Großhansdorf. Raumnot durch steigende Anmeldezahlen am Schulzentrum. Jungen und Mädchen von außerhalb können künftig abgewiesen werden.
An Großhansdorfs Schulen wird es in den kommenden Jahren eng – das ist die zentrale Erkenntnis des Schulentwicklungsplans (SEP), den Anja Reinermann-Matatko vom Bonner Büro SEP-Beratung im Mai in der Schulverbandsversammlung vorgestellt hatte. Besonders betroffen ist das Schulzentrum: Demnach fehlen an der Grundschule Schmalenbeck bereits ab dem kommenden Schuljahr drei Klassenzimmer, auch das Emil-von-Behring-Gymnasium (EVB) und die Friedrich-Junge-Schule (FJS) benötigen zeitnah zusätzliche Räume.
Laut SEP wird die Zahl der Mädchen und Jungen, die die Bildungseinrichtungen besuchen, vor allem durch den Zuzug junger Familien in die Verbandsgemeinden Großhansdorf, Hoisdorf und Siek in den kommenden Jahren weiter steigen. „Wir wissen, dass im Hamburger Umland nach wie vor ein hoher Wohnungsdruck herrscht“, so Reinermann-Matatko. Um den steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden, haben die Schulverbandsvertreter auf ihrer jüngsten Sitzung am Dienstag ein Konzept beschlossen. Es sieht sowohl bauliche Erweiterungen als auch Aufnahmebeschränkungen vor.
Großhansdorf investiert vier Millionen Euro in Erweiterung der Schulen
Insgesamt investiert der Schulverband rund vier Millionen Euro. Der eingeschossige Fachklassentrakt der Friedrich-Junge-Schule soll für 1,6 Millionen Euro aufgestockt werden, um drei weitere Klassenzimmer sowie einen Differenzierungsraum zu schaffen. Parallel dazu soll auch der Umkleidetrakt des EVB ein zusätzliches Stockwerk mit fünf Klassenräumen erhalten. Die Kosten schätzt die Verwaltung auf 2,3 Millionen Euro.
Diese Lösung sei sinnvoll, weil das neue Geschoss in der Friedrich-Junge-Schule nicht separat erschlossen werden muss, da das Treppenhaus der EVB-Sporthalle mitgenutzt werden könne, so Großhansdorfs Schulamtsleiter Sven Gruß. Zudem würden beide Bildungseinrichtungen baulich verbunden, was eine wechselseitige Nutzung der Räume in der Zukunft ermögliche.
Anbau für Grundschule Schmalenbeck bekommt zunächst kein grünes Licht
Zusätzlich müssen aus rechtlichen Gründen die Lehrerumkleiden der EVB-Sporthalle vergrößert werden. Dazu plant die Verwaltung einen Umbau der bislang als Lager für Kleinsportgeräte genutzten Räume. Diese sollen in einem 45 Quadratmeter großen Anbau untergebracht werden, der südwestlich der Halle geplant ist. Die Kosten: 125.000 Euro. Außerhalb des Schulzentrums ist zudem eine Vergrößerung des Lehrerzimmers der Grundschule Wöhrendamm geplant. Dies lässt sich laut Schulamtsleiter Gruß im Bestand umsetzen. Dazu könnte ein benachbarter Klassenraum mit dem Lehrerzimmer verbunden werden. Die Kosten schätzt er auf 20.000 Euro.
Für alle Maßnahmen stellten die Schulverbandsvertreter Planungskosten in einer Gesamthöhe von 1,25 Millionen Euro im Haushalt für das kommende Jahr bereit. Vorerst kein grünes Licht gab es hingegen für die von der Verwaltung ebenfalls vorgeschlagene Erweiterung der Grundschule Schmalenbeck. Das Konzept hatte den Anbau eines etwa 70 Quadratmeter großen Raumes für die Nachmittagsbetreuung südwestlich des Zwischentraktes für 450.000 Euro vorgesehen.
CDU möchte kostengünstigere Alternativen prüfen
Auf Drängen der CDU entschieden die Politiker aber, das Vorhaben zunächst nicht zu beschließen. Deren Vertreter Christoph Maas warb dafür, zunächst noch einmal kostengünstigere Alternativen zu prüfen, darunter die Doppelnutzung von Fachräumen für die Offene Ganztagsschule am Nachmittag und eine Umsiedlung der Gemeindebücherei, sodass deren Räume am Sportplatz Kortenkamp von der Grundschule genutzt werden könnten.
„Ich denke, dass wir diese Extrarunde drehen sollten, bevor wir so viel Geld in die Hand nehmen“, sagte Maas. Zuspruch für letzteren Vorschlag gab es von Marina Stöckler (Wählergemeinschaft DGH). „Es ist sinnvoll, das zu überdenken“, sagte sie. Über die Zukunft der Bücherei kann allerdings nicht der Schulverband entscheiden, weil diese in der Zuständigkeit der Gemeinde Großhansdorf liegt.
