Westerland. Nach zwei Jahren Zwangspause maßen sich die besten Surferinnen und Surfer der Welt vor Sylt, bejubelt vom Publikum auf der Insel.

Sie sehen zufrieden aus. Als am Montagnachmittag die erfolgreichsten Surferinnen und Surfer des Windsurf World Cups auf dem Treppchen vor dem Brandenburger Strand ihre wohlverdiente Champagnerdusche genießen, als Korken knallen und das Publikum applaudiert, da fällt wohl auch Birgit Ballhause und ihrem Team ein großer Stein vom Herzen.

Denn es sind zehn ereignisreiche Tage, die hinter ihnen liegen. Nicht nur für die 92 Sportlerinnen und Sportler, die aus 22 Ländern zum Windsurf World Cup nach Sylt gekommen waren und sich in den Disziplinen Slalom, Freestyle und Waveriding maßen, waren die vergangenen eineinhalb Wochen Adrenalin pur. Auch für das Veranstalterteam der Hamburger Marketing Agentur Act Agency war das weltberühmte Sportevent in diesem Jahr ein ganz Besonderes. Denn es war das erste Mal, dass die Traditionsveranstaltung nach der coronabedingten Zwangspause wieder stattfinden konnte.

Sylt: Windsurf World Cup war ein voller Erfolg

Wie zufrieden sind die Verantwortlichen mit der 38. Auflage des Profiwettbewerbs? Was waren Herausforderungen? Und wie blicken sie auf das kommende Jahr? Das Abendblatt hat beim Veranstalterteam nachgefragt.

Organisatorin Birgit Ballhause und Sprecher Sven Kaatz sind mit dem Windsurf World Cup rundum zufrieden.
Organisatorin Birgit Ballhause und Sprecher Sven Kaatz sind mit dem Windsurf World Cup rundum zufrieden. © Juliane Minow

„Wir sind super glücklich“, sagt Veranstaltungssprecher Sven Kaatz und „vollste Zufriedenheit“ empfindet auch Ballhause, die das Event seit 1990 mit ihrem Co-Geschäftsführer Matthias Neumann organisiert. Mittlerweile ist der Cup das größte Windsurf-Event der Welt. Stand er noch im Mai auf der Kippe, hätte es im Rückblick kaum besser laufen können. Wie berichtet, hatten das Land Schleswig-Holstein und Sylt Marketing die Finanzierung des Wettbewerbs gesichert, weil viele Sponsoren zögerlich bei der Unterstützung waren.

Vorfreude beim Publikum war nach zwei Jahren Zwangspause groß

Was für ein Glück, dass der Cup trotzdem stattfinden konnte Denn nach zwei Jahren Pause sei die Vorfreude sowohl bei den Sportlern als auch bei den Besuchern groß gewesen. „Gerade, weil Surfen eine Sportart ist, die draußen stattfindet, war es bitter, dass der Wettbewerb pandemiebedingt aussetzen musste.“ Vor allem in den sozialen Netzwerken habe der Sprecher die Aufregung gespürt. Kaatz: „Viele sind Wiederholungstäter und kommen schon seit Jahrzehnten. Manche haben sich sogar bei dem Surfcup kennengelernt und treffen sich seitdem jedes Jahr dort wieder. Es war schön mit anzusehen, wie alle sich miteinander verabredet haben.“

Die Vorfreude sei dann auch nicht enttäuscht worden, im Gegenteil, sagt Kaatz: „Schon die ersten Tage waren sensationell. Das Wetter hat mitgespielt, bei der Eröffnungsfeier schien die Sonne.“ Auch zum Surfen sei das Wetter in den ersten Tagen perfekt gewesen. „Am Sonntag konnten wir den ganzen Tag durchfahren, das hatten wir so fast noch nie. Auch am Montag hatten wir unglaublich tolle Bedingungen“, so der Sprecher. Der Regen habe den Sportlerinnen und Sportlern nichts anhaben können – die werden schließlich ohnehin nass.

