List. Im Neubaugebiet Dünenpark steht die denkmalgeschützte Halle. Sanierung würde 7,5 Millionen kosten. Wo das Geld herkommen soll.

Es ist ein Millionenprojekt im Millionenprojekt in List auf Sylt: Mitten auf der Baustelle des Neubaugebiets Dünenpark steht das alte Schwimmbad von List. Seit mehr als vier Jahren ist der Betrieb dort eingestellt. Nun soll sie für voraussichtlich etwa 7,5 Millionen Euro saniert werden – für einen Teil der Kosten könnte ein Verbund der Inselgemeinden aufkommen.

Die Gemeindevertretung List stimmte vergangene Woche dafür. Laut Beschlussvorlage geht es dabei zunächst um das grundsätzliche Interesse der Gemeinde, einen Verband mit allen Inselgemeinden zu gründen. Diese müssten dann für etwa 2,6 Millionen Euro der Sanierungskosten aufkommen. Den Rest soll teils der Investor des Dünenparks, teils der Bund übernehmen.

Sylt: Schwimmbad im Dünenpark soll saniert werden

Vor dem Beschluss in List hatte es viele Diskussionen und Gespräche darüber gegeben, wie das Schwimmbad erhalten werden könnte. Auch jetzt gilt aber: Entschieden ist noch nichts. Bevor ein Konzept entwickelt werden kann, müssen erst einmal die anderen Gemeinden über den Grundsatzbeschluss beraten. Während Wenningstedt-Braderup und die Gemeinde Sylt schon zugestimmt haben, ist die Entscheidung in Hörnum und Kampen noch offen.

Wie wichtig das Schwimmbad auf dem Gelände der ehemaligen Marineversorgungsschule für die Insel ist, weiß Lars Lunk. Er ist der erste Vorsitzende der DLRG auf Sylt. Schwimmunterricht auf Sylt könne momentan nur in der „Sylter Welle“ in Westerland stattfinden. „Wir haben also eindeutig zu wenig Möglichkeiten auf der Insel“, sagt Lunk.

Westerlands Schwimmbad Sylter Welle für Vereine ungeeignet

In der Sylter Welle seien die Bedingungen zudem nicht ideal. „Für Schwimmstunden stehen uns dort eher die Randzeiten zur Verfügung.“ Auch das Salzwasser im Becken sei gerade fürs Sportschwimmen ohne Schwimmbrille ungeeignet. „Viele Menschen erleiden dadurch Hautreizungen und kommen deshalb nicht mehr.“

Ein weiteres Problem sei, dass das Sportbecken dort keinen flachen Einstieg habe. Für Nichtschwimmer und auch für die Handicap-Sparte der Lebenshilfe sei das ein Hindernis. Schwimmgruppen würden zum Training teilweise nach Niebüll aufs Festland fahren. „Dabei ist es gerade auf einer Insel auch für Kinder so wichtig schwimmen zu lernen“, sagt Lars Lunk. Die Lister Schwimmhalle biete also das einzige Süßwasserbecken für Vereinsschwimmen auf der gesamten Nordseeinsel.

Investor BIG-Bau will vier Millionen Euro der Sanierungskosten übernehmen

Die Immobilienfirma BIG-Bau, Träger des Dünenparks, hatte für die Sanierung mehrfach angekündigt, einen Betrag von vier Millionen Euro beizusteuern. Weitere 900.000 Euro Förderung übernimmt der Bund. Die Fördermittel stehen jedoch nur noch bis Ende 2024 zur Verfügung. Sollten sie bis dahin nicht genutzt worden sein, müssten neue beantragt werden.

Lists Bürgermeister Ronald Benck hofft, dass die Frist noch eingehalten werden kann. Ihn ärgert das ständige Misstrauen vieler Sylter gegenüber dem Projekt Dünenpark und seinem Träger. „Wenn man immer weiter nach Fehlern sucht, kommt man auch nicht weiter“, sagt Benck.

Bürgerinitiative zweifelt Zahlungswillen des Investors an

Damit bezieht er sich unter anderem auf das Bürgernetzwerk „Merret reicht’s - Aus Liebe zu Sylt“. Immer wieder äußern auch deren Mitglieder Zweifel daran, dass der Investor die vier Millionen Euro tatsächlich zahlen wird. „Den Bürgerinnen und Bürgern wurde die Sanierung der Schwimmhalle wie ein Bonbon hingehalten. Als Bonus, damit der Dünenpark gebaut werden kann“, sagt Katrin Thies, Mitglied des Netzwerks. Sie behauptet, der Investor habe ursprünglich zugesagt, alle Kosten zu übernehmen. Bürgermeister Benck und die BIG-Bau bestreiten das. Im städtebaulichen Vertrag verankert ist der Zuschuss nicht.

