Ahrensburg. Experten prognostizieren steigende Schülerzahlen. An sämtlichen Bildungseinrichtungen fehlen Räume. Schulleiter beklagen Mängel.
In Ahrensburgs Schulen wird es auf absehbare Zeit eng – und das, obwohl die Schlossstadt in den kommenden Jahren bereits Sanierungen und Erweiterungen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 100 Millionen Euro plant. Das ist die Kernbotschaft des neuen Schulentwicklungsplans (SEP), welcher am Donnerstag im Bildungs-, Kultur-, und Sportausschuss vorgestellt wurde.
„Die Zahl der einzuschulenden Kinder wird bis Ende des Jahrzehnts weitgehend konstant bleiben“, prognostizierte Marvin Schlicht vom Bonner Beratungsbüro biregio, welches den Schulentwicklungsplan im Auftrag der Stadtverwaltung erstellt hat. Da der Platz in den Ahrensburger Schulen schon jetzt knapp sei, sei eine Entspannung vorerst nicht zu erwarten. Zudem wechseln die Gymnasien zurück zu G 9, wodurch ab Herbst 2028 ein Jahrgang mehr unterrichtet werden muss.
Gutachter warnen vor Raumnot an den Ahrensburger Schulen
Für die Prognose haben die Experten demografische Daten wie das Durchschnittsalter der Bevölkerung, die Geburtenrate, Zuzüge und Abwanderung ausgewertet. „Ahrensburg hat eine stark überalterte Bevölkerung“, sagte Schlicht. Viele Häuser würden deshalb in den kommenden Jahren frei, weil die Bewohner in Pflegeheime umziehen oder sterben. „Wir erkennen den Beginn eines Generationenwechsels. Gerade für junge Familien mit Kindern sind diese Immobilien interessant, sodass davon auszugehen ist, dass der Druck durch Zuzüge aus großen Städten wie Hamburg hoch bleiben wird“, so der Experte.
Zudem habe Ahrensburg in den vergangenen Jahren neue Wohngebiete ausgewiesen, in die vielfach Eltern mit Kindern gezogen seien, die nun bald eingeschult werden. „Ein großer Anteil der Kinder, die jetzt in ihren Grundschulen sitzen, hat vor fünf Jahren noch nicht in Ahrensburg gewohnt“, sagte Schlicht. Seit 2015 sind dem Gutachten zufolge rund 200 schulpflichtige Kinder aus anderen Orten nach Ahrensburg gezogen.
Gesamtzahl der Schüler wird bis 2027 auf mehr als 4300 steigen
Die Experten von biregio erwarten, dass die Zahl der Jungen und Mädchen, die eine Schule in der Schlossstadt besuchen, bis zum Schuljahr 2027/28 von derzeit 3937 auf rund 4350 steigen wird. In der ersten Klasse wird demnach die Grundschule Am Schloß deutlich mehr Kinder aufnehmen müssen als derzeit: 504 statt 464. Am Reesenbüttel und am Aalfang kann hingegen mit einem leichten Rückgang der Schülerzahl geplant werden.
Bei den weiterführenden Schulen werden laut Prognose alle Einrichtungen mit Ausnahme der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule (SLG), für die eine jährliche Aufnahmebeschränkung gilt, mehr Schüler verzeichnen: Für das Eric-Kandel-Gymnasium (EKG) sagen die Experten einen Anstieg der Schülerzahl von 744 auf knapp über 900 voraus, für die Gemeinschaftsschule Am Heimgarten von 501 auf mehr als 620 und für die Stormarnschule von derzeit 636 auf rund 760 im Jahr 2027/28.
Fast allen Schulen bescheinigen die Experten „erhebliche Raumdefizite“
Ausgenommen die Grundschule Am Aalfang ist allen Bildungseinrichtungen gemeinsam, dass ihnen absehbar Unterrichtsräume fehlen. Der Grundschule Am Reesenbüttel mangelt es an zwei Klassenzimmern, außerdem ist die Mensa zu klein. Auch die Grundschule Am Schloß benötigt mehr Kapazitäten in der Cafeteria, zudem sind diese laut Gutachten vielfach zu klein.
