Großhansdorf. Waldgemeinde erstellt zurzeit ein Radverkehrskonzept und fragte Bürger nach ihrer Meinung. Das sind die Kritikpunkte und Wünsche.

Wie gut sind Großhansdorfs Radwege? Wo gibt es Problem- und Gefahrenstellen? Und wie lassen sich diese beseitigen? Kritik und Verbesserungsvorschläge konnten Interessierte jetzt bei einem Bürgerforum äußern. Rund 25 Großhansdorfer kamen in den Waldreitersaal, um sich an der künftigen Gestaltung des Radwegenetzes in der Waldgemeinde zu beteiligen. Die Veranstaltung war Teil des Prozesses zur Erstellung eines Radverkehrskonzeptes für Großhansdorf, das im ersten Quartal 2023 vorliegen soll.

Zu Beginn stellte Verkehrsplaner Edzard Hildebrandt vom Büro PGV Dargel Hildebrandt aus Hannover die Ergebnisse der Online-Bürgerbefragung vor. Vier Wochen lang konnten Großhansdorfer von Ende September bis zum 23. Oktober auf der Internetseite der Gemeinde Anregungen geben. „Insgesamt wurden 349 Ideen eingereicht,“, sagte Hildebrandt. Mehr als 200 Großhansdorfer hätten sich an der Umfrage beteiligt.

Großhansdorfer diskutieren bei Bürgerforum über Fahrradwege

„Für eine Gemeindegröße von knapp unter 10.000 Einwohnern ist das ein sehr gutes Ergebnis, welches zeigt, dass viele Menschen im Ort Interesse daran haben, häufiger das Fahrrad zu nutzen“, so der Verkehrsplaner. Nicht ganz zufriedenstellend ist aus Sicht des Verkehrsplaners die Altersverteilung der Umfrageteilnehmer. Demnach beteiligten sich vor allem ältere Menschen. 68 Prozent gaben an, älter als 50 Jahre zu sein. Demgegenüber stehen nur fünf Prozent aus der Altersgruppe unter 29 Jahren.

Von den Befragten gaben 33 Prozent an, das Fahrrad sei das von ihnen bevorzugte Verkehrsmittel. 31 Prozent nutzen das Rad in Kombination mit anderen Verkehrsmitteln. Doch auch Autofahrer (sieben Prozent) und Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel (26 Prozent) beteiligten sich an der Befragung. „Als Handlungsschwerpunkte mit hoher Priorität wurden breitere und besser ausgebaute Radwege und bessere Beläge auf vorhandenen Wegen genannt“, sagte Hildebrandt. Danach folgten ein sichereres und komfortabler gestaltetes Fahren auf der Fahrbahn, eine konsequente Trennung von Fuß- und Radwegen und bessere Querungsmöglichkeiten.

Experte bemängelt Dominanz des Pkw-Verkehrs in Nebenstraßen

Handlungsbedarf bestehe aus Sicht der Befragten vor allem an den Hauptverkehrsachsen. 70 Beiträge befassten sich mit der Sieker Landstraße, 50 mit Hansdorfer Landstraße/Eilbergweg (L 91), 39 mit Papenwisch/Wöhrendamm. „Inhaltlich ging es bei den meisten Beiträgen um Konfliktpunkte zwischen Fahrrad- und Autofahrern“, sagte Hildebrandt. 23 Prozent der Anmerkungen hätten solche zum Thema, gefolgt von fehlenden Wegeverbindungen und Mängeln im bestehenden Radwegenetz (beide 13 Prozent) sowie schlechten oder fehlenden Überquerungsmöglichkeiten (elf Prozent).

Dann ging Hildebrandt auf die Bestandsanalyse des Wegenetzes aus Expertensicht ein, die PGV in den vergangenen Wochen gemeinsam mit dem Lübecker Büro Urbanus vorgenommen hat. Diese fiel in Teilen ernüchternd aus. „Insgesamt ist eine Dominanz des Pkw-Verkehrs festzustellen, auch in Nebenstraßen“, sagte Hildebrandt. Bei den Radwegen gebe es einen verbreiteten Sanierungsbedarf.

