Großhansdorf. Laut Schulentwicklungsplan wird sich die Lage noch verschärfen. Häuser planen radikale Schritte. Kann die Gemeinde das durchziehen?
In Großhansdorfs Schulen herrscht akute Raumnot. Und die Situation wird sich der Prognose des Schulentwicklungsplans (SEP) zufolge, der im Mai in der Schulverbandsversammlung vorgestellt worden war, in naher Zukunft noch verschärfen. Am Dienstag hat die Verwaltung nun in einer gemeinsamen Sitzung des Bau- und Finanzausschusses ein Konzept präsentiert, wie sie dem Platzmangel Herr werden möchte.
Eines steht fest: Für den Schulverband wird es teuer. Und auch für Schüler und Eltern gibt es Konsequenzen: Für Jungen und Mädchen von außerhalb wird es künftig schwieriger, einen Platz an einer der Großhansdorfer Schulen zu bekommen.
„An der Grundschule Wöhrendamm besteht der Bedarf eines größeren Lehrerzimmers, weitaus komplexer ist aber die Situation im Schulzentrum, wo bereits ab dem kommenden Schuljahr mehrere Klassenräume fehlen“, sagte Großhansdorfs Schulamtsleiter Sven Gruß. Die Verwaltung stützt sich dabei auf die Prognose der Schülerzahlenentwicklung, aber auch die aktuellen Anmeldezahlen.
Großhansdorfs Schulen sollen Kinder von außerhalb abweisen
Laut SEP wird die Zahl der Mädchen und Jungen, die die vier Schulen besuchen, vor allem durch den Zuzug junger Familien in die Verbandsgemeinden Großhansdorf, Hoisdorf und Siek, in den kommenden Jahren weiter steigen. „Wir wissen, dass im Hamburger Umland nach wie vor ein hoher Wohnungsdruck herrscht“, hatte Anja Reinermann-Matatko vom Büro SEP-Beratung in Bonn bei der Vorstellung der Zahlen im Mai gesagt. Hinzu komme die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums.
Die Verwaltung hat in den vergangenen Monaten gemeinsam mit den Schulleitungen den genauen Raumbedarf ermittelt. Demnach fehlen an der Grundschule Schmalenbeck bereits ab dem Schuljahr 2023/2024 drei Klassenzimmer. Noch dringender ist der Bedarf an zwei Räumen für die Offene Ganztagsschule und zwei Differenzierungsräumen für Kleingruppen, die eigentlich ab sofort benötigt werden.
20.000 Euro für größeres Lehrerzimmer an der Grundschule Wöhrendamm
An der Grundschule Wöhrendamm muss das Lehrerzimmer von derzeit 36 auf 60 Quadratmeter vergrößert werden, um den 24 Lehrkräften ausreichend Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen. Statt der eigentlich empfohlenen 2,5 Quadratmeter je Pädagoge stehen dem Kollegium derzeit nur ein halber Quadratmeter pro Person zur Verfügung. Dies lässt sich laut Schulamtsleiter Gruß im Bestand umsetzen. Dazu könnte ein benachbarter Klassenraum mit dem Lehrerzimmer verbunden werden.
Da die Bildungseinrichtung über 13 Unterrichtsräume, aber derzeit nur zwölf Klassen verfügt, sei die Umnutzung möglich. Die Kosten liegen bei 20.000 Euro, der Umbau könnte in den Sommerferein 2023 erfolgen. Sollte die Grundschule, wie prognostiziert, ab dem kommenden Schuljahr ausnahmsweise vier erste Klassen bilden müssen, könnte mit einem intelligenten Raumnutzungskonzept auf ein 13. Klassenzimmer verzichtet werden.
Grundschule Schmalenbeck soll Klassen auslagern
Auch am Schulzentrum soll zunächst durch die Umnutzung von Fachräumen und Doppelnutzungen Abhilfe geschafft werden. Die Verwaltung schlägt vor, dass die Grundschule Schmalenbeck drei Klassen und einen Differenzierungsraum im Nebengebäude der benachbarten Friedrich-Junge-Schule unterbringen könnte, um den Raumbedarf für das kommende Schuljahr zu decken.
Der Grundschule Schmalenbeck fehlen darüber hinaus ein weiterer Differenzierungsraum sowie drei Räume für die Offene Ganztagsschule (OGS). Ersterer könnte demnach geschaffen werden, indem ein kleinerer Klassenraum umgenutzt wird. Dafür müsste zum Ausgleich der Sachunterrichtsraum in ein Klassenzimmer umgewandelt werden. Kunst- und Sachunterricht müssten sich in der Folge einen Raum teilen.
Trotz Doppelnutzung sind bauliche Erweiterungen notwendig
Die Friedrich-Junge-Schule braucht ab dem kommenden Schuljahr zwei weitere Klassenräume. Nach dem Konzept der Verwaltung sollen diese geschaffen werden, indem die Lernmittelbücherei und das Elternsprechzimmer in Klassenräume umgenutzt werden. Die anderen Funktionen könnte der derzeitige Raum der Schülervertretung zusätzlich übernehmen.