Allen anderen Schulen bescheinigen die Experten „erhebliche Raumdefizite“. Besonders betroffen ist das Schulzentrum: Am Eric-Kandel-Gymnasium und der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten fehlen zusammengenommen 26 Räume. Die Stormarnschule benötigt spätestens 2026 vier zusätzliche Unterrichtsräume.
„Mega-Projekt“ Schulzentrum bringt Verwaltung an die Belastungsgrenze
Auf eine dauerhafte Lösung könnten absehbar aber nur das Schulzentrum sowie die Grundschulen Am Hagen und Am Aalfang hoffen, machte Robert Tessmer, Leiter des Fachdienstes Schule und Sport im Ahrensburger Rathaus, deutlich. Am Aalfang haben die Arbeiten für einen 1400 Quadratmeter großen Erweiterungsbau bereits begonnen. 9,6 Millionen Euro kostet das neue Gebäude, welches im Februar 2024 fertig sein soll. Am Hagen soll bis 2025 ein 8,7 Millionen Euro teurer Neubau den Pavillon ersetzen.
Von 2025 bis 2028 ist zudem der Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten vorgesehen, welches fast vollständig abgerissen wird. Kosten: Mehr als 80 Millionen Euro. Dieses „Mega-Projekt“ ist laut Tanja Eicher, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Familie und Kultur, der Grund, warum derzeit keine anderen Maßnahmen mehr möglich sind. „Die Kolleginnen und Kollegen in den zuständigen Fachdiensten arbeiten an der Belastungsgrenze“, sagte sie. „Wir dürfen nicht riskieren, dass ihnen irgendwann die Luft ausgeht.“
Schulleiter bringen lange Wunschlisten zu der Sitzung mit
Dennoch hatten viele der acht Schulleiter, die allesamt die Ausschusssitzung verfolgten, eine Wunschliste mitgebracht. „Wir haben trotz Anbau Probleme, alle Schüler unterzubringen“, sagte Christian Hack, Direktor der SLG, die gerade erst 2021 einen Erweiterungsbau eingeweiht hatte. Auch sei ein Großteil der Schule nicht barrierefrei. „Wir wünschen uns, dass eine Aufstockung des Westflügels auf drei Etagen geprüft wird“, sagte er.
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Manuela von Werder, Leiterin der Stormarnschule, wünscht sich eine Aufstockung des Umkleidetraktes, um zwei bis drei weitere Klassenräume zu schaffen. Für Sabine Knuth, Leiterin der Grundschule Am Reesenbüttel, sind vor allem fehlende Kapazitäten in der erst 2014 fertiggestellten Cafeteria ein Problem. „Wir haben 80 Plätze, aber schon jetzt 110 Kinder, die in der Schule essen“, sagte sie. Sie habe die Essenszeiten für die Jungen und Mädchen daher bereits begrenzen müssen. „Wir bitten die Verwaltung, eine Erweiterung zu prüfen“, so Knuth. Daneben fehlten auch Räume für die Nachmittagsbetreuung und der 1966 erbaute Westflügel müsse dringend saniert werden. Außerdem sei die Sporthalle wegen Bauarbeiten seit Monaten nicht nutzbar.
Mittelfristig läuft es an den meisten Schulen auf Container-Provisorien hinaus
Auch an der Grundschule Am Schloß fehlen Hallenkapazitäten für den Sportunterricht. „Wenn die punktuelle Sechszügigkeit kommt, werden wir nicht mehr allen Klassen die zwei pro Woche vorgesehenen Stunden ermöglichen können“, sagte Schulleiter Jens Lehmann. Viel Hoffnung auf zeitnahe Abhilfe machte Schulamtsleiter Tessmer nicht. „Für die Grundschule Am Schloß prüfen wir derzeit den Bau einer zweiten, provisorischen Mensa in Holzbauweise, möglicherweise ist da auch ein Obergeschoss mit zwei bis drei Klassenzimmern möglich“, sagte er. Für alle weiteren Raumdefizite müssten die Schulen absehbar mit Container-Lösungen vorlieb nehmen.