Ammersbek. Bezirk Wandsbek möchte Bach an der Landesgrenze renaturieren und Aufstauung aufheben. In Ammersbek sorgt das für heftige Kritik.
Von Spaziergängern, Radfahrern und Naturliebhabern wird der Lottbeker Teich als grüne Oase und Naherholungsgebiet geschätzt. Doch das idyllische Gewässer an der Landesgrenze zwischen der Gemeinde Ammersbek und dem Hamburger Stadtteil Volksdorf könnte bald verschwinden. So sehen es zumindest Planungen des Bezirksamtes Wandsbek vor. In Ammersbek sorgt das für heftige Kritik.
„Die Gemeinde wurde nicht ausreichend über den Stand der Planungen informiert“, sagt Petra Ludwig-Sidow, Gemeindevertreterin der Grünen. Insbesondere vermisse sie Transparenz in der Frage, welche Alternativen in welchem Umfang geprüft worden seien. „Wir reden hier über einen massiven Eingriff in das Naherholungsgebiet und die Natur“, sagt Ludwig-Sidow.
Kritik in Ammersbek: Lottbeker Stauteich soll verschwinden
Schon seit 2014 steht fest, dass der Teich, der durch die Aufstauung der Lottbek in den 1950er-Jahren entstand, dringend saniert und entschlammt werden muss. Im Sommer fallen Teich und Bachlauf regelmäßig trocken. Der Mönch am Nordende des Stauteichs, der den Ablauf steuert, ist nur noch eingeschränkt funktionsfähig. Die Sanierung hatte sich in den vergangenen Jahren jedoch immer wieder verzögert. Zuständig ist die Stadt Hamburg, weil das Gewässer zum Großteil auf dem Gebiet der Hansestadt liegt.
Anlass des Ammersbeker Unmuts ist nun eine Antwort des Senats auf eine Anfrage des Volksdorfer Bürgerschaftsabgeordneten Thilo Kleibauer (CDU). Demnach plant das Bezirksamt Wandsbek, einen Großteil des Teichs aufzugeben. Lediglich ein kleiner Teil im Süden soll als Teich erhalten bleiben, die Lottbek im restlichen Bereich wieder als Bachlauf fließen.
Bezirksamt Wandsbek möchte Durchlässigkeit für Fische verbessern
„Die Vorzugsvariante beinhaltet eine Verbesserung des Hochwasserschutzes und der ökologischen Durchgängigkeit durch Neubau des Ablaufbauwerks und Erhöhung der Rückhaltekapazität“, heißt es in der Antwort des Senats. „Dafür soll die Teichfläche in einen Bereich mit Dauerstau und einen vom Fließgewässer durchzogenen Bereich mit temporärem Einstau untergliedert werden.“ Die Planung wurde demnach bereits im Februar abgeschlossen. Bereits im Herbst sollen die Bagger für die Entschlammung anrücken. Im Anschluss könne der Umbau des Ablaufbauwerks folgen. Die Kosten in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro sollen über ein Programm der Europäischen Union finanziert werden.
Die Ammersbeker Grünen und auch die Ortsgruppe des Nabu stehen den Planungen ablehnend gegenüber. „Es gibt andere Möglichkeiten, die Durchlässigkeit für Fische zu verbessern“, sagt Ludwig-Sidow. Die Gemeindevertreterin, die Diplom-Geologin ist, schlägt etwa ein Umlaufgerinne nahe dem Mönch vor. „Der verbaute Bachlauf unterhalb könnte renaturiert und der Teich nach einer Entschlammung und leichten Absenkung des Wasserspiegels erhalten bleiben“, sagt sie.
Ammersbeker Grüne betonen Bedeutung als Naherholungsgebiet
Fraktionskollegin Angelika Schmidt verweist auf den hohen Stellenwert, den das Gebiet um den Lottbeker Teich für die Naherholung habe. „Menschen aus Ammersbek, Volksdorf und Bergstedt kommen hier her“, sagt sie und spricht von einem „enormen Naherholungsdruck“. Für die Menschen im Umkreis sei es wichtig, dass das Gewässer erhalten bleibt.
„Wurde abgewogen zwischen dem ökologischen Vorteil und dem Nachteil für die Naherholung?“, fragt Ludwig-Sidow. Die Grünen sind überzeugt, dass der Gewinn für die Ökologie im Vergleich zum Verlust des Naherholungsgebiets geringer wäre. „Man muss ja auch das Gesamtgewässer betrachten“, betont die Ammersbekerin. Andere Bauwerke im weiteren Verlauf und der niedrige Wasserstand im Sommer verhindere die Durchlässigkeit der Lottbek für Fische ohnehin. Gleichzeitig würden Tiere, die jetzt am Teich beheimatet seien, darunter Fledermäuse und Wasservögel wie Reiher und Eisvogel, ihren Lebensraum verlieren.
Nabu befürchtet negative Folgen für Tiere und Pflanzen
Um die ökologischen Folgen sorgt sich auch der Nabu. Der Lottbeker Teich sei die Heimat einer bedeutenden Erdkrötenpopulation, sagt der Gewässerexperte Thomas Behrends, der in Ammersbek lebt und den Teich mehrmals kartiert hat. „Es handelt sich um das wertvollste Laichgebiet in der Region, insbesondere, weil wir auch im weiteren Umkreis keinen Autoverkehr haben“, so der Naturschützer.
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Darüber hinaus befürchtet Behrends, dass der Grundwasserspiegel in der Umgebung durch den Wegfall des Teichs absinken könnte – mit fatalen Folgen für die Bäume in den angrenzenden Naturschutzgebieten Heidkoppelmoor und Duvenwischen, die dann nicht mehr mit ausreichend Wasser versorgt würden. Gleichwohl bestehe insbesondere am Mönch aus Sicherheitsgründen Handlungsbedarf. „Das ist unstrittig“, sagt Behrends. Er plädiert dafür, den Teich zu entschlammen und das Ablaufbauwerk zu erneuern. „Grundsätzlich sind wir als Nabu natürlich immer dafür, Gewässer zu renaturieren, aber es muss auch sinnvoll sein“, betont der Experte.
Gemeindevertreterinnen kritisieren Hamburgs Informationspolitik
Grünen-Gemeindevertreterin Ludwig-Sidow kritisiert besonders die Informationspolitik auf Hamburger Seite. „Noch 2021 hieß es, der Stauteich solle erhalten bleiben“, sagt sie. Von den geänderten Plänen erfahre die Gemeinde nun erst durch Zufall dank einer Anfrage eines Bürgerschaftsabgeordneten. „Wir verlangen, dass Ammersbek regelmäßig über den Planungsstand informiert wird, denn schließlich liegt ein Teil des Teiches auf Ammersbeker Gebiet“, sagt sie. Zudem fordern die Grünen die Einbeziehung der Bürger und der Umweltschutzorganisationen.
Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén möchte sich den Vorwürfen in Richtung Hamburg nicht anschließen. Der Verwaltungschef sagt: „Der Hauptteil des Teichs gehört zu Hamburg, deshalb sind wir als Gemeinde nicht mitspracheberechtigt.“ Die Notwendigkeit des geplanten Umbaus erschließe sich ihm allerdings nicht. Dafür zuständig, das zu bewerten, sei aber die Untere Wasserbehörde beim Kreis Stormarn. Die geplanten Maßnahmen seien mit dieser abgestimmt, heißt es vom Bezirk Wandsbek.