Hamburg. Nord Event sollte die Veranstaltungsfläche in dem Traditionsverein Ende 2023 räumen. Doch jetzt landet der Fall vor Gericht.
Der Streit an der Alster zwischen dem traditionsreichen Hamburger und Germania Ruder Club und dem Unternehmen Nord Event geht in eine neue Runde. Eigentlich hatte „der Club“, wie er sich selbst schlicht nennt, den Mietvertrag mit dem Gastronomiebetreiber des Bootshauses zum Ende des vergangenen Jahres gekündigt.
Doch inzwischen ist es Anfang Februar – und Nord Event bespielt die Gastronomie am Alsterufer in Rotherbaum immer noch, hat also die Kündigung zum Jahresende nicht akzeptiert.
Alster: Nord Event betreibt Gastro im Ruderclub weiter – und geht vor Gericht
Dem vorausgegangen war das Verbot des Bezirksamtes Eimsbüttel, die Flächen des Vereinshauses für Veranstaltungen an Nichtmitglieder zu vermieten. Somit ging für die Nord Event GmbH, die die Flächen betreibt, eine wichtige Einnahmequelle verloren. Deshalb hatte das Unternehmen Schadensersatzforderungen an den Club gestellt – denn dass Fremdveranstaltungen durchgeführt werden können, ist Bestandteil des Mietvertrages.
Jetzt ist die Situation komplett eskaliert. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Gerichtssprecher Kai Wantzen: „Das Verfahren ist unter dem Aktenzeichen 316 O 159/23 beim Landgericht Hamburg anhängig und betrifft den Mietvertrag über die Gastronomieflächen im Vereinshaus des Beklagten.“
Hamburg-Eimsbüttel: Bezirksamt erklärt Nutzung für fremde Events als illegal
Bereits im April vergangenen Jahres hatte Kay Becker, Sprecher des Bezirksamtes Eimsbüttel, auf Anfrage bestätigt, dass „die Nutzung des Clubhauses für Veranstaltungen seit der Einweihung des Gebäudes im Jahre 2016 illegal war“.
Warum? „Ausgehend von einer Beschwerdelage wurde festgestellt, dass die Nutzung für eine vereinsfremde Gastronomie nicht von der vorhandenen Baugenehmigung eingeschlossen ist. Das Urteil wurde durch das Oberverwaltungsgericht am 23. September 2021 bestätigt“, so Becker.
Ruderclub an der Alster: Laut Mietvertrag sind Fremdveranstaltungen erlaubt
Doch laut Geschäftsführer Hans-Christoph Klaiber wurde Nord Event als Betreiber der Gesellschaftsräume und der Gastronomie im Obergeschoss der repräsentativen Immobilie mit unverbaubaren Außenalsterblick erst im November 2022 darüber informiert, dass es Probleme mit der Nutzung für Fremdveranstaltungen geben könnte.
Das Unternehmen hatte 2015 einen Mietvertrag mit dem Club abgeschlossen. In diesem steht, dass die Räumlichkeiten inklusive Terrasse auch für Fremdveranstaltungen vermietet werden können.
Nord Event hat gegen den Club geklagt – der hat Widerklage eingereicht
Nun ist Nord Event also vor Gericht gezogen: „Die Klägerin wehrt sich gegen eine im Mai 2023 ausgesprochene Kündigung des Vertrages zu Ende 2023 und klagt auf Feststellung, dass der Vertrag ungekündigt fortbestehe“, sagt Gerichtssprecher Wantzen. Die Kündigung sei nicht wirksam.
Der Hamburger und Germania Ruder Club ist dagegen überzeugt, dass die Kündigung rechtens gewesen ist. „Nach Auffassung des Beklagten leidet der bis 2026 mit Verlängerungsoptionen abgeschlossene Vertrag unter Formmängeln, sodass der Vertrag vorzeitig gekündigt werden könne“, sagt der Gerichtssprecher.
Nach Abendblatt-Recherchen wurde bereits am 12. Januar vor dem Landgericht mündlich verhandelt. In dem Termin hat der Club eine Widerklage eingereicht, mit der Nord Event jetzt auf „Räumung der betroffenen Flächen in Anspruch genommen wird“. Aktuell laufen Fristen für die Stellungnahmen.
Prozess Hamburg: Streitparteien treffen sich am 26. Februar vor Gericht
Der Sprecher des Landgerichts kündigte an: „Es wurde ein Termin zur Verkündung einer Entscheidung am 26. Februar bestimmt.“ Das bedeutet: Sollte der Rechtsstreit entscheidungsreif sein, würde das Urteil verkündet werden, andernfalls entscheidet das Gericht, wie es in dem Verfahren weitergeht.
Auf Abendblatt-Anfrage wollte sich Nord-Event-Chef Klaiber mit Hinweis „auf das laufende Verfahren“ nicht äußern, bestätigte aber, dass Nord Event aktuell die Clubgastronomie weiterbetreibt. Das Unternehmen gehört zu den „Big Playern“ der Branche und verfügt in seinem Portfolio über Veranstaltungsflächen wie das ehemalige Hauptzollamt in der Speicherstadt, das Penthouse Elb-Panorama in der 20. Etage des Atlantic-Hauses auf St. Pauli und das historische Segelschiff „Mare Frisium“.
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Das Abendblatt hat auch Kai Daniels, dem Vorsitzenden des Clubs, eine Bitte um Stellungnahme geschickt. Doch Daniels antwortete nicht. Unter den mehr als 800 Mitgliedern macht sich dem Vernehmen nach inzwischen Unmut breit. Denn aufgrund der ungeklärten Situation mit Nord Event ist es auch schwierig, langfristig interne Veranstaltungen auf der Fläche zu planen.
Alster: Ruderclub sucht bereits potenziellen Nachfolger für Gastronomie
Die Mitglieder von Hamburgs ältesten, 1836 gegründeten Ruder-Club wurden in einer kurzen E-Mail über den aktuellen Stand informiert. Darin wurde angekündigt, dass die Vorsitzende Richterin „Ende Februar 2024 über diese Rechtsfrage entscheiden wird. Soweit diese Entscheidung relevant ist, werden wir sie selbstverständlich informieren.“
Nach Abendblatt-Recherchen soll der Club auch schon Gespräche mit potenziellen Nachfolgern für den Betrieb der Gastronomie geführt haben. Doch auch das gestaltet sich schwierig, weil kein Termin für eine mögliche Übernahme der Flächen genannt werden kann.