Großhansdorf. Waldgemeinde erstellt bis Anfang 2023 ein Radverkehrskonzept. So können Interessierte Anregungen und Kritik einbringen.

Einiges hat Großhansdorf in den vergangenen Jahren bereits getan, um das Radfahren in der Waldgemeinde attraktiver zu gestalten: An allen drei U-Bahnhöfen gibt es überdachte Bike-and-ride-Anlagen, der Ihlendieksweg zwischen den Ortsteilen Großhansdorf und Schmalenbeck wird gemäß Beschluss aus dem August für Autos gesperrt, um ihn Fahrradfahrern vorzuhalten, seit Sommer 2021 gehört die Gemeinde dem kommunalen Netzwerk Rad.SH an.

Um derartige Maßnahmen in Zukunft besser zu koordinieren, Gefahrenstellen und Verbesserungspotenziale zu erkennen, plant die Waldgemeinde jetzt den großen Wurf: Großhansdorf möchte sich erstmals ein Radverkehrskonzept geben. Dazu hofft Bürgermeister Janhinnerk Voß auch auf die Hinweise und Ideen der Bürger. Den Auftakt gab es am Donnerstagabend bei der diesjährigen Einwohnerversammlung im Waldreitersaal.

Großhansdorf fragt Bürger nach ihrer Meinung zu den Radwegen im Ort

Bei der Veranstaltung stellte Diplom-Ingenieur Stefan Luft das weitere Vorgehen vor. „Großhansdorf hat bei der Weiterentwicklung des Radverkehrsnetzes durch die geringen Entfernungen im Ort, die attraktiven Naherholungsgebiete, die gute Anbindung an den ÖPNV und die Nähe zum Mittelzentrum Ahrensburg viel Potenzial“, sagte der Verkehrsplaner vom Lübecker Büro Urbanus.

Dieses hatten Großhansdorfs Gemeindevertreter gemeinsam mit dem Büro PGV Dargel Hildebrandt mit Sitz in Hannover mit der Erstellung des Konzeptes beauftragt. Beide Unternehmen haben gemeinsam bereits die 2020 beschlossene Radstrategie des Landes Schleswig-Holstein entwickelt und erstellen zurzeit die Überarbeitung des Fahrradkonzeptes für den Kreis Stormarn. 40.000 Euro haben Großhansdorfs Politiker für das Konzept zur Verfügung gestellt.

Verkehrsexperte erkennt Gefahrstelle an Einmündung in Hansdorfer Landstraße

„Sie haben den großen Vorteil, dass Sie nur eine klassifizierte Straße im Gemeindegebiet haben“, sagte Luft. Darunter verstehen die Experten Verkehrswege, die in der Trägerschaft des Bundes, Landes oder Kreises sind. In Großhansdorf ist das nur bei der L 91 (Hansdorfer Landstraße/Eilbergweg/Hoisdorfer Landstraße) von Ahrensburg nach Hoisdorf der Fall. „Sie haben deshalb bei der Planung weitgehend freie Hand“, so Luft.

In den vergangenen Wochen haben sich die Planer bereits einen ersten Eindruck verschafft und neuralgische Punkte ausgemacht. Einige dürften Großhansdorfern bekannt sein, etwa die Einmündung der Straße An der Eilshorst in die Hansdorfer Landstraße. „Hier wird sehr schnell gefahren, viele Autofahrer schneiden beim Abbiegen die Kurve“, sagte Luft. Radfahrer würden leicht übersehen.

Die Bike-and-Ride-Anlagen an den U-Bahnhöfen loben die Planer als vorbildlich

Verbesserungspotenzial sieht der Experte auch am Eilbergweg. „Die Fahrbahn ist sehr breit, Fuß- und Radwege sehr schmal“, urteilt Luft. Hier werde sichtbar, dass Großhansdorfs Haupteinkaufsstraße vor allem für Autos gestaltet worden sei. Besonders der Kreisverkehr am U-Bahnhof Großhansdorf berge für Radfahrer zudem ob der Unübersichtlichkeit Gefahrenpotenzial.

Als „vorbildlich“ lobte der Verkehrsplaner hingegen die Park-and-ride-Anlagen an den U-Bahnhöfen. In den kommenden Wochen wollen sich die Experten einen detaillierteren Überblick verschaffen. Dabei wird eine Projektgruppe mit eingebunden, der Verwaltungsmitarbeiter, Polizei und Experten, etwa der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), angehören. Geplant sind zudem mehrere Ortsbefahrungen.

Für den 17. November ist ein Bürgerforum im Waldreitersaal geplant

Daneben komme den Bürgern als Hauptnutzern eine wichtige Rolle zu, so Luft. Seit Freitag können Großhansdorfer bei einer Online-Befragung Hinweise, Anregungen und Kritik äußern. „Die Umfrage ist auf der Internetseite der Gemeinde zu finden“, sagte Luft. Dort können Bürger ihre Beiträge auf einer Karte markieren. „Außerdem werden einige statistische Daten abgefragt, etwa das Alter und ob die Person ein Fahrrad besitzt“, erklärte er. Vier Wochen, bis zum 23. Oktober, ist die Befragung freigeschaltet.

Außerdem soll es zwei Bürgerforen geben. Das erste ist für den 17. November im Waldreitersaal geplant. Dort wollen die Planer die Ergebnisse der Online-Umfrage vorstellen und eine Einschätzung zur Bestandssituation des Radwegenetzes in Großhansdorf abgeben. Anschließend sollen Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen gebildet werden. „Am Ende werden wir Ihnen ein Konzept mit konkreten Handlungsempfehlungen und Prioritäten an die Hand geben“, versprach Luft.

Laut Bürgermeister werden nicht alle Maßnahmen sofort umsetzbar sein

Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß sieht in dem Radverkehrskonzept einen wichtigen Baustein, um die Gemeinde für die Zukunft aufzustellen. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon einmal so viel Geld für ein Gutachten in die Hand genommen haben“, sagt er und spricht von einem „wichtigen Signal“. Ab Montag wirbt die Verwaltung mit Plakaten im Ort für die Online-Befragung. „Durch das Scannen des QR-Codes mit dem Smartphone gelangt man direkt zu der Umfrage“, sagte Voß.

Der Verwaltungschef gestand aber auch: „Wenn das Konzept voraussichtlich im ersten Quartal 2023 vorliegt, wird nicht jede empfohlene Maßnahme gleich umsetzbar sein.“ Voß: „Wir werden uns mutmaßlich zunächst auf Maßnahmen konzentrieren, welche die Sicherheit erhöhen.“ Ähnlich sieht das Bürgervorsteher Mathias Schwenck (CDU). Er sagt: „Das Wichtigste ist, dass wir bald ein Gesamtkonzept haben und nicht immer wieder einzelne Projekte beschließen, die sich teilweise gegenseitig im Weg stehen.“

Online-Befragung unter www.grosshansdorf.de/radverkehrskonzept