Schenefeld. Schenefeld wollte Container als Ausweichlösung für kaputte Klassenräume beschaffen. Warum dieser Plan nun gekippt werden soll.

Marode Klassenräume übergangsweise durch Container ersetzen – oder die Räume durch Notreparaturen in einen halbwegs akzeptablen Zustand versetzen: Zwischen diesen Alternativen müssen an diesem Donnerstagabend im Bauausschuss die Schenefelder Kommunalpolitiker entscheiden.

Um 19 Uhr geht es im Sitzungssaal des Rathauses – wieder einmal – um das Schulzentrum Achter de Weiden, dessen Modernisierung aus finanziellen Gründen weiterhin auf sich warten lässt. Nach einer explosionsartigen Baukostensteigerung hatte die Stadt zunächst die Notbremse gezogen.

Marode Klassenräume in Schenefeld: Eltern hatten vorigen Monat im Ausschuss Alarm geschlagen

In der Oktober-Sitzung des Bauausschusses hatten besorgte Eltern in der Einwohnerfragestunde ihrem Unmut über die Zustände in der Gemeinschaftsschule Luft gemacht, die neben dem Gymnasium zum Schulzentrum gehört. Es geht um mehrere Räume des Mittelstufentraktes, der im Rahmen der Modernisierung abgerissen werden soll.

Aktuell nutzen die Räume vor allem die siebten und achten Klassen. Teilweise werden die Decken in diesen Räumen abgestützt, die Eltern beklagen einen muffigen Geruch – und brachten einen möglichen Schimmelbefall der Räume ins Spiel. Am Ende der Sitzung beschloss die Politik auf Vorschlag der Verwaltung, acht Container zu beschaffen, die als Ausweichlösung für die maroden Räume dienen sollen.

Eltern halten Zustände für unzumutbar, Politik und Verwaltung sehen das anders

Dieser Beschluss könnte nun in der Sitzung am Donnerstag rückgängig gemacht werden – zumindest wenn es nach dem Willen von SPD und Grünen geht. Beide Fraktionen haben kurzfristig einen gemeinsamen Antrag eingebracht. Er sieht einen Verzicht auf die Containerlösung vor. Alternativ sollen die Räume einer Modernisierung unterzogen werden.

„Auf Initiative der beiden Fraktionen hat in den Herbstferien eine Begehung der Klassenräume stattgefunden“, bestätigt Andreas Bothing, Fachbereichsleiter für Bauen im Rathaus.

Die Gemeinschaftsschule, die neben dem Gymnasium zum Schulzentrum Achter de Weiden gehört. Viele Räume der Schule sind in die Jahre gekommen, ganze Trakte sollen abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden.
Die Gemeinschaftsschule, die neben dem Gymnasium zum Schulzentrum Achter de Weiden gehört. Viele Räume der Schule sind in die Jahre gekommen, ganze Trakte sollen abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. © Pinneberg | Nicolas Meier-Preschany

Wie es im Antrag der Fraktionen heißt, sei dabei „kein deutlicher, ungewöhnlicher Geruch“ wahrzunehmen gewesen. Die Teilnehmer von SPD und Grünen seien sich einig gewesen, dass die Räume „für etwa drei bis vier Jahre bis zum Neubau“ für Unterrichtszwecke geeignet seien.

In dem Antrag sprechen sich beide Fraktionen dafür aus, den Bodenbelag in den betroffenen Räumen zu ersetzen. Die Decken und Wände sollten – sofern nicht geschehen – einen neuen Anstrich erhalten. Als letztes soll die Verwaltung prüfen, mit welchem Aufwand eine notdürftige Sanierung der undichten Dächer verbunden ist und welche Kosten dafür zu veranschlagen wären.

Es sind Raumluftmessungen erfolgt. Ergebnisse werden Donnerstagabend öffentlich

Bothing betont, dass die Stadt bereits unabhängig von diesem Antrag derzeit den Filzbelag in einem der Räume durch einen Linoleumfußboden ersetzen lässt. Es handele sich um den Raum, der von den Eltern besonders kritisch gesehen wurde.

Die betroffene Klasse sei derzeit in einem Ausweichraum untergebracht. Sollte der Antrag eine Mehrheit finden, stünden weitere Ausweichräume bereit. Jeweils zwei Klassen könnten für eine Woche ein Ausweichquartier beziehen, in der Zeit könnten die Renovierungsarbeiten erfolgen.

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Nach den Elternprotesten hatte die Stadt Raumluftmessungen in den acht Klassenräumen des Traktes sowie in vier weiteren möglichen Ausweichräumen veranlasst. Damit können eventuelle Schimmelpilzsporen nachgewiesen werden. Die Messergebnisse werden am Donnerstagabend im Ausschuss vorgestellt.

Viele besorgte Eltern werden an der Schulausschussitzung teilnehmen

Erneut werden viele besorgte Eltern die Sitzung verfolgen. Im Vorfeld haben sich einige entsetzt über den Antrag geäußert. Sie wollen nicht, dass ihre Kinder weiterhin in den aus ihrer Sicht unzumutbaren und gesundheitsgefährdenden Räumen beschult werden und hatten auf die Containerlösung gehofft.

Dass diese nun kurz nach Ferienende gekippt werden soll, macht die Eltern wütend und fassungslos. Und sie haben den Eindruck, dass mögliche weitere Elternproteste dadurch unterdrückt werden sollen, dass die Politik den Antrag im Schutz der Herbstferien eingebracht hat und ihn am zweiten Unterrichtstag nach Ferienende behandeln lässt.