Gemeindebücherei und GemZe könnten umgenutzt werden
Sandrine Klimek (SPD) sprach sich dafür aus, in diesem Zusammenhang auch zu prüfen, ob das ehemalige Gemeindezentrum (GemZe) neben der Bücherei ebenfalls umgenutzt werden kann. „Wir sollten nichts ausschließen“, sagte sie. Das Thema soll nun in den Gremien der Waldgemeinde beraten werden. Eine Entscheidung über einen Anbau für die Grundschule Schmalenbeck soll es deshalb erst im Januar geben.
Fest steht hingegen bereits, dass die beiden weiterführenden Schulen EVB und FJS künftig nicht mehr alle Jungen und Mädchen, die sich dort anmelden, aufnehmen werden. Das Konzept sieht vor, dass die Zahl der Plätze im fünften Jahrgang ab dem kommenden Schuljahr auf 145 am Gymnasium und 78 an der Gemeinschaftsschule begrenzt wird. Diese sollen nach festgelegten Kriterien vergeben werden. An der FJS ist laut Gruß allerdings aus rechtlichen Gründen noch nicht klar, ob die Regelung tatsächlich so umgesetzt werden kann. Dies werde zurzeit gemeinsam mit der Schulaufsichtsbehörde geprüft.
Jungen und Mädchen aus dem Umland könnten künftig abgewiesen werden
Zunächst kommen demnach Schüler aus den drei Verbandsgemeinden und deren Geschwisterkinder zum Zug, dann jene aus Ahrensburg und zuletzt solche mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Sind im Anschluss noch Plätze frei, soll das Los entscheiden. Darunter hätten vor allem Jungen und Mädchen zu leiden, die aus den nicht verbandsangehörigen Umlandgemeinden auf eine weiterführende Schule in Großhansdorf wechseln möchten.
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Braak, Brunsbek und Stapelfeld etwa verfügen selbst über keine weiterführende Schule, gehören aber auch keinem Schulverband mit einer solchen an. Die Schüler aus diesen Orten hätten es künftig deutlich schwerer, einen Platz zu bekommen. Grund des Vorstoßes ist, dass es in Großhansdorf Unmut darüber gibt, dass sich die nicht dem Verband angehörigen Kommunen nur in sehr geringem Maße an den Kosten für bauliche Maßnahmen beteiligen.
Vorgehen stößt in betroffenen Gemeinden auf Unverständnis
Das Vorgehen des Schulverbands sorgt wiederum in den Umlandgemeinden für Unverständnis. „Es sind in der Regel nur eine Handvoll Schüler, die nach Großhansdorf gehen“, sagt etwa Brunsbeks Bürgermeister Olaf Beber. Dafür dem Schulverband beizutreten und sämtliche Kosten mitzutragen, sei für die Gemeinde mit knapp 1700 Einwohnern aus finanziellen Gründen „nicht darstellbar“. Beber sagt: „Viele Kinder möchten auch zur Schule nach Trittau oder Barsbüttel. Wir können nicht drei Schulverbänden beitreten.“
Brunsbek gehöre bereits dem Schulverband Stapelfeld an, der die dortige Grundschule betreibe. „Es gibt keine gesetzliche Pflicht, mehreren Schulverbänden anzugehören, wir erfüllen alle Vorgaben und zahlen ein Schulgeld an Großhansdorf“, sagt der Bürgermeister. Eltern müssen sich laut Beber keine Sorgen machen, dass ihre Kinder bald zur Schule nach Bad Oldesloe oder weiter fahren müssen. „Im Zweifelsfall kann die Schulaufsichtsbehörde eingeschaltet werden und eine Zuweisung erteilen“, sagt er. Dann müsse eine Schule in zumutbarer Entfernung die Kinder aufnehmen.
Beschränkung kommt voraussichtlich nur in einem Jahrgang zum Tragen
Auch Großhansdorfs Schulamtsleiter Sven Gruß beschwichtigt. Er geht davon aus, dass die Beschränkung am EVB nur einmal in den kommenden sechs Jahren greifen wird: Im Schuljahr 2024/25. „In diesem Jahr muss die Zahl einmalig auf maximal 116 Fünfklässler beschränkt werden, damit das Raumkonzept funktioniert“, sagt er. Die Verwaltung habe diesen Jahrgang vorgeschlagen, weil dort laut Prognose besonders wenige Anmeldungen zu erwarten seien. In allen übrigen Jahren sei davon auszugehen, dass die Zahl der Anmeldungen unter der Grenze von 145 bleibe und alle Jungen und Mädchen berücksichtigt werden können.