Ammersbek/Großhansdorf. Bau von Lottbek Arkaden und Seniorencampus soll endlich starten. Großhansdorf investiert weitere Millionen Euro ins Schulzentrum.
Die Gemeinde Ammersbekhat die 10.000er-Hürde genommen, Großhansdorf wird noch einige Jahre warten müssen. Genau 10.054 Einwohner weist die offizielle Statistik (Stand 30. Juni 2022) für Ammersbek aus, Großhansdorf liegt bei 9491. „Es kann allerdings sein, dass die Zahlen durch die Auswertung der Zensus-Befragung noch korrigiert werden“, sagt Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén.
Auf die Kommunalwahl im Mai hat das Wachstum ohnehin keine Auswirkungen. Für Orte mit 1001 bis 10.000 Einwohnern sind regulär 19 Gemeindevertreter (ohne Überhang- und Ausgleichsmandate) vorgeschrieben, bei 10.001 bis 15.000 Einwohnern sind es 23 Gemeindevertreter. Stichtag ist allerdings Ende 2020, sodass sich diesmal nichts ändert. Bei der Wahl 2018 lag in Ammersbek die SPD (6 Sitze) vor Grünen und CDU (jeweils 5) sowie FDP (3) und Wählergemeinschaft UWA (2). In Großhansdorf gewann die CDU (10 Sitze) vor Grünen (7), SPD (5) und FDP (3). Sämtliche Parteien treten erneut an.
Das sind die großen Projekte in Ammersbek und Großhansdorf
Die großen Bauprojekte aus dem alten Jahr prägen das neue Jahr – inklusive weltweite Lieferengpässe, Fachkräftemangel und drastische Preissteigerungen. „Es wird ein finanzieller und im Bauamt auch personeller Kraftakt, alle Vorhaben zu Ende zu bringen“, sagt Verwaltungschef Ansén. Eine weitere Herausforderung sieht Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß in der Unterbringung von Flüchtlingen. Schleswig-Holstein erwartet bis März 20.000 weitere Menschen. „Nach dem Verteilungsschlüssel kommen 8,6 Prozent nach Stormarn und davon 3,8 Prozent nach Großhansdorf“, sagt Voß. Das sind etwa 65 Geflüchtete, die zu den rund 270 im Ort (darunter rund 160 aus der Ukraine) hinzukommen.
Die Kommunen stießen an ihre Grenzen. „Im Hamburger Umland ist Mietwohnraum ohnehin knapp“, sagt Voß. Hinzu komme, dass immer mehr Russen ihr Heimatland verließen. Die können kaum gemeinsam mit Ukrainern wohnen. Und anerkannte Asylbewerber fallen zwar offiziell aus der Zuständigkeit, haben jedoch kaum Chancen, eine neue Bleibe auf dem freien Markt zu finden. Zudem hat das Rathaus intern reichlich Arbeit: Allein für die Einführung der doppelten Buchführung (Doppik) sind zwei zusätzliche Stellen nötig. Mit E-Akte und Onlinezugangsgesetz soll die Digitalisierung vorangebracht werden. Das mit Bürgerbeteiligung erstellte Radwegekonzept geht in die Umsetzungsphase.
Diese größeren Projekte stehen in beiden Orten auf der Agenda:
1. B-Plan für Seniorencampus und Kindergarten wird noch mal geändert: Der Bebauungsplan für das rund 14.500 Quadratmeter große Grundstück an der Bergstedter Chaussee an der Hamburger Landesgrenze war schon fertig. Weil die Specht-Gruppe aus Bremen, die ein Pflegeheim mit 137 Plätzen, 70 altengerechten Wohnungen und eine Kindertagesstätte mit 70 Plätzen errichten will, Änderungen an der Entwässerung und an Gebäudehöhen wollte, geht das Verfahren in eine Extrarunde. Nach Fällungen müssen 44 größere Laubbäume gepflanzt werden. Wenn der B-Plan im Frühjahr beschlossen wird, kann das 37-Millionen-Euro-Vorhaben starten.
