Ammersbek. Gewässer an der Grenze zu Ammersbek soll zum Teil trockengelegt werden. So verteidigt das Bezirksamt Wandsbek die Pläne.

Die Hamburger Pläne für die Umgestaltung des Lottbeker Teichs haben in Ammersbek für heftige Kritik gesorgt. Diese sehen vor, dass ein Teil des Gewässers trockengelegt wird. Lediglich eine kleinere Fläche soll als Stauteich erhalten bleiben. Nun hat das für die Planungen verantwortliche Bezirksamt Wandsbek reagiert und das Vorhaben gegen Kritik verteidigt.

Die Maßnahmen seien notwendig, um die Hochwasserrückhaltung an der Lottbek zu verbessern, sagt Bezirksamtssprecherin Claudia Petschallies. „Vorrangiges Ziel ist die Verbesserung des Hochwasserschutzes durch eine Erneuerung des Ablaufbauwerks und eine Entschlammung des Lottbeker Teichs“, erklärt sie. Zusätzlich solle der EG-Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union entsprechend die ökologische Durchgängigkeit des Gewässers wiederhergestellt werden.

Lottbeker Teich: Trockenlegung soll Hamburger Siedlung schützen

Der Lottbeker Teich entstand in den 1950er-Jahren durch die Aufstauung der Lottbek. Das Gewässer liegt auf der Landesgrenze zwischen der Gemeinde Ammersbek und dem Hamburger Stadtteil Volksdorf und wird von Spaziergängern und Radfahrern als Naherholungsgebiet geschätzt. Der überwiegende Teil gehört zur Hansestadt, weshalb der Bezirk Wandsbek für die Sanierung zuständig ist.

Schon seit 2014 gibt es Pläne, den Teich zu entschlammen. In den Sommermonaten fällt er ebenso wie die restliche Lottbek wegen des geringen Wasserpegels seit Jahren regelmäßig trocken. Der Mönch am Nordende des Stauteichs, der den Ablauf steuert, ist nur noch eingeschränkt funktionsfähig und muss saniert werden. Das Vorhaben hatte sich immer wieder verzögert.

Grüne und Nabu befürchten negative Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen

Durch eine Anfrage des Volksdorfer Bürgerschaftsabgeordneten Thilo Kleibauer (CDU) an den Senat ist jetzt bekannt geworden, dass inzwischen konkrete Pläne vorliegen. Demnach soll bereits im Herbst die Entschlammung beginnen. Im Anschluss könnte der Umbau des Ablaufbauwerks erfolgen. Vorgesehen ist es demnach, nur einen Teil des Teichs zu erhalten und die Lottbek im restlichen Bereich wieder als Bachlauf fließen zu lassen. Für das Projekt sind rund 1,6 Millionen Euro eingeplant.

Die Grünen-Gemeindevertreterinnen Angelika Schmidt (l.) und Petra Ludwig-Sidow stehen am Lottbeker Stauteich. Sie kritisieren die Hamburger Umbaupläne.
Die Grünen-Gemeindevertreterinnen Angelika Schmidt (l.) und Petra Ludwig-Sidow stehen am Lottbeker Stauteich. Sie kritisieren die Hamburger Umbaupläne. © HA | Filip Schwen

Grüne und Nabu beklagen, die Gemeinde Ammersbek sei nicht ausreichend in die Planungen einbezogen worden. Sie betonen die Bedeutung des Teichs als Naherholungsgebiet, befürchten zudem negative Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen. Der Lottbeker Teich sei die Heimat einer bedeutenden Erdkrötenpopulation, betont der Nabu-Gewässerexperte Thomas Behrends, der in Ammersbek lebt.

Bezirksamt möchte nicht von einem Rückbau des Stauteich sprechen

„Es handelt sich um das wertvollste Laichgebiet in der Region, insbesondere, weil wir auch im weiteren Umkreis keinen Autoverkehr haben“, so der Naturschützer. Zudem warnt er vor einer Absenkung des Grundwasserspiegels. Diese könne dazu führen, dass die Bäume in den angrenzenden Naturschutzgebieten Heidkoppelmoor und Duvenwischen nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden.

Bezirksamtssprecherin Petschallies möchte nicht von einem Rückbau des Stauteichs sprechen. „Es wird weiter ein Staubauwerk geben, an dem Hochwasser zurückgehalten und verzögert an den Unterlauf der Lottbek abgegeben wird“, sagt sie, räumt aber ein, dass der Wasserstand „in einem Teilbereich soweit sinken kann, dass dieser zeitweise trocken fällt.“ Das sei so gewollt, „um Stauvolumen für das folgende Hochwasser zu schaffen.“

Siedlung Heinrich-von-Ohlendorff-Straße wurde mehrfach überflutet

Dies sei erforderlich, weil es in der Vergangenheit an der Straße An der Lottbek in Ammersbek immer wieder zu Überschwemmungen gekommen sei, die die zu Hamburg gehörende Siedlung Heinrich-von-Ohlendorff-Straße bedrohten. „Ein anderer Teilbereich wird so gesichert, dass eine dauerhafte Wasserführung bestehen bleibt“, sagt Petschallies und verweist darauf, dass auch im gegenwärtigen Zustand bereits Teile des Teichs zeitweise trocken fallen. Die Planer seien zudem verpflichtet, den Zustand des Fließgewässers im Sinne der EG-Wasserrahmenrichtlinie zu verbessern, um überhaupt wieder die Genehmigung zu erhalten, dieses weiterhin aufzustauen.

Grüne und Nabu hingegen sind der Überzeugung, dass Fische und andere Wasserlebewesen von dem Umbau nicht profitieren würden. „Man muss das Gesamtgewässer betrachten“, betont die Ammersbeker Gemeindevertreterin Petra Ludwig-Sidow (Grüne). Andere Bauwerke im weiteren Verlauf und der niedrige Wasserstand im Sommer verhindere die Durchlässigkeit der Lottbek für Fische ohnehin. Gleichzeitig würden Tiere, die jetzt am Teich beheimatet seien, darunter Fledermäuse und Wasservögel wie Reiher und Eisvogel, ihren Lebensraum verlieren.

Andere Varianten wurden laut Bezirksamt geprüft und verworfen

Es gebe andere Möglichkeiten, die Durchlässigkeit zu verbessern. Ludwig-Sidow schlägt etwa ein Umlaufgerinne nahe dem Mönch vor. „Der verbaute Bachlauf unterhalb könnte renaturiert und der Teich nach einer Entschlammung und leichten Absenkung des Wasserspiegels erhalten bleiben“, sagt sie und fordert eine Umweltverträglichkeitsprüfung des Vorhabens.

Laut Petschallies wurden andere Varianten geprüft und verworfen. „Im Ergebnis brachten sie keine tragfähigen Lösungen im Hinblick auf die Vereinbarkeit der Zielsetzungen des Hochwasserschutzes, der Anforderungen an die Entwicklung der Gewässerdurchgängigkeit sowie der naturschutzfachlichen Anforderungen hervor“, sagt die Bezirksamtssprecherin.

Ob es eine Umweltverträglichkeitsprüfung gibt, ist noch unklar

„Die Vorprüfung, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich ist, erfolgt in der Phase der Genehmigungsplanung auf Grundlage der Entwurfsplanung, welche zurzeit jedoch noch nicht abgeschlossen ist“, so Petschallies. Nach Vorliegen der Entwurfsplanung solle auch die Abstimmung mit der Gemeinde Ammersbek erfolgen.