Kiel/Hamburg. Mit ihrem ersten Buch möchte die Kielerin anderen Frauen Mut machen – und bei der Vendée Globe 2028 Boris Herrmann herausfordern.

Susann Beucke ist in diesen Tagen eng durchgetaktet. Sie fährt von einem Termin zum anderen. Hier eine Fernsehaufzeichnung, dort ein Interview. Kein Wunder, immerhin hat die norddeutsche Seglerin vor wenigen Tagen ihr erstes Buch herausgebracht. Nun möchte sie, dass möglichst viele Menschen es auch lesen.

Gegen den Wind“ heißt das Werk, das sie gemeinsam mit Nele Justus geschrieben hat. Und es beschreibt den Weg der jungen Frau in die Weltspitze des Segelns. Mut machen möchte Susann Beucke anderen Frauen mit ihrem Werk. Zeigen, dass man alles erreichen kann, wenn man nur will. „Und wenn ich heute darin lese oder blättere, dann finde ich genau das – eine positive und ermutigende Geschichte.“

Seglerin Susann Beucke: Autobiografie „Gegen den Wind“ beschriebt Weg an Weltspitze

Dabei ist es der gebürtigen Kielerin gar nicht so leichtgefallen, sich auf das Abenteuer Buch einzulassen. „Es spukte schon immer mal in meinem Kopf herum, allerdings habe ich den Mut nicht aufgebracht. Weil ich irgendwie dachte, dass das, was ich zu erzählen habe, zu belanglos ist“, sagt sie im Gespräch mit dem Abendblatt.

Susann Beucke in ihrem Element – auf ihrem Boot, einer Beneteau Figaro.
Susann Beucke in ihrem Element – auf ihrem Boot, einer Beneteau Figaro. © Felix Diemer | Felix Diemer

Doch dann habe ihr ehemaliger Olympia-Trainer nach ihrer Teilnahme am The Ocean Race, dessen Europa-Version im kommenden Jahr in Kiel starten wird, im vergangenen Jahr gesagt: Du musst das machen. Das habe sie überzeugt. „Ian kennt mich so gut. Und ganz wichtig: Er hat bei seiner Einschätzung keine kommerzielle Brille auf – das fand ich sehr wichtig.“ Zum ersten Mal habe sie das Gefühl gehabt, „dass es relevant zu sein scheint, was ich zu erzählen habe“.

Susann Beucke und Nele Justus arbeiteten ein Jahr an dem Buch

Also führten Susann Beucke und Nele Justus ein Jahr lang jede Woche lange Gespräche. Aus diesen Unterhaltungen machte Nele Justus die einzelnen Kapitel. Dazu nutze die Autorin Tagebucheinträge von Susann Beucke. „Als ich dann die ersten Kapitel las, war ich selbst überrascht“, sagt die Seglerin.

Herausgekommen ist ein Buch, das ihren Weg in die Weltspitze des Segelns nachzeichnet. Ein Buch, das aber auch zeigen soll, dass jeder an seine Träume glauben soll. Und trotz eines Rückschlags nicht aufgeben soll. Und natürlich ist das Werk eine Liebeserklärung an das Segeln und das Meer.

Olympische Spiele: 2021 gewann Susann Beucke in Tokio die Silbermedaille

Denn Beucke stammt aus einer Kieler Seglerfamilie. Schon früh segelte sie mit, saß schnell selbst in einer Jolle. Die 32-Jährige arbeitete sich in ihrer Jugend Stück für Stück an die Spitze in Deutschland. Ihr großes Ziel: die Teilnahme an den Olympischen Spielen.

Die konnte Susann Beucke im Jahr 2021 endlich verwirklichen. Und nicht nur das. Mit Tina Lutz gewann sie spektakulär in Tokio die Silbermedaille im 49er. „Mit diesem Ergebnis habe ich den ultimativen Beweis angetreten, dass ich segeln kann“, sagt Susann Beucke. „Ich muss seitdem niemandem mehr etwas erklären.“

Susann Beucke: Anfang 2022 zog sie nach Lorient, um ins Hochseesegeln einzusteigen

Mit der Silbermedaille endete aber auch Susann Beuckes Zeit in der Jolle. Die junge Frau ist seitdem Hochseeseglerin. Das wollte die Kielerin schon immer, unbedingt. Spätestens seitdem sie Anfang des Jahrtausends in Kiel den Zieleinlauf der „Illbruck“ mitverfolgte, die damals das Rennen mit deutscher Beteiligung gewann. „Hochseesegeln war schon immer mein Traum.“

Also zog sie Anfang 2022 nach Lorient in Frankreich, dem Mekka der Hochseesegelszene. „Ich bin mit dem Schritt komplett ins kalte Wasser gesprungen, aber irgendetwas musste ich machen, und das fühlte sich genau richtig an.“ Hier in Frankreich begann Beucke, im Figaro zu segeln, einer der Klassen, in der sich viele der großen Hochseesegler bereits bewiesen haben oder immer noch beweisen.

Vendée Globe 2028: Susann Beucke will bei härtester Einhandregatta der Welt starten

Denn die ehrgeizige junge Frau verfolgt einen genauen und mutigen Plan. Ihr Ziel: die Teilnahme an der Vendée Globe, der härtesten Einhandregatta einmal um die Welt, in vier Jahren. Doch so einfach ist das nicht, für einen Start müssen die Teilnehmer nicht nur an verschiedenen Qualifikationsrennen teilnehmen, sondern auch über ein entsprechendes Budget und vor allem ein Boot verfügen. Viele ambitionierte Segler sind an diesem Projekt bereits gescheitert.

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Susann Beucke ist aber überzeugt, dass sie das schaffen kann. Genauso wie die Teilnahme an den Olympischen Spielen, für die sie so viele Jahre kämpfen musste. Der nächste Schritt für die Kielerin ist es nun, in die Bootsklasse der IMOCA-Yachten aufzusteigen. Sponsoren und Partner müssen gefunden werden – und eben ein eigenes Boot.

Einen kleinen Eindruck von der Bootsklasse der IMOCA-Yachten hat sie bereits im vergangenen Jahr bekommen. Im Frühling 2023 segelte die Kielerin auf der Holcim PRB unter Skipper Kevin Escoffier auf der zweiten Etappe des Ocean Race von den Kapverdischen Inseln nach Kapstadt mit. 17 Tage auf See unter härtesten Bedingungen. Ihr Team gewann die zweite Etappe – und Susann Beucke konnte wichtige Erfahrungen im Hochseesegeln und auf den schnellen Yachten sammeln. „Es war eine unglaubliche Erfahrung“, sagt sie.

Seglerin Susann Beucke über die Vendée Globe: „Ich weiß, dass ich es schaffen kann“

Die Tage auf See haben ihr aber auch gezeigt, dass die Vendée Globe ihr ganz großer Traum ist. „Ich weiß nun aber auch, was da draußen auf mich zukommen wird. Und ich weiß, dass ich es schaffen kann.“

Wenn die vielen Termine und Interviews für das Buch abgeschlossen sind, will sich Susann Beucke wieder auf das konzentrieren, was sie am liebsten mag: das Segeln. Parallel dazu will die junge Frau ihre Hochseeseglerkarriere weiter planen. Damit sie in gut vier Jahren dann hoffentlich in Les Sables-d’Olonne in Frankreich mit ihrem eigenen Boot zum dem größten Abenteuer ihres Lebens starten kann.