Schenefeld. Sachverständiger untersucht zehn Räume unter anderem auf Schimmelpilzsporen. Acht Container werden als Ausweichfläche dienen.
Acht Container werden das marode Schulzentrum Achter de Weiden in Schenefeld entlasten – und die Stadt veranlasst umfangreiche Raumluftmessungen in mehreren betroffenen Räumen. Das ist das Ergebnis der jüngsten Sitzung des Bauausschusses.
Dort hatten mehrere besorgte Eltern in der Einwohnerfragestunde ihrem Unmut über die Zustände in der Gemeinschaftsschule Luft gemacht – teils mit sehr drastischen Worten. Laut Andreas Bothing, dem für Bauen zuständigen Fachbereichsleiter im Rathaus, sei die Diskussion „sehr unsachlich“ geführt worden.
Schulzentrum marode: Fachbereichsleiter hat keinen Schimmel festgestellt
Bothing hat auf die am Dienstagabend erhobenen Vorwürfe, wonach es eine Schimmelbelastung in mehreren Klassenräumen des Mittelstufentraktes geben soll, bereits am Donnerstag reagiert. Er sagt: „Ich habe mir die genannten Räume angeschaut und keinen Schimmel wahrgenommen.“
Bei der Begehung sei auch ein Bausachverständiger dabei gewesen, so Bothing weiter. Dieser werde Raumluftmessungen vornehmen, die Stadt erfülle damit eine Forderung der aufgebrachten Eltern. Bothing: „Wir gehen davon aus, dass die Ergebnisse der Beprobung nach den Herbstferien vorliegen werden.“
Die Ergebnisse der Raumluftmessungen sollen nach den Herbstferien vorliegen
Das beauftragte Büro habe bereits Raumluftmessungen in diversen Schenefelder Schulen vorgenommen, sei auch mit dem Schulzentrum vertraut. Bothing hat entschieden, dass die Raumluft in allen acht Klassenräumen des Mittelstufentraktes auf Schimmelpilzsporen überprüft werden soll.
Der betroffene Trakt gehört zu den Gebäudeteilen, die im Rahmen der – momentan auf Eis liegenden – Modernisierung des Schulzentrums abgerissen werden sollen. Teilweise werden die Decken in den Räumen abgestützt, die Eltern beklagen einen muffigen Geruch. Bothing spricht von „sensorischen Auffälligkeiten“.
Bothing weist Vorwürfe, die Stadt setze Schüler einer Gefahr aus, vehement zurück
Der Bau-Fachbereichsleiter weist die Vorwürfe, die Stadt habe die Zustände in dem betroffenen Trakt jahrelang ignoriert und setze die Schüler bewusst einer Gefahr aus, vehement zurück. Bothing zeigt sich optimistisch, dass die Raumluft in den acht Räumen keine Auffälligkeiten aufweisen werde.
Untersucht werden auch zwei andere Räume in einem weiteren Trakt, die als Ersatzklassenräume bereitgehalten werden. Um weitere Ausweichmöglichkeiten vorzuhalten, hat der Bauausschuss die Beschaffung von acht Containern abgesegnet – sechs für Klassen und zwei für Differenzierungsräume.
Klassencontainer als Ausweichfläche sollen im Frühjahr zur Verfügung stehen
„Wir sondieren derzeit den Markt, ob wir auf gebrauchte oder neue Container zurückgreifen“, so Bothing. Der genaue Standort stehe noch nicht final fest, er müsse jedoch „zum zukünftigen Projekt der Modernisierung passen“. Sprich: Die Container sollen in einer späteren Bauphase möglichst nicht mehr versetzt werden müssen.
Der Fachbereichsleiter hofft auf eine zeitnahe Beschaffung. Allerdings müsse die Stadt für die Aufstellung noch einen Bauantrag stellen und die Genehmigung seitens des Kreises als Bauaufsichtsbehörde abwarten. Bothing: „Ich hoffe, dass die Container im Frühjahr stehen werden.“
Modernisierung des Schulzentrums: Architekten suchen nach Einsparpotenzialen
Mittelfristig will die Stadt laut Bothing auch die Modernisierung des Schulzentrums angehen, deren Kosten sich von 38 Millionen Euro im Jahr 2019 auf aktuell 117 Millionen Euro erhöht haben. Die Gründe sind vielfältig. Dazu zählen Baukostensteigerungen, Lieferengpässe durch den Ukraine-Krieg, während der Bestandsaufnahme neu entdeckte Mängel sowie zusätzliche Wünsche beim Raumprogramm und bei der Energieeffizienz.
Auch der Interimsstandort auf der Bürgerwiese, wo ein Containerdorf für die mehr als 1000 Schüler von Gymnasium und Gemeinschaftsschule entstehen soll, geht ins Geld. 17 Millionen Euro soll er kosten. Ursprünglich war geplant, die Arbeiten während des laufenden Schulbetriebs durchzuziehen. Dann beschloss die Politik, alle Schüler auszulagern – und erhöhte damit die Kosten erheblich.
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Die Lenkungsgruppe hat nun den beteiligten Architekturbüros konkrete Prüfaufträge erteilt, um die Kosten auf ein Maß zu drücken, das sich die Stadt leisten kann. Eine konkrete Obergrenze wird nicht genannt. Noch im Mai war von einem „Preisdeckel“ in Höhe von 75 Millionen Euro die Rede. Alles steht auf dem Prüfstand – auch der geplante und kostenintensive Interimsstandort.
Am Raumprogramm sollen jedoch keine Abstriche erfolgen. Geprüft wird etwa, ob die Neubauanteile nicht konventionell, sondern kostengünstiger in Modul- oder Holzständerbauweise errichtet werden können. Auch steht zur Debatte, ob die Stadt einen Generalunternehmer beauftragt und eine schlüsselfertige Schule zu einem Festpreis einkauft, statt jedes Gewerk einzeln zu vergeben und selbst die Bauleitung zu übernehmen.
Erste Einsparideen seitens der Architekten sollen noch diesen Monat vorliegen
Der Fachbereichsleiter hofft, dass die Architekten den Mitgliedern der Lenkungsgruppe noch im Oktober erste Einsparpotenziale benennen können. Wann genau mit der Maßnahme endlich begonnen werden kann, kann Bothing nicht sagen.
Ursprünglich war geplant, das Projekt 2025 abzuschließen. Das war die Vorgabe, als die Stadt 2018 das Büro Drees & Sommer aus Kiel als Projektsteuerer verpflichtete. Es schloss sich ein Architektenwettbewerb an, den 2021 das Büro Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel aus Berlin für sich entschied.
Nach der Modernisierung sollen 15.600 Quadratmeter an Nutzfläche bereitstehen
Aktuell verfügt das in den 70er-Jahren errichtete Schulzentrum, das einst aus drei Schulen bestand (Haupt- und Realschule sowie Gymnasium), über eine Bruttogeschossfläche von 12.500 Quadratmetern. 7900 Quadratmeter davon sollen laut den Ursprungsplänen erhalten und saniert werden. In dem Neubau sollten laut Vorgaben der Politik 7700 Quadratmeter dazukommen, sodass künftig insgesamt eine Nutzfläche von 15.600 Quadratmetern zur Verfügung steht.