Hamburg/Schleswig. Ausländerfeindliche Gesänge im Elite-Internat haben Folgen – nicht nur für die unmittelbar Beteiligten. Wie die Schule reagiert.

Der Fall hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt: Im Elite-Internat Louisenlund bei Schleswig haben Schüler Nazi-Parolen gesungen, so wie im Pony Club in Kampen auf Sylt. Der Vorfall hatte sich vor wenigen Tagen bei einer Feier in dem Schloss-Internat ereignet. Acht Schüler hatten einen Chor mit dem Gesang „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!“ gebildet.

Immer wieder ist zuletzt zu dem Partyhit „L’amour Toujours“ von DJ D’Agostino dieser fremdenfeindliche Refrain gesungen worden, neben entsprechenden Vorfällen auf Sylt auch beim Schlagermove in Hamburg.

Louisenlund: Polizei hat in zahlreichen Fällen Ermittlungen aufgenommen

Die Polizei hat in zahlreichen Fällen Ermittlungen aufgenommen, nicht nur wegen der Sylt-Partys, auch auf Louisenlund, wo die Kieler Bezirkskriminalinspektion zuständig ist. Denkbar ist im Falle der Nazi-Parolen der Tatbestand der Volksverhetzung. Die Strafandrohung dafür liegt zwischen drei Monaten und fünf Jahren.

Die Schülerinnen und Schüler, die auf Louisenlund die Parolen gesungen haben, sind zwischen 15 und 17 Jahre alt. Jugendliche, also ab 14 Jahren bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres, sind gemäß Jugendschutzgesetz individuell strafrechtlich für ihr Handeln verantwortlich. Dabei entscheidet der Richter entsprechend ihrer Reife, ob sie nach dem Jugendstrafrecht oder nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden.

Blick auf die Pony Bar auf Sylt: In dem Club in Kampen hatte eine Gruppe ausländerfeindliche Gesänge angestimmt. Ein Video dieses Vorfalls hat bundesweit für Aufsehen gesorgt.
Blick auf die Pony Bar auf Sylt: In dem Club in Kampen hatte eine Gruppe ausländerfeindliche Gesänge angestimmt. Ein Video dieses Vorfalls hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. © IMAGO/localpic | IMAGO stock

Nicht nur die Polizei hat sich in Louisenlund eingeschaltet. Auch die Schule selbst, für die Eltern im Jahr rund 50.000 Euro an Gebühren zahlen, zieht nun zahlreiche Konsequenzen aus dem Geschehen. So werden die Schülerinnen und Schüler, die die ausländerfeindlichen Parolen angestimmt haben, eine Woche vom Internatsbetrieb suspendiert und müssen sich in dieser Zeit ehrenamtlich für eine sozial tätige Organisation engagieren.

Rassismus-Skandal: Schüler von Louisenlund müssen mit Konsequenzen rechnen

Auch die übrigen Mädchen und Jungen der „Segler-Internat“ genannten Einrichtung müssen mit Folgen rechnen, berichtet der Leiter der Stiftung Louisenlund, Peter Rösner. Die einzelnen Maßnahmen der Schule an der Schlei, die dereinst auch bekannte Hamburger Persönlichkeiten wie Kaffee-Unternehmer Albert Darboven, Reeder Nikolaus W. Schües und Bankier Max M. Warburg besucht haben:

  • In den Hausgemeinschaften des Internats wird der Vorfall während der Jugendisco gemeinsam reflektiert.
  • Nächste Woche findet keine Party statt. „Wir werden gemeinsam den Film „Die Welle“ anschauen und entsprechend bearbeiten“, sagte Rösner.
  • Das Lied „L‘ Amour Toujours“ von Gigi D‘Agostino wird aus der Playlist des Schülerhauses gestrichen.
  • Die pädagogische Aufarbeitung des Verhaltens liegt „in meiner persönlichen Verantwortung als Schulleiter der Stiftung Louisenlund“, ergänzte Rösner.

Internat Louisenlund: Leiter spricht von „unglaublich großer Betroffenheit“

Der Leiter des Internats berichtet nach dem Zwischenfall von einer „unglaublich großen Betroffenheit“. Es hätten sich dabei auch viele Eltern ausländischer Schüler bei ihm gemeldet. Eine Mutter etwa, Psychologieprofessorin in der Türkei, habe berichtet, wie erschrocken sie über den Vorfall sei. Zugleich hätte ihre Tochter bisher noch nie über Anfeindungen in der Schule berichtet.

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In Gesprächen mit den Schülern wollten die Lehrer nun auch verdeutlichen, warum die Gesellschaft bei dem Satz „Deutschland den Deutschen“ eine rote Linie eingezogen habe, sagte Rösner. Zugleich wolle man den Kindern zuhören, ergänzte der 51-Jährige. Ein Schüler habe gefragt, warum man in den USA „America first“ sagen dürfe, hier aber nicht. „Wir nutzen die große emotionale Betroffenheit, um die Schüler in diesen Themen zu sensibilisieren“, ergänzte Rösner.