Auch die Lister Kommunalpolitikerin Margot Böhm (Grüne) ist der Ansicht: „Solange das nicht vertraglich gesichert ist, halte ich alles für möglich. Auch, dass der Investor von dem Angebot zurücktritt.“ Genau deshalb sei nun jedoch der geplante Inselverband nötig. Damit würde ein weiterer Vertrag aufgesetzt werden, der den Zuschuss in Höhe von vier Millionen Euro sichern würde. Auch, dass BIG-Bau das Schwimmbad nach der Sanierung an die Gemeinden überschreibt, wäre dann vertraglich gesichert. Die Alternative wäre ein Pachtverhältnis mit einem Pachtpreis von einem Euro.

Gemeinde hatte vertragliche Festsetzung selbst abgelehnt

Bürgermeister Benck verweist darauf, dass die Gemeinde selbst gefordert hatte, die Finanzierung des Schwimmbads erst mal nicht vertraglich abzusichern. Denn aktuell seien schon das Pachtverhältnis für die Sportanlage und das Feuerwehrgerätehaus auf dem Gelände in dem städtebaulichen Vertrag geregelt. Ebenso der Neubau eines Kindergartens für die Gemeinde im Dünenpark.

„Wenn wir in dem Vertrag nun auch noch den Zuschuss der vier Millionen Euro festsetzen, könnte das rechtliche Folgen haben“, erklärt Benck. Der Fall könne als sogenanntes „Überkompensationsgeschäft“ eingestuft werden. „Die Forderungen von Gemeinde und Bauunternehmen müssen immer ausgewogen sein“, sagt Ronald Benck. Bei der Festsetzung eines so hohen Millionenbetrags im Vertrag sei das womöglich nicht mehr gewährleistet. In Folge könnte der städtebauliche Vertrag mit dem Investor ungültig werden.

Bürgermeister hält Finanzierung der Sanierung für gesichert

Ronald Benck hat keine Zweifel, dass die BIG-Bau ihr Wort halten wird. „Das wurde uns mehrfach zugesichert.“ Hinzu komme nun die baldige vertragliche Absicherung, sollte der Zusammenschluss der Inselgemeinden zustande kommen. Es bestehe also überhaupt kein Grund zur Sorge.

Unklar ist bisher, ob auch die Gäste der Ferienwohnungen in dem Neubaugebiet das Schwimmbad gegen eine geringe Gebühr nutzen dürfen. Laut Benck würde die dann an das Schwimmbad gehen.

Auf Anfrage betont die BIG-Bau, sie habe „bezüglich der Schwimmhalle einen Barzuschuss in Höhe von vier Millionen definitiv zugesagt“. Dazu komme das Grundstück im Wert von 3,5 Millionen, das später an die Gemeinden überschrieben oder verpachtet werden soll. Auch die genehmigten Fördermittel habe die BIG beantragt.

Schwimmbad List steht unter Denkmalschutz

Marc Weinstock, geschäftsführender Gesellschafter der BIG, äußert sich ebenfalls: „Wir wollten all das im städtebaulichen Vertrag verankern, aber das wurde auf ausdrückliche Empfehlung des Rechtsberaters der Gemeinde List nicht gemacht. Ich kann das von einzelnen Politikern geäußerte Misstrauen deshalb nicht nachvollziehen.“

Aktuell stehe noch ein Urteil der Denkmalpflege Schleswig-Holstein aus, das eine Prognose geben soll, was an dem Gebäude saniert werden darf. Denn die 1939 erbaute Schwimmhalle steht unter Denkmalschutz.

Sylt: Dünenpark ist das größte Bauprojekt auf der Insel

Der Sylter Dünenpark wird auf 18 Hektar Fläche errichtet und ist derzeit das größte Bauprojekt auf der Nordseeinsel. Dort entstehen rund 300 Wohneinheiten: 105 Mietwohnungen in den fünf Schwestern, 117 Miet- und Eigentumswohnungen in den Kliffhäusern sowie 39 Reihenhäuser, acht Doppelhaushälften, vier Einfamilienhäuser und drei Einfamilienhausgrundstücke.

Neben dem auf Sylt dringend geforderten Dauerwohnraum errichtet die BIG-Bau auch 62 Ferienhäuser mit 87 Wohneinheiten. Das Investitionsvolumen liegt insgesamt zwischen 250 und 300 Millionen Euro.