2. Wohn- und Geschäftshaus heißt jetzt Lottbek Arkaden: Die Sparkasse Holstein hat für ihr Wohn- und Geschäftshaus am U-Bahnhof Hoisbüttel einen neuen Namen gefunden: Der mindestens 25 Millionen Euro teure Bau wird Lottbek Arkaden heißen. Das Areal, für das es seit den 1990er-Jahren Pläne gibt, liegt weiterhin brach. Vorgesehen sind acht Läden, ein Eis- oder Cafépavillon, 49 Mietwohnungen und eine Tiefgarage. „Unser Projektplan bleibt erst mal auf einen Baubeginn im zweiten Quartal ausgerichtet, aber mit Unsicherheiten behaftet“, sagt Sparkassensprecher Björn Lüth. Die eigene Filiale will auch in „Ammersbeks neues Eingangstor“ einziehen.
3. Workshops mit Anwohnern zum Kirchenpark an der Lottbek: Weil sich die Mehrheit der Grundstückseigentümer in der Straße An der Lottbek gegen eine rückwärtige Bebauung ausgesprochen hat, beschränkt die Gemeinde die B-Plan-Änderung auf die rund 3000 Quadratmeter große Fläche der Kirchengemeinde Hoisbüttel. Die will den hinteren Teil an einen Investor verkaufen, der dort zwölf bis 15 Wohnungen bauen möchte. Davon möchte die Kirche wiederum einige erwerben mit dem Geld aus dem Grundstücksverkauf, um über die Mieteinnahmen ihr Bestehen zu sichern. Die Kommunalpolitik will die Planung erst fortsetzen, wenn der Investor mit den Nachbarn Workshops zum Neubau abgehalten hat.
4. Bike-and-ride-Anlage am U-Bahnhof Hoisbüttel: Fahrradfahrer können ihre Räder am U-Bahnhof Hoisbüttel künftig in einer Bike-and-ride-Anlage mit 242 Plätzen abstellen, von denen 200 überdacht sind. Die Gemeinde übernimmt 100.000 Euro, weitere 350.000 Euro sind Zuschüsse. „Wir wollen das Konzept im Frühjahr beschließen, um den Auftrag im Sommer vergeben zu können“, sagt Bürgermeister Ansén. Auch an E-Bikes und Lastenräder werde gedacht.
5. Strandbad Bredenbeker Teich soll wieder öffnen: Seit September 2019 ist das Strandbad Bredenbeker Teich geschlossen. Erst zwang die Corona-Pandemie zur Zwangspause, dann die verschärfte Badestellenverordnung des Landes. Der Campingplatzverein Bredenbeker Teich (CBT), der das Bad ehrenamtlich betreibt, möchte wieder öffnen. „Gemeinsam mit der Stadt Ahrensburg wollen wir eine Lösung finden“, sagt Horst Ansén. Der Boden gehört zu Ammersbek, der See zu Ahrensburg. Bei einem Probe-Öffnungstag im Spätsommer hatte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) die Aufsicht übernommen.
6. Lageplan für Kita am Sportplatz Schäferdresch liegt vor: Eine Kita für fünf Gruppen könnte an der Straße Schäferdresch auf der Wiese zwischen Sportlerheim und Fußballplatz gebaut werden. Der Winkelbau mit 1250 Quadratmetern dürfte mehr kosten als die Ende 2021 geschätzten knapp vier Millionen Euro. Zunächst soll der B-Plan geändert werden.
7. Turnhalle und Sportplatz für die neue Grundschule Bünningstedt: Nach der Grundsteinlegung im Oktober schreiten die Arbeiten an der Grundschule Bünningstedt zügig voran. Das Gebäude für acht Klassen wird mit Erdwärme beheizt, eine PV-Anlage liefert Strom. Mitte 2024 soll es fertig sein. Die Kosten steigen von zuletzt kalkulierten 8,3 Millionen auf 12,9 Millionen Euro. Das Land zahlt einen Zuschuss von 2,1 Millionen. Da es erhebliche Förderungen gibt, sollen auch eine Einfeldturnhalle und der Sportplatz neu gebaut werden. Das jetzige Schul- und Sportareal wäre nach dem Umzug frei, um es zur Refinanzierung als Wohngebiet zu verkaufen. Dem müsste die Landesplanung zustimmen, weil Bünningstedt nicht auf der Entwicklungsachse liegt. Bei der anstehenden Überarbeitung des Regionalplans will die Gemeinde ihren Bebauungswunsch für das Schulgrundstück und auch die alte Feuerwache in Bünningstedt (siehe 8) einbringen.