Es kamen weniger Besucher als in den Jahren vor Corona

Dennoch: Das Publikum hat das oft regnerische Wetter des diesjährigen Surfcups vielleicht doch nicht ganz kalt gelassen. 150.000 Besucherinnen und Besucher kamen zum Wettbewerb. Das sind weniger als in den Jahren vor Corona. Da zählte die Veranstaltung um die 200.000 Gäste. Zufrieden sind die Veranstalter damit trotzdem. Worauf der Besucherrückgang zurückzuführen ist, könne Kaatz nicht einschätzen. „Es war oft kalt und hat viel geregnet. Vielleicht waren die Menschen aber auch wegen Corona zurückhaltender.“

Gefeiert wurde aber trotzdem. Und: Bis auf eine Schlägerei im benachbarten Sunset Beach gab es im Festzelt laut Kaatz keine Zwischenfälle, bei denen die Polizei eingreifen musste. „Es war ruhig“, sagt Kaatz. Trotz Oktoberfeststimmung und teils dichtem Gedränge hoffe er, dass sich der Windsurf World Cup nicht im Nachhinein als Superspreader-Event entpuppt. Bislang sieht es nicht danach aus.

Pressekonferenz war auch für Gäste offen zugänglich

Anders als in den vergangenen Jahren war übrigens, dass die Veranstalter die sonst zur für Journalisten zugängliche Pressekonferenz draußen auf der Bühne öffentlich gemacht hat. Kaatz: „Die Idee ist voll aufgegangen. Es waren viele Menschen da und die Sportlerinnen und Sportler haben sich über das Interesse gefreut.“ Diesen Programmpunkt wolle man auch im kommenden Jahr so beibehalten.

Philip Köster gewann den Surfcup und wurde Vizeweltmeister.
Philip Köster gewann den Surfcup und wurde Vizeweltmeister. © HOCH ZWEI | Joern Pollex

Auch mit dem Abschneiden der deutschen Sportler ist das Veranstalterteam zufrieden. 16 deutsche Surferinnen und Surfer gingen auf Sylt an den Start. Für Nachwuchstalent Lina Erpenstein aus Aschaffenburg hat es zwar am Ende nicht für den Weltmeisterinnentitel gereicht. Auf Platz 3 surfte sie sich aber trotzdem. Kaatz ist sich sicher: „Den Weltmeistertitel wird sie in den nächsten Jahren noch holen. Sie hat das Zeug dazu.“ Philip Köster gewann in der Königsdisziplin Waveriding und wurde Vizeweltmeister. Der Hamburger Surfer Sebastian Kördel landete im Slalom auf Platz 8. „Darüber haben wir uns auch sehr gefreut“, so der Sprecher. „Das ist ein tolles Ergebnis.“

Sylt: Windsurf World Cup hat Rückendeckung von der Politik

Die guten Ergebnisse der Sportler und das positive Feedback der Gäste haben dazu beigetragen, dass die gesamte Veranstaltung das Organisatorenteam ein Highlight war. „Der Zuspruch von der Insel war größer denn je“, sagt Birgit Ballhause. Außerdem: „Für mich ist der Windsurf World Cup jedes Mal wie nach Hause kommen“, so der Sprecher, der seit 18 Jahren im Team ist. „Ich erlebe selten so eine Gastfreundschaft wie hier auf Sylt.“

Nach der erfolgreichen Veranstaltung blickt Birgit Ballhause auch positiv gestimmt ins nächste Jahr – und hat Hoffnung, dann wieder mehr Sponsoren gewinnen zu können, obwohl die Situation durch Ukraine-Krieg, Energiekrise und Corona nicht leicht sei. „Dass es nicht einfacher wird, ist uns klar. Man merkt, dass die Wirtschaft zögerlich ist und das Geld zusammenhält. Aber nach zwei Jahren Pause war es uns wichtig zu zeigen: Wir können es noch“, so Ballhause. Das sei mit dem diesjährigen Wettbewerb geglückt.

Doch wie sich die weltpolitische Lage auch entwickelt – Rückendeckung von der Politik hat der Windsurf World Cup schon mal auch unabhängig von Sponsorengeldern. Ballhause: „Wir haben eine langfristige Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein in Aussicht gestellt bekommen.“ Grund genug also, positiv gestimmt in die Zukunft zu blicken. Ein Termin für das kommende Jahr steht übrigens bereits: Vom 23. September bis zum 1. Oktober sollen Surfbegeisterte auf Sylt auch 2023 wieder auf ihre Kosten kommen.