List. Fischkönig Jürgen Gosch will im Lokal Jünne eine neue Welt entstehen lassen – mit “richtig Halligalli“. Hier verrät er seine Pläne.
Jürgen Gosch nimmt uns zielsicher mit auf dem direkten Weg am Verkaufstresen vorbei durch die Küche die Treppe nach oben. Als er die Tür zum Restaurant Jünne am Hafen von List auf Sylt öffnet, fängt er sofort an zu schwärmen: „Hier fühle ich mich einfach wohl. Das ist ein stressfreier Ort für mich."
Zu seinem 80. Geburtstag hatte sich der Unternehmer keinen Oldtimer gegönnt oder eine teure Uhr, sondern mit dem Jünne einen gastronomischen Traum erfüllt. „Ich habe mir gedacht, das hier gönne ich mir einfach. Ob das läuft, ob viele Leute drin sind, war mir anfangs schietegal. Das soll jetzt keine Prahlerei sein, aber das Jünne ist mein Hobby."
Sylt: Jürgen Gosch baut Lokal Jünne um
Ein Hobby betreibt man ja in der Regel liebevoll, und genau das tut Gosch auch. Als er wegen Personalmangels entschied, das Jünne, das nur von Dezember 2021 bis März 2022 im Regelbetrieb lief, vorerst nur für größere Gesellschaften zu öffnen, überdachte er gleichzeitig das Konzept. Die eigentlich für den September geplante Wiedereröffnung für alle Gäste verschob er nach hinten und konzipierte vor allem den Eingangsbereich komplett neu.
„Ein Schloss würden Sie auch nicht direkt an einer Hauptstraße bauen, oder?", fragt Gosch rhetorisch und lacht. „Deshalb habe ich mich entschlossen, die Treppe zu erweitern und einen Eingangsbereich zu schaffen, der von Anfang an eine besondere Atmosphäre schafft. Hier möchte ich eine neue Welt schaffen."
40 bis 50 Gäste können in dem Loungebereich vor einem Restaurantbesuch einen Drink nehmen oder später einen Absacker. Im weiteren, angebundenen Bereich der Dachterrasse finden zusätzlich noch 150 Menschen Platz. Bei der Besichtigung bläst uns der Wind nur so um die Ohren, aber Jürgen Gosch sieht vor seinem geistigen Auge schon Menschen in Zweier- und Dreierreihen rund um die Bar im Zentrum des Raums stehen, dessen Dach und Fenster bei sommerlichen Temperaturen mit bestem Blick auf die See problemlos geöffnet werden können.
Bis Weihnachten sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, dann ist eine Eröffnungsparty angedacht. Aber Anfang Januar wird das Jünne wieder in einen verlängerten Winterschlaf gehen. Der normale Betrieb startet erst mit Beginn der neuen Saison im Frühjahr. „Das ist der Plan."
Gosch baut Mini-Las-Vegas in List
Die Begeisterung ist spürbar beim 81-Jährigen, der erklärt, wie er diesen Ort zu dem Anziehungspunkt von List machen will. „Jetzt sieht das ja noch eher tot aus, wie in Las Vegas am Tage. Aber schauen Sie: Hier an der schwarzen Wand, da kommt noch der beleuchtete Schriftzug Jünne hin, Alle Pfeiler werden anstrahlt, wie ein Feuerball. Das wird gigantisch! Wir wollen hier richtig Halligalli bis 22, 23 Uhr machen. Die Menschen können sich ein Gläschen holen, sich auf die Treppe setzen oder in den Hafen gehen, wenn es oben zu voll ist. Der ist groß genug."
Ein kulinarischer Vergnügungspark für alle Besucherinnen und Besucher zu sein, so würde das dem „Jünne" – diesen Spitznaman hat ihm einst seine Mutter verpasst – gefallen. m die Menschen ins Obergeschoss zu locken plant Gosch, spätestens ab 20.30 Uhr unten keine Speisen mehr anzubieten, auch um seine Mitarbeiter zu schützen, „Die sollen ja nicht 13, 14 Stunden arbeiten."
Im im Vergleich zum Treiben im Erdgeschoss deutlich ruhigeren und feinen Jünne soll gehobenere Küche angeboten werden. Läuft dort der Normalbetrieb, wird auch das Konzept des Pier67, wo derzeit noch die Jünne-Köche arbeiten, verändert. „Dort wollen wir es etwas Bürgerlicher gestalten, als eher lockeren Gosch Imbiss mit Pizza und Currywurst für die jungen Leute, damit sie sich das auch erlauben können."
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Gosch: Dürfen nicht alles auf die Kundschaft abwälzen
Überhaupt, die Preise. Hier hat Jürgen Gosch auch eine klare Meinung angesichts von Energiekrise und Inflation. „Wir haben die Preise nicht brutal erhöht. Ich kann nicht alles auf die Kundschaft abwälzen, sonst lässt die Kaufkraft nach und es kommt keiner mehr. Und was machen wir dann? Dann stehen wir hier und machen einen langen Hals. Und das möchte ich nicht."
Bei allem Optimismus, den Gosch ausstrahlt, eine Sorge hat er dennoch, das sind die zuletzt steigenden Corona-Zahlen. „Corona wird nicht leicht für uns sein, wenn das wieder kommt. Wie ich das wahrnehme, lassen sich immer weniger Menschen impfen." Er selbst hat schon einen Termin gemacht, im Dezember steht bei ihm die nächste Impfung an. Überhaupt achtet Jürgen Gosch, der noch immer jeden Tag im Laden steht, in seinem Alter verstärkt auf die Gesundheit. „Gerade habe ich wieder ein großes Blutbild erstellen lassen. „Ich muss wissen, wo ich stehe. Ich bin 81, wenn ich noch ein paar Jahre habe, will ich die genießen können."
Deshalb gibt's auch am Abend höchstens zwei Weinschorle ("Früher nannten sie mich immer Jünne Milch"). Und schon bald im Restaurant Jünne. Das ist für ihn Genuss genug.