Wedel. Die Industriegeschichte der Stadt wird im Möller Technicon erlebbar. Nun kann die Einrichtung auf einen wahren Geldsegen hoffen.
Das Möller Technicon bewahrt die Industriegeschichte der Stadt Wedel. Die Einrichtung, die als Industriemuseum der Stadt fungiert, findet sich auf dem Areal der Möller-Werke. Die Fläche gehört mittlerweile der Familie Inäbnit, die will dort ein großes Quartier mit Wohnungen und Arbeitsflächen errichten.
Die Pläne sind noch nicht spruchreif, wurden erst in diesem Jahr der Wedeler Politik vorgestellt. Laut Konzept soll das Areal, immerhin einer der industriegeschichtlich bedeutendsten Standorte der Stadt, zu einem Teil der Stadt werden. Die Seele des Ortes solle erhalten bleiben, indem alte Gebäude bestehen bleiben und durch neue ergänzt werden.
Möller-Werke Wedel: Eigentümer macht ein großzügiges Angebot
Die Eigentümerfamilie Inäbnit aus der Schweiz zeigte ihre Wertschätzung für das Möller Technicon und die Industriegeschichte Wedels erst kürzlich mit einem großzügigen Angebot. Walter Inäbnit versprach, alle Spenden, die bis zum 24. Dezember auf dem Konto des Technicons eingehen, zu verdoppeln.
Nun hoffe man auf die Spendenbereitschaft der Wedeler Bevölkerung, so Rudolf de Wall aus dem ehrenamtlichen Team, das sich um das Möller Technicon kümmert. Die Einrichtung am Rosengarten 10 ist eine Außenstelle des Stadtmuseums Wedel. Spenden können auf das Konto DE34 2215 1730 0000 0000 19 bei der Stadtsparkasse Wedel eingezahlt werden. Verwendungszweck: Möller Technicon.
Möller Technicon macht Wedels Industriegeschichte erlebbar
Im Möller Technicon wird die Industriegeschichte Wedels aufgearbeitet und festgehalten. Und diese hat einiges zu bieten. Allein durch die Möller Werke wurde Wedel zeitweise auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Firmengründer Johann Diedrich Möller, laut de Wall ein „Universalgenie“, schlug ein Kunststudium in Paris aus und widmete sich einer Industriekarriere.
Mit Erfolg. Die Arbeiten seines optischen Instituts, das er 1865 gründete, brachten ihm beträchtlichen Reichtum. „Möller wurde mit diesen Arbeiten weltberühmt und war damit der erste Wedeler, der Wedel in der ganzen Welt berühmt gemacht hat“, sagt de Wall. Durch die Jahrzehnte machte Möller mit immer neuen Geschäftsideen ein Vermögen: Selters, Spargel, Weinbrand.
Wedeler Unternehmer waren Technik-Pioniere
Nach seinem Tod übernahmen die Nachkommen und führten die Geschichte der Firma weiter. Ferngläser, Fernsehtechnik und medizinische Messgeräte waren nur einige der Bereiche, in denen die Möller Werke herausragende Bedeutung erlangten. Die Nachweise dieses Wedeler Pioniergeistes sind noch heute im Möller Technicon zu sehen.
Auch heute ist noch eine Nachfolgefirma in Wedel ansässig: Die Möller Wedel Optical GmbH stellt präzise Messgeräte her, gehört aber mittlerweile zur Haag-Streit-Gruppe. Und das Möller-Areal gehört der Familie Inäbnit, die in Wedel die Inatec Wedel GmbH betreibt. Diese übernimmt auch die Bauherrschaft für das Vorhaben auf dem Möller-Gelände.
Eigentümer will Möller-Areal umfassend bebauen
Die Pläne sehen vor, dort etwa 200 Wohnungen zu errichten, 30 Prozent davon, wie von der Stadt vorgegeben, sozial gefördert. Rund 22.000 Quadratmeter umfasst das gesamte Areal. Auf etwa 8700 Quadratmetern davon sollen Büros entstehen, außerdem sind 460 Parkplätze geplant, ebenso wie Grünflächen und Fahrradstellplätze.
Außerdem schwebt den Investoren eine Rosengarten-Allee als „belebte Verbindungsachse zwischen dem Rosengarten und dem Möller-Areal“ vor, ebenso wie ein Quartiersplatz als zentraler Ort der Begegnung. Auch von einer Integration von Gastronomie und Kultur war im Konzept die Rede.
Wedeler Politik steht dem Vorhaben positiv gegenüber
Die Resonanz aus der Wedeler Politik war positiv. Die Vorhabenträger konnten so in die vertiefenden Planungen einsteigen. Diese betreffen auch die erst in diesem Jahr eröffnete Elbschule. Die Kinder werden auf dem Möller-Areal in Containern unterrichtet, weil die Schule noch keine eigenen Räumlichkeiten hat.
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Der Mietvertrag der Elbschule mit dem Eigentümer läuft über vier Jahre. Da die Planungen für das Bauvorhaben aber noch in der Anfangsphase sind, kommen sich Investor und Elbschule voraussichtlich nicht in die Quere. Klar ist damit aber auch, dass die Arbeiten auf dem Areal nicht viel früher beginnen können.
Wedel: Möller Technicon hofft auf große Spendenbereitschaft
Wer sich für die Industriegeschichte Wedels interessiert, kann entweder zu den Öffnungszeiten ins Möller Technicon, Rosengarten 10, kommen, oder per E-Mail spezielle Führungen buchen. Die Außenstelle des Stadtmuseums Wedel ist jeden ersten Sonnabend im Monat zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet.
Anfragen für Führungen, etwa für Schulklassen, sind per E-Mail an technicon-stadtmuseum@wedel.de möglich. Auch während der Schulferien gibt es im Technicon immer wieder spezielle Aktionen für große und kleine Besucherinnen und Besucher.