List. Sylts größtes Bauprojekt soll bezahlbaren Wohnraum für die Bewohnerinnen und Bewohner schaffen. Doch es gab immer wieder Gegenwind.
Es geht voran im Dünenpark List. Am Montag, 10. Oktober, feierte das derzeit größte Bauprojekt auf Sylt Meilensteinfest. In den umgebauten Kasernengebäuden „Fünf Schwestern“ wurde Richtfest gefeiert, für die Reihenhäuser gab es einen Spatenstich und für die Kliffhäuser eine Grundsteinlegung. Etwa 150 Vertreter aus Politik, Verwaltung und Bauwirtschaft sowie künftige Wohnungseigner waren zu dem Festakt gekommen.
Im August 2021 mit dem ersten Spatenstich gestartet, soll auf dem etwa 18 Hektar großen Gelände der ehemaligen Marineversorgungsschule vor allem bezahlbarer Wohnraum für Sylterinnen und Sylter geschaffen werden. Das Investitionsvolumen liegt zwischen 250 und 300 Millionen Euro. Das Projekt wird vom Bauunternehmen Big Bau in Abstimmung mit der Gemeinde realisiert.
Dünenpark List: Für Sylterinnen und Sylter entstehen rund 300 Wohneinheiten
Für Insulaner entstehen rund 300 Wohneinheiten: 105 Mietwohnungen in den fünf Schwestern, 117 Miet- und Eigentumswohnungen in den Kliffhäusern sowie 39 Reihenhäuser, acht Doppelhaushälften, vier Einfamilienhäuser und drei Einfamilienhausgrundstücke.
„Viele Jahre der Planung liegen hinter uns“, sagte Lists Bürgermeister Ronald Benck in seinem Grußwort. „Doch heute sehen wir, dass sich die Mühe gelohnt hat.“ Viele Familien hätten lange auf diesen Tag gewartet. Die ersten 24 Reihenhäuser sollen zeitnah vergeben werden und Ende des kommenden Jahres die ersten Sylterinnen und Sylter einziehen können.
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Gegenwind aus der Bevölkerung gegeben
Das Großbauprojekt ist nicht unumstritten. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Gegenwind aus der Bevölkerung gegeben. „Das hat mich persönlich sehr berührt“, so der Bürgermeister. Unter anderem die Preise hatten für Unmut gesorgt. 800.000 Euro kostet eines der drei begehrten Erbbaugrundstücke für Einfamilienhäuser. Der Kaufpreis muss auf einen Schlag gezahlt werde. Die Reihenhäuser kosten 500.000 Euro. Die Bürgerinitiative „Merret reicht‘s“ kritisierte die Preisentwicklung. Die Verantwortlichen kündigten öffentlich an, das Projekt im Blick zu behalten.
Doch von denen war beim Meilensteinfest niemand zu sehen, wie Dr. Marc Weinstock, geschäftsführender Gesellschafter der Big Bau, in seiner Rede bemerkte. Dass Einzelne das Projekt gestört und verzögert haben, bedauere er. Damit hätten die Widerständler ihrer Insel keinen Gefallen getan. „Ich bin sicher, dass die Zeche am Ende die Enderwerber zahlen werden“, so Weinstock. Denn die Zinsen steigen. Wer sich in der Vergangenheit noch eine Immobilie leisten konnte, kann dies in der Zukunft vielleicht nicht mehr.
Baukosten, Inflation, Energiekrise: Die Zeiten sind schwierig
Dass trotz der heutigen Zeit, in der es Usus sei, dass sich gegen Bauvorhaben fast selbstverständlich auch Bürgerinitiativen gründen, die Zahl der Befürworter des Dünenparks überwiege, begrüßte Weinstock. Dennoch: „Es sind schwierige Zeiten“, gab der geschäftsführende Gesellschafter zu. Die Baukosten seien massiv gestiegen, Inflation, Energiekrise und steigende Zinsen seien alles andere als ideale Voraussetzungen. Doch davon will Weinstock sich nicht entmutigen lassen: „Wir bauen weiter.“
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In den fünf Schwestern, die am Montag Richtfest feierten, werden die Bestandsgebäude bis auf die Grundgebäude zurückgebaut und auf heutige Wohnstandards angepasst. Ein Teil der Wohnungen wird öffentlich gefördert und zu Miete ab 6,10 pro Quadratmeter Wohnfläche vermietet. Die Mietpreise der frei finanzierten Wohnungen sind auf 10,50 Euro pro Quadratmeter begrenzt. Die Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen sollen bezahlbaren Wohnraum für Sylter Familien, Paaren und Singles schaffen.
155 Bewerbungen sind für die Reihenhäuser eingegangen
Am südlichen Eingang des Dünenparks entstehen die sogenannten Kliffhäuser, für die am Montag der Grundstein gelegt wurde. Die elf Mehrfamilienhäuser sollen 117 Wohneinheiten geschaffen werden. Die Miet- und Eigentumswohnungen sind zwischen 70 und 21 Quadratmetern groß. Apropos Quadratmeter: Eine Überraschung hatte Weinstock während des Meilensteinfestes zu verkünden: „Statt bei 120 Quadratmetern wird die Wohnfläche der Reihenhäuser bei 145 Quadratmetern liegen.“ Der Kaufpreis bleibe bei 500.000 Euro. Der Bewerbungsschluss für Interessenten war Ende September. 155 Bewerbungen seien eingegangen, in der kommenden Zeit findet der Auswahlprozess statt.
Überzeugt von dem Projekt ist ebenso wie Weinstock auch Jörg Sibbel, schleswig-holsteinischer Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport. Unter anderem das Innenministerium fördert den sozialen Wohnraum des Dünenparks. „Hier wird in exponierter Lage qualitativ hochwertiger und bezahlbarer Wohnraum geschaffen“, so Sibbel in seinem Grußwort. Der Staatssekretär sprach auch den Konkurrenzkampf von Insulanern und Urlaubern auf der Insel in Sachen Wohnungsraum an. „Die Urlauber sind eine große Bereicherung für Sylt, sie bringen Geld und Arbeit“, so Sibbel. „Doch das hat auch Schattenseiten.“
Es entstehen auch 62 Ferienhäuser für Urlauber
Neben dem Wohnraum für Sylterinnen und Sylter entstehen im Dünenpark auch 62 Ferienhäuser mit 87 Wohneinheiten für die gewerbliche Vermietung. Die 14 Villen, 23 Einzel- und 25 Doppelhäuser sind mit Reet gedeckt und sollen sich in die inseltypisch modellierte Dünenlandschaft einfügen. Die Vermietung der Objekte erfolgt durch eine im Dünenpark ansässige Verwaltung.