Kreis Pinneberg. CDU-Kreisverband Pinneberg hat unruhige Monate hinter sich. Jetzt ist klar: Es wird einen neuen Vorsitzenden geben. Wer kandidiert.
Es waren ungemütliche Monate für den CDU-Kreisverband Pinneberg und dessen langjährigen Vorsitzenden Christian von Boetticher. Jetzt ist klar: Der Vorstand stellt sich neu auf. Von Boetticher wird nicht wieder zur Wahl als Kreisvorsitzender antreten. Der Appener CDU-Landtagsabgeordnete Martin Balasus hat seine Kandidatur für den Vorsitz bekannt gegeben.
Der CDU-Kreisverband bzw. der Kreisvorsitzende von Boetticher hatte in den vergangenen Monaten immer wieder mit Vorwürfen und parteiinternen Streitereien zu kämpfen. Zunächst hatte der Kreisverband der Jungen Union (JU) dem Kreisvorsitzenden die Unterstützung bei dessen Kandidatur um den Spitzenplatz für die Europawahl am 9. Juni versagt. Nicht nur das, die JU unterstützte sogar von Boettichers Widersacher Nicolas Herbst.
Paukenschlag bei Pinnebergs CDU: Christian von Boetticher hört auf
Dann erschütterte Ende 2023 ein vermeintlicher Rassismus-Skandal die CDU im Kreis Pinneberg. Dabei ging es um Postings der AfD, die der neugewählte Vorsitzende des JU-Ortsverbands Pinneberg geliked hatte. Dieser Vorwurf ist unbestritten, die betreffende Person trat umgehend zurück. Außerdem wurden gegen seinen Stellvertreter ebenfalls Rassismus-Vorwürfe erhoben. Diese konnten aber nach Abendblatt-Informationen im Rahmen einer internen Untersuchung entkräftet werden.
Dieser Vorfall, in den nicht nur Christian von Boetticher, sondern auch seine Frau sowie langjährige Unterstützerinnen und Unterstützer verwickelt waren, soll nach Abendblatt-Informationen bei vielen Mitgliedern des Kreisvorstandes für schlechte Stimmung gesorgt haben. Eine große Mehrheit des Vorstandes habe von Boetticher aufgefordert, nicht erneut für den Kreisvorsitz zu kandidieren, heißt es aus Parteikreisen. Sämtliche Stellvertreter hätten von Boetticher das Vertrauen entzogen. „Das Tischtuch ist zerschnitten“, heißt es.
Christian von Boetticher gibt CDU-Kreisvorsitz nach acht Jahren ab
Von Boetticher wird also nach acht Jahren an der Spitze des Kreisverbandes nicht erneut kandidieren, wenn am Sonnabend, 29. Juni, ein neuer Vorstand gewählt wird. Mit Martin Balasus hat bereits ein prominenter CDU-Mann seinen Hut in den Ring geworfen und seine Kandidatur für den Kreisvorsitz bekannt gegeben. Balasus ist seit 2022 Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Pinneberg-Elbmarsch und stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion.
Er wolle die Weichen dafür stellen, dass die CDU in Städten und Gemeinden, im Kreis, im Landtag und auch wieder im Bundestag nachhaltig erfolgreich werde, sagt Balasus. Die CDU biete einen klaren Gegenentwurf zur „chaotischen und ideologischen Ampel-Regierung an“. Ein Sprungbrett in den Bundestag solle der Kreisvorsitz aber nicht sein: „Ich bin gern Landtagsabgeordneter“, so Balasus.
CDU-Kreisverband Pinneberg: Martin Balasus kandidiert für Vorsitz
Er könne sich auf die Unterstützung zahlreicher Parteikolleginnen und -kollegen verlassen, so Balasus. Kreisvorstandsmitglied Dagmar Steiner und Kreisschatzmeister Daniel Kölbl hätten Balasus ihre Unterstützung zugesagt. Weitere prominente Unterstützer sind etwa der Landtagsabgeordnete Peter Lehnert oder Wedels stellvertretende Bürgermeister Julia Fisauli-Aalto, die aktuell nach den Querelen um Bürgermeister Gernot Kaser die Amtsgeschäfte in der Stadt führt.
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Nun wolle er mit den Mitgliedern des CDU-Kreisverbandes in den Austausch gehen, so Balasus. Er wolle wissen: „Wo sind wir gut aufgestellt? In welchen Bereichen können wir als Kreisverband aktiver werden und mehr leisten?“ Laut Pressemitteilung des Kreisverbandes hat Balasus einen weiteren prominenten Unterstützer: Christian von Boetticher. „Martin Balasus war für mich schon seit längerer Zeit der optimale Nachfolger“, so von Boetticher.
CDU Pinneberg: Kreisverband bekommt neuen Vorsitzenden
Dagmar Steiner, stellvertretende Kreisvorsitzende und Vorsitzende der Frauen Union im Kreis Pinneberg, sieht in Balasus die richtige Personalie für den Kreisvorsitz. „Mit seiner integrierenden Persönlichkeit kann Martin Balasus innerhalb der Partei eine neue Dynamik entfachen. Er ist ein Teamplayer und kann mit den Mitgliedern offen und verständlich reden und sie so in die Parteiarbeit einbinden“, so Steiner.
Steiner soll eine tragende Rolle bei der Aufklärung des mutmaßlichen Rassismus-Skandals in der Jungen Union gespielt haben. Ihr werden aus Parteikreisen Ambitionen für eine mögliche Kandidatur für die Bundestagswahl nachgesagt. Offenbar hat auch der Tornescher Stadtverbandsvorsitzende Daniel Kölbl Ambitionen für Berlin. Dem „SHZ“ sagte Kölbl: „Ich werde mich um eine Kandidatur für den Bundestag bewerben.“ Aus Parteikreisen heißt es, das gelte auch für ein Parteimitglied, dass ab Ende Juni wohl etwas mehr Freizeit haben wird: Christian von Boetticher.