Schenefeld. Im Schulzentrum Schenefeld sollen die baufälligen Räume auf Vordermann gebracht und das Dach geflickt werden. Das sind die Gründe.
Schenefeld nimmt Geld in die Hand, um marode Klassenräume in der Gemeinschaftsschule instand zu setzen – obwohl der betroffene Trakt als abrissreif gilt. Das hat am Donnerstagabend der Bauausschuss einstimmig beschlossen.
Auslöser der Debatte waren massive Elternproteste, die sowohl in einem Abendblatt-Bericht als auch in einem Auftritt der Eltern in der Oktober-Sitzung des Gremiums gipfelten. Mehrere Eltern hatten sich zusammengeschlossen und vehement unhaltbare sowie gesundheitsgefährdende Zustände in den betroffenen Räumen des Mittelstufentraktes beklagt.
Notreparatur im Schulzentrum: Planungen für Ausweichcontainer werden fortgesetzt
Daraufhin beschlossen die Politiker, vorsichtshalber Container als Ausweichflächen zu beschaffen. Parallel dazu veranlasste die Stadt Raumluftmessungen in zwölf Räumen der Gemeinschaftsschule – in acht Klassenräumen sowie in vier Räumen, die ebenfalls als Ausweichorte für den Unterricht dienen könnten.
Wichtigstes untersuchtes Kriterium war ein möglicher Schimmelpilzbefall. Den hatten die Eltern vermutet – angesichts des nachgewiesenermaßen undichten Daches und eines muffigen Geruchs in den Räumen ein durchaus naheliegender Verdacht.
Gemeinschaftsschule Schenefeld: Raumluftmessungen ergeben keine Auffälligkeiten
Der sich jedoch nicht bestätigte. „Die gemessenen Werte liegen alle im unauffälligen Bereich“, betont Andreas Bothing, Fachbereichsleiter Bauen im Schenefelder Rathaus. Er hatte es in den Herbstferien Vertretern von SPD und Grünen auf deren Wunsch ermöglicht, die kritisierten Räume unter die Lupe zu nehmen.
Die nahmen weder einen ungewöhnlichen Geruch noch eine Schimmelbildung in den Räumen wahr – und kamen zu dem Schluss, dass die Räume auch kurz- und mittelfristig für Unterrichtszwecke geeignet sind. Und zwar unter der Voraussetzung einer schnellstmöglichen Teilsanierung.
Im Antrag der beiden Fraktionen, der letztlich mit zwei Modifikationen einstimmig verabschiedet wurde, ist die Rede von einem Austausch des Fußbodenbelages. Statt einem Teppich soll ein Linoleumboden verlegt werden.
Teilsanierung: Neuer Bodenbelag, neue Farbe, Dach soll notdürftig geflickt werden
Die Decken und Wände sollen – sofern nicht geschehen – einen neuen Anstrich erhalten. Außerdem soll die Verwaltung prüfen, mit welchem Aufwand eine notdürftige Sanierung der undichten Dächer verbunden ist und welche Kosten dafür zu veranschlagen wären.
Eine Lösung, mit der Schulleiter Dirk Ziegenhagen – er war ebenso wie einige Lehrer sowie Eltern in der Sitzung anwesend – leben kann. „Ich bin damit einverstanden“, so der Schulleiter auf Abendblatt-Anfrage. Der entscheidende Punkt sei für ihn der Austausch des Bodenbelages, der aktuell bereits in einem der Räume vollzogen werde.
„Dort sind die fast fertig“, so der Schulleiter. Der neue Linoleumboden sei bereits in anderen, sanierten Klassenräumen in den erhaltenswerten Gebäudeteilen verwendet worden. „Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht“, so Ziegenhagen.