8. Feuerwehr Bünningstedt zieht im Herbst in ihre neue Wache: Nach dem Richtfest beginnt jetzt der Innenausbau im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Bünningstedt. Im Herbst wollen die ehrenamtlichen Helfer aus der maroden Wache in die neue Fahrzeughalle umziehen, die circa 6,6 Millionen Euro kostet.
9. Neue Mitte Schmalenbeck: Das in die Jahre gekommene Geschäftszentrum am U-Bahnhof Schmalenbeck in Großhansdorf soll zum Mittelpunkt des Ortsteils werden. Die Rahmenbedingungen möchte die Gemeinde mit der Aufstellung eines Bebauungsplans schaffen. Entwürfe für einen größeren Supermarkt mit Parkdeck waren schon 2015 präsentiert worden.
10. Regenkanalisation in der Hoisdorfer Landstraße wird erneuert: Die Hamburger Stadtentwässerung setzt die Arbeiten an der Kanalisation in der Hoisdorfer Landstraße fort. Die neuen Rohre sind größer als die alten, damit es bei starken Regenfällen nicht mehr zu Überflutungen kommt. Die Fahrbahn wird im jeweiligen Bauabschnitt halbseitig gesperrt. Das Wasser wird in den Dorfteich geleitet, der bereits entschlammt wurde.
11. Neubau der LungenClinic liegt im Zeitplan: Nach der Grundsteinlegung im Oktober kommen die Arbeiten an dem rund 90 Millionen Euro teuren Hightech-Krankenhaus (das Land Schleswig-Holstein zahlt 80,4 Millionen) planmäßig voran. Die Zahl der Betten in dem künftig nur noch fünfstöckigen Trakt steigt von 179 auf 211. Die Intensivstation wird von 20 auf 28 Plätze vergrößert. Eine Isolationsstation kann bis zu 24 Erkrankte aufnehmen. Ende 2025 soll der Neubau pünktlich zum 125-jährigen Bestehen der einstigen Tuberkulose-Heilanstalt fertig sein. Nach dem Umzug wird der markante alte „Turm“, der zehn Stockwerke hat, von oben nach unten abgerissen.
12. Dortmunder Firma plant Solarpark an der A 1: Die Firma ON Energy aus Dortmund möchte auf einem 6,8 Hektar großen Areal am Wanderweg Mielerstede in der Nähe der Autobahn einen Solarpark errichten. Langfristig könnte das Areal noch erweitert werden. Die Module stehen in einer Höhe von 80 Zentimetern bis zwei Meter. Für das Projekt braucht es eine Ausnahme von den Vorgaben des Regionalplans des Landes.
13. Abrissarbeiten auf ehemaliger Reha-Stätte: Der Großteil der alten Häuser der 2015 geschlossenen Reha-Stätte am Eilbergweg steht inzwischen leer und kann abgerissen werden. Der Entwurf für den B-Plan hat ausgelegen, sodass die Gemeindevertreter den endgültigen Beschluss fassen können. Die Raiffeisenbank Südstormarn Mölln und der Hamburger Immobiliendienstleister Genore Development errichten auf dem 25 Hektar großen Waldgrundstück sieben Mehrfamilienhäuser mit 80 Eigentums- und Mietwohnungen. Die denkmalgeschützten Turnhalle muss erhalten bleiben.
14. Schalterhalle am U-Bahnhof Kiekut ist endlich fertig: Die wegen Einsturzgefahr abgerissene Schalterhalle am U-Bahnhof Kiekut ist wieder aufgebaut. Nach der offiziellen Freigabe kann die Behelfstreppe, die seit Juni 2018 zum Bahnsteig führt, demontiert werden.
