerungen, die fußgänger- und fahrradfahrerfreundlicher gestaltet werden könnten, etwa die Einmündung der Hansdorfer in die Sieker Landstraße. „Denkbar sind der Bau von Mittelinseln oder das Verlegen eines besonderen Pflasters, um die Aufmerksamkeit der Autofahrer zu erhöhen“, sagt Luft. Ampeln sollten der letzte Ausweg bleiben, weil diese den Verkehrsfluss behinderten.
Am Schulzentrum fehlen hochwertige Abstellanlagen für Räder
Zu guter Letzt sollten die Abstellanlagen für Fahrräder in der Gemeinde weiter ausgebaut werden. Die an den drei U-Bahnstationen errichteten Unterstände mit Doppelparkern lobt Luft als „vorbildlich“, sieht aber noch Verbesserungspotenzial. Zudem fehlten qualitativ hochwertige Abstellanlagen am Schulzentrum.
Mit den Anregungen aus dem zweiten Bürgerforum soll das Radverkehrskonzept in den kommenden Wochen ergänzt und anschließend der Verwaltung vorgelegt werden. Im Herbst könnten Großhansdorfs Gemeindevertreter das Papier beschließen.
Im kommenden Jahr stehen 70.000 Euro für Sofortmaßnahmen bereit
Damit ist aber nicht automatisch eine Umsetzung aller enthaltenen Maßnahmen verbunden. Diese müssten einzeln noch einmal von den Politikern auf den Weg gebracht werden. Großhansdorfs Bürgermeister hat bereits angekündigt, sich zunächst auf schnell umsetzbare Quick-Wins zu konzentrieren, die ohne viel Aufwand Verbesserungen bringen. Dazu zählt unter anderem die Ausweisung von Fahrradstraßen, die kaum Umbauten erfordert. Laut Voß stehen bereits im kommenden Jahr 70.000 Euro für kurzfristige Maßnahmen bereit.