Trotz Umnutzungen im Bestand und Doppelnutzung gehe es mittelfristig aber nicht ohne bauliche Erweiterungen, so Gruß. Am Emil-von-Behring-Gymnasium fehlen fünf Klassenräume ab dem Schuljahr 2026/2027. Zudem benötigt die FJS einen Ausgleich für die Räume, die die Gemeinschaftsschule an die Grundschule Schmalenbeck abgeben soll.
Weiterführende Schulen sollen für 3,9 Millionen Euro aufgestockt werden
Die wirtschaftlichste Variante seie eine Aufstockung des Fachklassengebäudes der FJS um ein Geschoss für rund 1,6 Millionen Euro. Gleichzeitig könnte der Umkleidetrakt des EVB ein weiteres Stockwerk mit fünf Klassenräumen erhalten. Die Kosten hier: 2,3 Millionen Euro. „Der Vorteil ist, dass das neue Geschoss in der Friedrich-Junge-Schule nicht separat erschlossen werden muss, weil das Treppenhaus der EVB-Sporthalle mitgenutzt werden kann“, so Gruß.
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Zudem würden beide Schulen baulich verbunden, was eine wechselseitige Nutzung der Räume in der Zukunft ermögliche. Der zweite OGS-Raum für die Grundschule Schmalenbeck könnte in einem Anbau südwestlich des Zwischentraktes entstehen. Die Kosten schätzt die Verwaltung auf 450.000 Euro. „Wir haben auch andere Varianten wie den Bau eines neuen Gebäudes am Sportplatz geprüft, mit dem Ergebnis, dass alle Alternativen deutlich teurer oder nicht praktikabel sind“, sagte Gruß.
Schulverband plant Beschränkungen für Bewerber aus dem Umland
Als zweite Maßnahme, um die Raumnot abzufedern, soll es an den beiden weiterführenden Schulen bereits ab dem kommenden Schuljahr Aufnahmebeschränkungen geben. Für Jungen und Mädchen, die nicht aus Großhansdorf, Hoisdorf oder Siek kommen, wird es dann schwieriger, einen Platz an einer der Bildungseinrichtungen in der Waldgemeinde zu bekommen.
Das EVB soll demnach künftig maximal 145 Schüler in der fünften Klasse aufnehmen. Dabei sollen zunächst Kinder aus den drei Verbandsgemeinden und deren Geschwisterkinder berücksichtigt werden, dann jene aus Ahrensburg und zuletzt solche mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Sind im Anschluss noch Plätze frei, soll das Los entscheiden.
In Großhansdorf gibt es Unmut über Nachbargemeinden
An der FJS soll die Obergrenze künftig bei 78 Schülern in den fünften Klassen liegen. Hier lässt sich laut Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß, der auch Schulverbandsvorsteher ist, aus rechtlichen Gründen aber keine Priorisierung von Bewerbern aus den drei Verbandsgemeinden durchsetzen. Zumindest die Schüler von auswärts, die die Gemeinschaftsschule als Erstwunsch angegeben haben, müssen demnach angenommen werden.
Die Entscheidung erfolgt vor dem Hintergrund, dass es im Schulverband Großhansdorf seit Längerem Unmut über das Verhalten einiger umliegender Gemeinden gibt. So entsenden etwa Stapelfeld, Braak und Brunsbek ihre Jungen und Mädchen in großer Zahl an die weiterführenden Schulen in der Waldgemeinde, ohne Mitglied im Schulverband zu sein. Damit beteiligen sich die Kommunen nicht an den Kosten für bauliche Investitionen.
Schulaufsichtsbehörde könnte Waldgemeinde zwingen
„Die Gemeinden zahlen zwar einen Schulkostenbeitrag mit einem Investitionskostenanteil, der genügt aber gerade, um laufende Ausgaben zu decken“, sagt Voß. „Diese Kommunen kaufen sich bei uns ein, wir tragen aber den Hauptteil der Kosten“, kritisiert der Vorsitzende des Finanzausschusses des Schulverbands, Sieks Bürgermeister Andreas Bitzer (CDU). Dies könne der Schulverband nicht einfach hinnehmen.
Voß gab allerdings zu bedenken, dass auch ein Beitritt der Kommunen zum Schulverband mit Nachteilen verbunden wäre. „Dann hätten alle Schüler aus Stapelfeld, Braak und Brunsbek Anspruch auf einen Platz, und die Raumproblematik würde sich zuspitzen“, sagte er. Zudem müssten die Jungen und Mädchen aus dem Umland irgendwo beschult werden, denn die drei Kommunen verfügten selbst über keine weiterführenden Bildungseinrichtungen. „Im Zweifelsfall können die Schulaufsichtsbehörden des Kreises und des Landes uns diese Schüler so oder so zuweisen“, so Voß.
Letztlich billigten beide Ausschüsse das Konzept der Verwaltung und votierten dafür, die Planungskosten für die Umbauten und Erweiterungen in den Haushalt für 2023 einzustellen. Endgültig entscheiden muss am 6. Dezember die Schulverbandsversammlung.