15. Schulzentrum wird saniert und erweitert: Der Schulverband, dem Großhansdorf, Hoisdorf und Siek angehören, steckt etliche Millionen in die Sanierung und Erweiterung des Schulzentrums. Laut Prognose steigt die Schülerzahl im Ort von derzeit 1500 auf fast 1800. Für die Grundschule Schmalenbeck sind 2,6 Millionen Euro vorgesehen, für den „Turm“ am Emil-von-Behring-Gymnasium 1,6 Millionen und für die Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule 2,8 Millionen.
16. Neue Lübecker verschiebt Wohnungsbau an Sieker Landstraße: Die Hälfte ihrer maroden Wohnblocks an der Sieker Landstraße 187-211 hat die Neue Lübecker (NL) abgerissen. Wegen der schwierigen Lage im Bausektor wurde das Großprojekt – 112 statt jetzt 70 Wohnungen und zwei Tiefgaragen mit 100 Plätzen – verschoben. Laut einer NL-Sprecherin will die Genossenschaft in engem Austausch mit der Gemeinde über das weitere Vorgehen beraten.
Das wurde aus den Projekten der Agenda 2022
Etliche Großbaustellen haben Ammersbek und Großhansdorf im vergangenen Jahr geprägt. Andere Vorhaben kamen dagegen aus unterschiedlichsten Gründen – von Corona-Pandemie über Ukraine-Krieg bis zu Personal- und Materialengpässen – nicht so schnell voran wie erhofft.
In Ammersbek stehen die Kräne vor allem im Ortsteil Bünningstedt. Dort ziehen Bauarbeiter die Grundschule und eine Wache für die Freiwillige Feuerwehr in die Höhe. In der Kinderstadt Stormini lebten Anfang Juli 280 Neun- bis 13-Jährige für eine Woche im Zeltlager an der Grundschule Hoisbüttel. Das Demokratie-Planspiel war zuvor zweimal wegen Corona ausgefallen.
Erledigt wurde die Modernisierung des 1988 eröffneten Dorfgemeinschaftshauses. Vor dem sogenannten Pferdestall steht nun auch eine Ladesäule für Elektroautos. Der Name fürs Wohn- und Geschäftshaus am U-Bahnhof Hoisbütttel ist gefunden: Lottbek Arkaden heißt das viergeschossige Gebäude, das die Sparkasse Stormarn errichtet. Das Grundstück an der Hamburger Straße liegt allerdings weiterhin ebenso brach wie das der Sprecht-Gruppe (Seniorencampus mit Kita) ganz in der Nähe an der Landesgrenze zu Hamburg. Gleiches gilt für den sogenannten Kirchenpark an der Lottbek, wo bis zu 15 Wohnungen entstehen sollen.
Überhaupt nicht voran kommt die Gemeinde mit ihren Straßensanierungen. Die Erneuerung der Schlagloch-Pisten Schäferdresch und Volksdorfer Weg verzögert sich seit Jahren.
Die größte Baustelle in Großhansdorf ist die an der LungenClinic. Im Oktober wurde der Grundstein für das Hightech-Krankenhaus gelegt. Am Erweiterungsbau der Grundschule Wöhrendamm konnte im April Richtfest gefeiert werden. Die Neue Lübecker hat die erste Hälfte ihrer veralteten Wohnblocks an der Sieker Landstraße abgerissen. Und die Hamburger Stadtentwässerung kommt mit der neuen Regenkanalisation in der Hoisdorfer Landstraße voran.
Gut drei Jahre länger als erhofft hat der Neubau der Schalterhalle am U-Bahnhof Kiekut gedauert. Im Frühjahr 2018 war der einsturzgefährdete Eingang gesperrt und später abgerissen worden. Mit Abrissarbeiten wurde auch auf dem Gelände der ehemaligen Reha-Stätte am Eilbergweg begonnen. Großer Beliebtheit erfreut sich die vier Hektar große Streuobstwiese am Piepershorster Weg, für die Bürger und Firmen zu Anlässen wie Geburt, Hochzeit oder Jubiläen Bäume mit Namensschildern spenden können.