Unübersichtliche Führungswechsel, Baumwurzeln und fehlende Beschilderung

„Das, was ich gesehen habe, war an vielen Stellen problematisch“, sagte der Verkehrsplaner und verwies etwa auf die Wellen im Belag durch die Baumwurzeln am Papenwisch. Hinzu kämen vielerorts fehlende oder unübersichtliche Führungswechsel und Querungen, eine wenig fahrradfreundliche Gestaltung der Verkehrsknoten und eine nicht vorhandene Beschilderung der Radwege mit Wegweisern. Als vorbildlich lobte der Experte hingegen die Bike-and-Ride-Anlagen, die es seit Dezember 2020 an allen drei Großhansdorfer U-Bahnhöfen und am Rathaus gibt.

Im Anschluss an den Vortrag konnten sich die anwesenden Bürger in drei Themengruppen zu den Komplexen Wegenetz, Verkehrsführung und Kreuzungen sowie Öffentlichkeitsarbeit zusammenfinden. „Wir möchten von Ihnen wissen, welche Verbindungen Ihnen wichtig sind, wo es gravierende Mängel gibt, wo sich möglicherweise durch kleinere Maßnahmen eine Verbesserung erzielen lässt“, sagte Stefan Luft vom Büro Urbanus.

Blumenkübel am Eilbergweg sollen weg, Hecken an Sieker Landstraße stören Sicht

Rund eine Stunde wurde an den Thementischen intensiv diskutiert. Auf Karten der Gemeinde wurden Wegeverbindungen eingezeichnet, Anmerkungen auf Post-its notiert. Vieles von dem, was Gegenstand der Debatten war, dürfte für Großhansdorfer nicht überraschend sein. Es ging etwa um den Eilbergweg, an dem sich Radfahrer und Fußgänger im Bereich der Geschäfte bislang miteinander arrangieren müssen. Der Vorschlag mehrerer Teilnehmer: Die Blumenkübel sollen weg, um dort Platz für einen breiten Radweg zu schaffen.

Ein Gefahrenpunkt sei die Kreuzung Sieker Landstraße/Hansdorfer Landstraße, die schlecht einsehbar sei. Kritik gab es auch an den bereits von den Verkehrsplanern beanstandeten Baumwurzeln. An der Sieker Landstraße führten zudem die Hecken zwischen Fahrbahn und Bürgersteig dazu, dass Autofahrer beim Ausparken aus Grundstückseinfahrten Radfahrer übersähen.

Großhansdorfer wünschen sich bessere Verbindung ins Ahrensburger Gewerbegebiet

Gefordert wurden eine bessere Verbindung in das Ahrensburger Gewerbegebiet im Norden, im Idealfall über den Beimoorweg und Feldwege, sowie ein Ausbau des Fahrradwegs nach Hoisdorf. Ebenfalls auf der Wunschliste: mehr Fahrradstraßen, ein Radweg über das ehemalige Gelände der Reha-Stätte, auf dem in Zukunft Wohnungen entstehen sollen und bessere Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und Radfahrer an der Auffahrt zur Autobahn 1.

Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß zeigte sich am Ende des Bürgerforums mit den Ergebnissen zufrieden. „Manches war für uns als Verwaltung nicht ganz neu, aber einige Wünsche waren doch nicht mehr so präsent“, sagte er. Der Verwaltungschef kündigte an, dass bereits im kommenden Jahr 70.000 Euro für kurzfristige Maßnahmen bereitstünden.

Für Anfang 2023 ist ein zweites Bürgerforum zur Umsetzung der Ideen geplant

Anfang 2023 soll es laut Voß ein zweites Bürgerforum geben, bei dem es dann vor allem um Vorschläge zur Umsetzung der gewünschten Maßnahmen gehen werde. Bis dahin wollen die Planungsbüros Empfehlungen vorlegen und eine Priorisierung vornehmen. Ende des ersten Quartals soll das Radverkehrskonzept vollständig vorliegen. Insgesamt haben Großhansdorfs Gemeindevertreter dafür 40.000 Euro zur Verfügung gestellt.