Auswechseln des alten Teppichbodens soll den üblen Geruch vertreiben
Und er sagt weiter: „Wenn der alte Teppichboden ausgewechselt ist, dürfte es mit der Geruchsbelästigung vorbei sein. Es hat gerochen.“ Und die Quelle sei vermutlich der weit mehr als 20 Jahre alte Teppichboden. „Der ist uralt.“
Auf seine Initiative hin sei zwar in den Sommerferien eine Grundreinigung des Teppiches erfolgt. Jedoch ohne Erfolg, Dreck und Schmutz seien nicht beseitigt worden. „Der sah genauso aus wie vorher.“
Marode Schulräume: Elternprotest ist für den Schulleiter nachvollziehbar
Nach den Notreparaturen und den Verschönerungen, die hoffentlich bis Februar über die Bühne gehen würden, seien die Räume des Mittelstufentraktes nicht mit den übrigen, komplett sanierten Klassenräumen zu vergleichen. „Das wird keine optimale Situation“, so der Schulleiter. Jedoch eine deutlich bessere als der Ist-Zustand.
Für ihn sei nachvollziehbar, dass die Eltern vehement insistiert hätten. „Die möchten gute Unterrichtsbedingungen für ihre Kinder haben, wollen jetzt Verbesserungen sehen.“ Wenn die aus Kostengründen mehrfach verschobene Modernisierung des Schulzentrums abgeschlossen sei, stünden die jetzigen Schüler längst im Berufsleben.
Die Ergebnisse der Raumluftmessungen müssten bei den Eltern für eine Beruhigung sorgen, hofft der Schulleiter. „Wir als Eltern konnten die Gutachten bisher nicht einsehen“, sagt Iris Macke, deren Sohn die siebte Klasse besucht. Sie hoffe, dass dies in Kürze möglich sei. „Dann müssen wir jemanden finden, der uns das erklären kann.“
Den Kampf für bessere Unterrichtsbedingungen würden sie und die anderen Eltern nicht aufgeben. „Es kann nicht sein, dass die Kinder morgens in Klassenräume kommen, in denen Eimer stehen, weil es durchregnet.“ Die Zustände in manchen Räumen seien gruselig.
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„Dass es durchregnet, ist Fakt“, so Schulleiter Ziegenhagen. Er vermute, dass zwischen der – teilweise durch eine Holzkonstruktion abgestützten – Decke und dem Dach „irgendwas ist“. Daher sei es ihm auch wichtig, dass die Stadt trotz der nun geplanten Notreparaturen und Teilsanierungen nicht die Planung für mögliche Ausweichcontainer einstellt.
Das war zunächst Teil des SPD/Grünen-Antrages, ist jedoch nicht mit beschlossen worden. Jetzt sollen die Planungen für die mögliche Aufstellung von Klassencontainern parallel weiter vorangetrieben werden. Ob sie irgendwann einmal benötigt werden, entscheidet dann die Lenkungsgruppe.
Bereits 2019 war die Modernisierung des Schulzentrums angestoßen worden
Die befasst sich mit der Modernisierung des Schulzentrums, das aus Gymnasium und Gemeinschaftsschule besteht. Bereits 2019 hatten die Planungen für die Auffrischung des 70er-Jahre-Baus begonnen, damals wurden die Kosten auf 38 Millionen Euro geschätzt.
Inzwischen liegen sie bei jenseits von 120 Millionen Euro. Derzeit befasst sich die Lenkungsgruppe mit möglichen Einsparungen, um den Kostenrahmen auf etwa 75 Millionen Euro zu drücken. Am Raumprogramm sollen jedoch keine Abstriche erfolgen.
2021 hat ein Berliner Büro den Architektenwettbewerb gewonnen
Das Büro Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel aus Berlin hatte vor zwei Jahren den Architektenwettbewerb für das Schulzentrum der Zukunft gewonnen und einen Entwurf vorgelegt, der nicht nur die beiden Schulleiter begeistert hat.
„Dass wir die Lösung, die wir mal hatten, nicht bekommen werden, ist uns allen bewusst“, sagt Ziegenhagen. Er hoffe dennoch auf eine schnelle Umsetzung und darauf, dass dem Sparzwang nicht zu viel zum Opfer fällt. Ziegenhagen: „Die jetzige Bausituation ist kein Dauerzustand.“